acatech am Dienstag: Bereit für Big Data?
München, 10. Oktober 2016
Big Data verspricht innovative Dienstleistungen und neue Geschäftsmodelle. Welche Spannungsfelder sich auftun, wenn große Datenmengen gesammelt und ausgewertet werden, diskutierten acatech Mitglied Manfred Broy und Digital-Künstlerin Gretta Louw am 4. Oktober im acatech Forum – Innovation und Technik in München mit den Gästen. Moderiert wurde die Veranstaltung mit dem Titel „Daten als Rohstoff des 21. Jahrhunderts – sind wir bereit?“ von acatech Präsidiumsmitglied Claudia Eckert.
Verfügbar in großer Zahl, verarbeitet von schnellen Rechnern und ausgewertet über anspruchsvolle Analysemethoden versprechen Daten, die Basis für strukturierte Informationen zur Beschreibung der Wirklichkeit und Grundlage für Prognosen und Entscheidungen zu sein. Damit verbunden seien große Chancen für die Wirtschaft, aber auch Herausforderungen, betonte Manfred Broy, Professor für Informatik an der TU München, Gründungspräsident des Zentrum Digitalisierung.Bayern und acatech Mitglied in der aktuellen Veranstaltung der Reihe „acatech am Dienstag“.
In seinem Impulsvortrag hob er hervor, dass die Datenanalyse für die Wirtschaft zu einer zentralen Kompetenz wird – die in Deutschland aber noch nicht ausreichend vorhanden sei. Sie sollte auf der fachlichen Ebene, aber auch in den Führungsebenen gestärkt werden, so Manfred Broy. Nur mit dieser Kompetenz könnten Unternehmensleitungen einschätzen, was Systeme leisten können und wo Risiken bestehen – beispielsweise beim automatisieren Fahren.
Wie abstrakt das Thema Big Data für viele Menschen ist, illustrierte die Künstlerin Gretta Louw in ihrem anschließenden Vortrag. Auf der Suche nach Bildern zum Thema stoße man auf nüchterne Zahlenströme und liebliche Wolken – nicht aber auf Menschen, die hinter den in die Cloud geladenen Daten stehen, so Gretta Louw. In ihren digitalen Collagen und Installationen macht sie materielle Elemente der Datenverarbeitung sichtbar, um bei dem Thema Emotionen und ein kritisches Bewusstsein zu wecken.
Gesammelt wird, was einzusammeln ist
Wem gehören die Daten? Wo liegen die Grenzen für ihre Auswertung? Und wer ist gefordert, diese Grenzen abzustecken? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion mit dem Publikum, die von acatech Präsidiumsmitglied Claudia Eckert, Leiterin des Fachgebiets „Sicherheit in der Informatik“ an der TU München sowie Leiterin der Fraunhofer Research Institution AISEC, moderiert wurde.
Deutlich wurde, dass der disruptive Charakter von Big Data ein Spannungsfeld erzeugt, bei dem wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Nutzen und Bedrohung der Privatsphäre eng beieinander liegen. Als Beispiel nannte Manfred Broy die Verwertung individueller medizinischer Daten. Er warnte davor, das technisch Machbare seinem Lauf zu überlassen. Die Politik müsse schneller und mutiger gegen den Missbrauch persönlicher Daten vorgehen, so der Informatikprofessor – obgleich es nicht einfach sei, mit der rasanten technischen Entwicklung Schritt zu halten.
Über acatech am Dienstag
Mit der Veranstaltungsreihe „acatech am Dienstag“ lädt acatech einmal im Monat zu aktuellen und kontroversen Technikthemen in das acatech Forum am Münchner Karolinenplatz ein. Eingeladen sind interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. Die nächste Veranstaltung zum Thema „Mensch-Maschine-Interaktion“ findet am 8. November um 18 Uhr statt. Anmeldungen unter dienstag(at)acatech.de.