acatech am Dienstag: Mensch und Maschine – Hand in Hand?
München, 9. November 2016
Die Interaktion mit Maschinen und immer stärker auch mit intelligenten Robotern ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Welche Chancen und Risiken die wachsende Autonomie der Maschinen mit sich bringen, wurde in der Veranstaltungsreihe „acatech am Dienstag“ am 8. November diskutiert. Podiumsgäste im acatech Forum in München waren acatech Mitglied Klaus Mainzer (TU München) und Sami Haddadin (Leibniz-Universität Hannover). acatech Präsident Henning Kagermann führte in das Thema ein.
acatech Präsident Henning Kagermann zeigte in seinem Impuls auf, wie sehr intelligente Systeme den beruflichen und privaten Alltag bereits heute prägen: „In der Industrie verlassen Roboter die Käfige und arbeiten Schulter an Schulter mit den Menschen. Im Verkehr nehmen uns Fahrzeuge immer mehr Aufgaben ab und bewegen sich in vernetzten Verkehrssystemen. Künstliche Intelligenz tragen wir am Körper, nutzen sie in den eigenen vier Wänden und schaffen mit ihr flexible Infrastrukturen.“ Der Mensch müsse bei all dem im Mittelpunkt stehen, die lernfähigen Maschinen müssen sich anpassen. Henning Kagermann appellierte, dass eine weitere positive Entwicklung kein Selbstläufer sei, sondern eine gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe. Wenn Mensch und Maschine in beste Gesellschaft gebracht werden sollen, dann müssen Bedenken – etwa Sorgen vor Arbeitsplatz- oder Kontrollverlusten – ernst genommen werden.
In naher Zukunft würden Mensch und Maschine bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten Hand in Hand arbeiten, betonte auch acatech Mitglied Klaus Mainzer. In der Diskussion verwies er darauf, dass der Grad der Autonomie eines Roboters vom Menschen gesetzt werde. Um die Kenntnisse der intelligenten Robotik zu verbreitern, solle die Ausbildung und Qualifizierung an Hochschulen und vor allem auch im dualen Ausbildungssystem zeitnah verändert werden. Nur so könne Deutschland in der Robotik auch weiterhin einen führenden Platz einnehmen. Der im Rahmen der Veranstaltung vorgestellte intelligente Roboterarm Franka habe einen Grad an Intelligenz, der eine direkte Zusammenarbeit mit dem Menschen ermögliche, so Klaus Mainzer.
„Franka ist der erste deutsche Roboter, der ohne Käfig arbeiten kann. Er verfügt über eine Sensorik, die verhindert, dass Menschen von ihm verletzt werden können“, berichtete sein Entwickler Sami Haddadin von der Leibniz-Universität Hannover. Er prognostiziert vielfältige Einsatzbereiche von intelligenten Robotern bereits in den nächsten fünf bis zehn Jahren: in der Elektronikfertigung, z.B. von Smartphones, aber auch in Privathaushalten bei der Unterstützung für ältere oder behinderte Menschen, als Pflegeroboter in Krankenhäusern oder als Transportvehikel bei Hol- und Bringdiensten. Klaus Mainzer verwies darauf, dass die Nutzung von Robotern Veränderungen bringen werden – gewohnte Arbeitsplätze werden verschwinden und dafür neue entstehen. Im Vergleich zu den USA, so Sami Haddadin, gäbe es in Deutschland zu wenig Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten für junge Unternehmen in der Roboterforschung. Die Risikofinanzierung von Innovation sei weiterhin ein Nadelöhr.
Klaus Mainzer plädierte dafür, die Leichtigkeit anderer Kulturen bei der Nutzung neuer Technologien in Deutschland zu übernehmen. Aber auch die Diskussionskultur müsse verändert werden: „Wir können Technikvorbehalte nur durch eine ehrliche Kommunikation abbauen. Dazu gehört auch die Diskussion über ethische Komponenten von autonomen Systemen.“ Roboterarm Franka jedenfalls nahm die Diskussion mit stoischer Gelassenheit zur Kenntnis und betätigte sich zur Freude des Publikums als DJ an einem Mischpult.