Was Nanofahrräder, DNA-Origami, Kunst und Wissenschaft verbindet
München, 6. Dezember 2016
Nano-Maschinen standen am 6. Dezember im Mittelpunkt von acatech am Dienstag. Die Gäste im acatech Forum am Münchner Karolinenplatz diskutierten über Fortschritte der Nanowissenschaft und brachten kreative Ideen zu Papier. Dabei standen ihnen Friedrich Simmel (TU München) Susanne Witzgall (Münchner Akademie der Bildenden Künste) und Wolfgang M. Heckl (Deutsches Museum) zur Seite.
Nano-Maschinen gehören zu den visionären Forschungsthemen und beflügeln die Fantasie. Wie konstruiert man diese Winzling-Maschinen? Welche Anwendungen sind heute möglich, welche in Zukunft denkbar? Diesen Fragen gingen die Besucher des acatech Forums nach.
Friedrich Simmel stellte Nano-Maschinen vor, wie sie aktuell entwickelt und erforscht werden: Sie werden aus einfachen molekularen Komponenten aufgebaut, erledigen jedoch komplexe Aufgaben. Beispielsweise entknäulen sie DNA-Moleküle, schieben kleinste Strukturen entlang fadenförmiger Moleküle oder öffnen und verschließen molekulare Behälter. Friedrich Simmel berichtete auch aus eigenen Forschungen an der Faltung in der Genetik („DNA-Origami“) und an molekularen Roboterarmen.
Tatsächlich sind die ältesten Maschinen nicht menschengemacht, sondern entwickelten sich vor über einer Milliarde Jahren evolutionär. Ein Beispiel ist das Enzym ATPase, das die für unseren Energiehaushalt essentiellen ATP-Moleküle aufbaut. Der diesjährige Chemie-Nobelpreis ging an Forscher, die solche molekulare Maschinen aus der Natur nachbauen oder ganz neue Nano-Maschinen ersinnen.
Nun wurden die Gäste kreativ: Sie skizzierten Ideen für ein Nano-Fahrrad. Die Herausforderung war, molekulare Strukturen so zu verknüpfen, dass sie die Funktionen von Laufrad, Kette, Ritzel und Co im kleinsten Maßstab übernehmen. Solche Ideen sind keinesfalls Gedankenspielereien auf dem Papier. Schon heute gehen beim NanoCar-Race molekulare Fahrzeuge an den Start.
Wissenschaft und Kreativität kommen sich gerade im Bereich der Nanotechnologie sehr nahe. Susanne Witzgall von der Akademie der Bildenden Künste München erläuterte, wie Kunst die Diskussion und Entwicklung neuer Technologien voranbringt. Die Nanotechnologie bietet nach ihren Worten durchaus Anknüpfungspunkte zwischen Kunst und Wissenschaft, da sie Gestaltung von Materie im makroskopischen Maßstab bedeute und die Arbeit mit Materie stets auch ein zentraler Aspekt von Bildender Kunst war und sei.
Wolfgang M. Heckl moderierte die Diskussion, in der deutlich wurde, dass Kunst und Wissenschaft zusammengehören. Die Formel „Kunst fürs Emotionale, Wissenschaft fürs Rationale“ greife zu kurz. Susanne Witzgall machte deutlich, dass zeitgenössische Kunst nicht an der Herstellung ästhetischer Bilder interessiert ist, sondern gesellschaftlich relevante wissenschaftliche Entwicklungen kritisch begleite, deren affektive und soziale Aspekte thematisiere oder sie in größere politische und ethische Zusammenhänge stelle.