acatech am Dienstag: „Von 2.0 zu 4.0 – Wie sich Technik- und Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter verändert“
München, 14. Februar 2017
Wie verändern digitale Technologien die Technik- und Wissenschaftskommunikation? Darüber diskutierten Kommunikationsfachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft am 14. Februar im acatech Forum in München. Sie erörterten Chancen, wie den unmittelbaren Zugang zu Information und Debatten, aber auch Risiken einer Bildung von Meinungsblasen. Reiner Korbmann (Wissenschaft kommuniziert) zeichnete die Forschungssprecher des Jahres 2016 aus.
Christoph Neuberger, Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied der Akademien-Arbeitsgruppe „Wissenschaft, Öffentlichkeit, Medien“, skizzierte, wie soziale Medien die Wissenschaftskommunikation verändern. Meinungen, Nachrichten und Informationen könnten von Einzelpersonen publiziert werden – dies stärke Information und Diskussion, führe aber auch zu einer Vermischung von News, Meinung, Polemik, Tatsächlichem und Erfundenem. Gerade der Wissenschaft falle es schwer, hier mit ihren Analysen durchzudringen.
In der anschließenden Diskussion kamen Praktikerinnen und Praktiker aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien zu Wort: Es sprachen Clarissa Haller, Kommunikationschefin der Siemens AG, Christina Beck, Leiterin Kommunikation Max-Planck-Gesellschaft, Ulrich Marsch, Leiter Corporate Communication Center TU München und Stefan Primbs, Social-Media-Beauftragter des Bayerischen Rundfunks.
Über Strategien der Kommunikation 4.0 sprach in Anlehnung an das von acatech entwickelte Konzept der Industrie 4.0 Clarissa Haller. In den sozialen Medien zähle vor allem Vertrauen, das Einzelpersonen aber auch Organisationen und Unternehmen entgegengebracht werde. Sie kam zu einem durchaus positiven Fazit: Das Zeitalter der Propaganda sei angesichts der Stimmenvielfalt im Internet vorbei. Spezifische Schwierigkeiten der Wissenschaft in der Kommunikation in sozialen Medien kamen in der anschließenden Diskussion zur Sprache: Wissenschaft falle eine auf Emotionen und Alltagsrelevanz ausgerichtete Kommunikation nicht immer leicht. Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien müsse deshalb stärker auf die Menschen und ihre Arbeit in der Forschung setzen. Die Runde war sich einig, dass Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien ein hohes Maß an professioneller Arbeit erfordere. Die Zeiten seien vorbei, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nebenher einen Facebook-Account unterhalten oder damit Praktikanten beauftragen.
Stefan Primbs vom Bayerischen Rundfunk verwies auf die Rolle der Medien als „vierte Macht im Staat“. Nach wie vor haben nach seinen Worten Medien die Aufgabe, Orientierung in einer komplexen Welt zu schaffen, Relevantes herauszuarbeiten, komplizierte Themen und Zusammenhänge zu beleuchten und unabhängig zu hinterfragen. Über diese besondere Bedeutung redaktioneller Medien war sich die Runde einig. Sie sei unabdingbar. Die Gesellschaft dürfe nicht in unterschiedlichste Meinungsräume auseinanderdriften, zwischen denen kaum noch Verständigungsmöglichkeiten bestehen.
Über acatech am Dienstag
Mit der Veranstaltungsreihe „acatech am Dienstag“ lädt acatech einmal im Monat zu aktuellen und kontroversen Technikthemen in das acatech Forum am Münchner Karolinenplatz ein. Eingeladen sind interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien.
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