Energiewende und Energieunion: Deutsche Akademien diskutieren Wege zu einer europäisch integrierten und nachhaltigen Energiepolitik
Brüssel, 3. Juli 2015
Wie können die deutsche Energiewende und die Europäische Energieunion zusammen gebracht werden und daraus wirksame Anreize für den Klimaschutz entstehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung „Energiewende und Energieunion: Wege zu einer europäisch integrierten und nachhaltigen Energiepolitik“ des deutschen Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ und des europäischen Dachverbands der technikwissenschaftlichen Akademien Euro-CASE am 2. Juli 2015 in der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel. Repräsentanten der Akademien stellten wissenschaftsbasierte Optionen für eine europäische Energiepolitik vor.
Wie die deutsche Energiewende sicher, bezahlbar und nachhaltig verwirklicht werden kann, ist die zentrale Frage des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS). „Die Zusammenarbeit der Akademien in Deutschland im Projekt ESYS ist ein herausragendes Beispiel für die interdisziplinäre Erarbeitung von Politikoptionen für ein komplexes Feld wie die Energiewende“, so stellte acatech Präsident und Kuratoriumsvorsitzender von ESYS Reinhard F. Hüttl zu Beginn der Veranstaltung fest. Ziel müsse es nun sein, die Kooperation der Akademienverbünde auch auf europäischer Ebene zu verstärken.
Die Akademien treffen mit ihrem Vorhaben auf ein großes Interesse der EU-Kommission: António Vicente, Leiter des Kabinetts von EU-Kommissar Carlos Moedas, stellte den neuen Mechanismus für die wissenschaftsbasierte Beratung (SAM) der Kommission vor. Die Relevanz der Akademien kommt dabei in einer eigenständigen Säule der Beratung zum Ausdruck. Ziel sei es, mit Unterstützung der Akademien die Evidenzbasiertheit politischer Entscheidungen zu stärken.
Wie wissenschaftliche Politikberatung im Bereich Energiepolitik konkret aussehen kann, zeigte der Vortrag von Christoph M. Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Leiter der ESYS-Arbeitsgruppe „Ökonomie“. Er legte mit der Vorstellung der ESYS Stellungnahme „Die Energiewende europäisch integrieren“ dar, welche Gestaltungsmöglichkeiten es für die gemeinsame Energie- und Klimapolitik in Europa gibt. „Wir müssen die deutsche Energiewendepolitik stärker mit der europäischen Energie- und Klimapolitik verzahnen. Dazu gehört auch eine weiterführende Diskussion über das Europäische Emissionshandelssystem und ein Design für einen gestärkten Strombinnenmarkt“, so sein Appell.
Auf dem abschließenden Panel diskutierten Jiří Buriánek, Generalsekretär des Ausschusses der Regionen der Europäischen Union, Peter Lund, Vorsitzender des Energy Steering Panel des Schwester-Akademienverbunds EASAC, Mechthild Wörsdörfer, Abteilungsleiterin für Energiepolitik in der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission, und Eloy Álvarez Pelegry, Orkestra-Basque Institute of Competitiveness und Mitglied der spanischen königlichen Akademie für Ingenieurswissenschaften, die Vorträge und wiesen insbesondere auf die Signalwirkung der Energieunion hin.
Die Teilnehmer waren sich darüber einig, dass das Konzept der Energieunion inhaltlich weiter ausgearbeitet werden müsse. Dazu kündigte die Kommission an, noch vor der Sommerpause Vorschläge zu veröffentlichen, die auch Reformvorschläge für das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) beinhalten. Mit Blick auf die Innovationskraft im Energiebereich bekam auf dem Podium die Forderung Zustimmung, dass innovative Energietechnologien schneller als bisher zur Anwendung kommen müssen, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen. Damit neue Geschäftsmodelle entwickelt werden können, sei jedoch ein integrierter Energiebinnenmarkt notwendig.
Über ESYS
Das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) zeigt Lösungswege für die Umsetzung einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Energiewende auf. Mehr als 100 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen erarbeiten wissenschaftliche Analysen und Politikoptionen mit dem Ziel, zur Versachlichung der Energiewende-Debatte beizutragen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung geförderte Projekt ist eine gemeinsame Initiative von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Federführung), der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.
Über Euro-CASE
Euro-CASE (European Council of Academies of Applied Sciences, Technologies and Engineering) ist der Zusammenschluss der nationalen technikwissenschaftlichen Akademien aus 22 Staaten in Europa. Präsident ist seit 2013 Reinhard F. Hüttl. Euro-CASE begreift sich als unabhängiger wissenschaftlicher Partner der europäischen Institutionen und erarbeitet Lösungsansätze zur Bewältigung globaler gesellschaftlicher Herausforderungen sowie evidenzbasierte Grundlagen für politische Entscheidungen. Über die Mitgliedsakademien kann Euro-CASE auf die Expertise von über 6.000 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zurückgreifen. Das Positionspapier zum Europäischen Emissionshandelssystem wurde im Rahmen der Euro-CASE Energieplattform erarbeitet.
Weiterführende Informationen
Programm zu Energiewende und Energieunion
Euro CASE Policy Position Paper