Gemeinsame Dialogveranstaltung von acatech und der Münchner Volkshochschule zur Bioökonomie
München, 13. Dezember 2017
Gemeinsam mit der Münchner Volkshochschule organisiert acatech öffentliche Dialoge über neue Technologien. Auf der ersten Veranstaltung am 7. Dezember zum Thema Bioökonomie diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Forstwissenschaftler Klaus Richter, der Umweltwissenschaftlerin Carmen Priefer und dem Experten für Umweltethik Franz-Theodor Gottwald. Alle Beteiligten waren sich einig, dass ein ehrlicher Dialog zu Chancen und Risiken der Bioökonomie verstetigt werden muss.
Die Expertinnen und Experten erläuterten auf der Veranstaltung, wie eine Abkehr von der Nutzung fossiler Rohstoffe hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise gelingen kann, was sich hinter dem Begriff Bioökonomie verbirgt, und welche Chancen sie bietet für die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung. Darüber hinaus diskutierten sie mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, welche technologischen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen sich mit diesem Ansatz ergeben. Moderiert wurde die Veranstaltung von Marc-Denis Weitze, Leiter des Themenschwerpunkts „Technikkommunikation“ bei acatech.
Klaus Richter, Forstwissenschaftler an der TU München und Mitglied des Sachverständigenrats Bioökonomie Bayern, plädierte dafür, die vorhandene Biomasse intelligent zu verarbeiten. Es sei verschwenderisch und kurzsichtig, 60 Prozent des Holzes zu verbrennen. Vielmehr sollten im Sinne einer Holz-Raffinerie ausgefeiltere Nutzungswege (Kaskadennutzung) ausgebaut werden.
Die Umweltwissenschaftlerin Carmen Priefer vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe stellte mögliche Wege der Bioökonomie dar, um Ernährung zu sichern, Ressourcen zu schonen und die Wirtschaft zu stärken. Visionen, Herausforderungen und Hemmnisse gingen hier Hand in Hand und forderten einen breiten gesellschaftlichen Dialog. Bioökonomie sei keine Sache allein der Wissenschaft, Industrie und Politik, sondern betreffe die Gesellschaft und fordere auch von jedem einzelnen eine Neuorientierung, zum Beispiel bei den Ernährungsgewohnheiten. So könnten Konsumentinnen und Konsumenten ihren Fleischkonsum einschränken und beim Einkauf langlebige Produkte bevorzugen.
Franz-Theo Gottwald, Vorstand Schweisfurth Stiftung und Honorarprofessor für Umweltethik an der Humboldt-Universität zu Berlin, hält die bisherigen Bioökonomie-Strategien in Deutschland ebenfalls für sehr technologie-zentriert und plädierte für neue Innovationskonzepte, naturnahe Technologien, eine Verbindung von Regionalentwicklung und Globalisierung sowie die Förderung von Alternativen wie biologischer Landwirtschaft, Cradle to cradle oder Blue Economy.
Die Diskussion in Gruppen und im Plenum kreiste um eigene Assoziationen und verschiedene Verständnisse des Begriffs Bioökonomie – mit der Betonung auf „Bio“ oder auf „Ökonomie“ und um Anwendungsbeispiele wie Biokunststoff oder Treibstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Angesichts der umfassenden Bedeutung des Themas waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, dass ein ehrlicher Dialog zu Chancen und Risiken der Bioökonomie verstetigt werden muss.
Weiterführende Informationen
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Bioökonomierat Bayern