MINT Nachwuchsbarometer im Bundestag: Was Jugendliche von technischen Berufen abhält
Berlin, 24. November 2015
Ortwin Renn, Leiter des MINT Nachwuchsbarometers und Mitglied des acatech Präsidiums, stellte am 24. November Abgeordneten des Deutschen Bundestages zentrale Befunde des Nachwuchsbarometers vor. Beate Petry, Leiterin Rekrutierung Auszubildende der BASF SE, berichtete über die Erfahrungen in ihrem Unternehmen.
Wenig Kontakt mit Menschen, ein gefährlicher – und dazu noch kalter – Arbeitsplatz und körperlich anstrengende Aufgaben: So stellen sich viele Schülerinnen und Schüler die Arbeit in MINT-Berufen vor. Dieses negative Image sowie Defizite in der Berufsberatung tragen laut dem MINT Nachwuchsbarometer 2015 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Körber Stiftung wesentlich dazu bei, dass Jugendliche sich vermehrt gegen eine berufliche Ausbildung im MINT-Bereich entscheiden.
Projektleiter Ortwin Renn erläuterte den Abgeordneten diese und weitere Ergebnisse des Nachwuchsbarometers: Der Anteil junger Frauen in technischen Ausbildungsberufen sinke. Viele Jugendliche verbänden MINT-Berufe mit wenig attraktiven Berufsbildern und Arbeitsbedingungen. Dementsprechend stehe der Zunahme an Studienanfängerzahlen in MINT Fächern ein Rückgang bei den beruflichen Ausbildungsgängen gegenüber. Das MINT Nachwuchsbarometer habe indes auch ergeben: Von MINT-Auszubildenden wird ein Großteil der durch die Schüler genannten Vorurteile gegenüber MINT-Ausbildungen nicht bestätigt. Eine bessere schulische Berufsorientierung gehöre deshalb zu den zentralen Herausforderungen. Zentral sei dabei der Ausbau von Praktikumsangeboten im MINT Bereich.
Beate Petry berichtete über einen sinkenden gesellschaftlichen Stellenwert der dualen Ausbildung im Vergleich mit Universitäts- und Fachhochschulausbildungen. Die Leiterin Rekrutierung Auszubildende bei der BASF SE plädierte für eine höhere Durchlässigkeit der Bildungssysteme im Sinne einer Öffnung der Hochschulen, eine stärkere Berücksichtigung des künftigen Fachkräftebedarfs bei Investitionen in das Schul- und Hochschulsystem und eine attraktivere duale Ausbildung.
Ein zentrales Thema in der Diskussion mit den Bundestagsabgeordneten war der sich verschärfende Mangel an Berufsschullehrern. Beate Petry appellierte an die Politik, die Berufsschulen personell und technisch besser auszustatten. Ortwin Renn regte an, das Berufsschullehramt durch kürzere Ausbildungswege attraktiver zu machen.
acatech unterstützt parlamentarische und politische Gremien unter anderem in Anhörungen, Workshops und Fachgesprächen. Dort stellt die Akademie ihre Ergebnisse und Empfehlungen vor. Das Themenspektrum reicht dabei von technologischen Voraussetzungen für eine nachhaltige und sichere Energiewende über die Zukunft der industriellen Produktion bis hin zu den Auswirkungen der Digitalisierung. acatech bietet im Rahmen der im Bundestag stattfindenden Reihe „acatech am Mittag“ regelmäßig Dialoge für Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu aktuellen Themen aus Forschung und Innovation an.