Strategieprozess BAYERN DIGITAL: Freistaat muss Digitalisierung aktiv gestalten
München, 27. Juli 2015
Um den Herausforderungen des digitalen Wandels gerecht zu werden, hat die Bayerische Staatsregierung am 27. Juli 2015 die Strategie BAYERN DIGITAL vorgestellt. Für diese Digitalisierungsoffensive erarbeitete acatech Handlungsempfehlungen, um Bayern zu einer globalen Leitregion der Digitalisierung zu machen.
Die Digitalisierung verändert die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen in Bayern tiefgreifend. Trotz einer günstigen Ausgangslage mit wettbewerbsfähigen Firmen, exzellenter Forschung und einem hohen Bildungsniveau muss der digitale Wandel aktiv gestaltet und in nationale und europäische Initiativen eingebettet werden. Mit der durch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner am 27. Juli 2015 vorgestellten Strategie BAYERN DIGITAL will der Freistaat dabei zur weltweit sichtbaren Leitregion des digitalen Aufbruchs werden.
acatech unterstützte die Staatsregierung bei der Entwicklung der Strategie BAYERN DIGITAL. Mit dem Münchner Kreis und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik wurden in mehreren Workshops konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Die Analyse der Voraussetzungen der Digitalisierung und ihren Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft soll helfen, Wettbewerbsfähigkeit, Zukunftsfähigkeit und Beschäftigung in Bayern zu sichern.
Ergebnis des acatech Begleitprozesses ist ein Katalog mit zahlreichen Vorschlägen. Wichtig sind vor allem der Auf- und Ausbau von Kompetenzen in Forschung und Bildung, die Schaffung technischer und rechtlicher Voraussetzungen, die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft, die Stärkung von Wachstum durch Innovationen und technologieorientierte Gründungen sowie die Gewinnung von Vertrauen bei Bürgern und Unternehmen.
Handlungsfeld 1: Voraussetzungen der Digitalisierung
Bayern braucht nachhaltige IT-Infrastruktur und weitere Forschung bei den Themen IT-Sicherheit, Datenschutz und bei Rechtsfragen. Beim Ausbau der Breitbandversorgung sollten zukünftige Bedarfe eingeplant werden. Wichtig sind intelligente Netze mit IT-gestützten Eigenschaften. Forschungsbedarf gibt es bei anwendungsorientierten Internet-, Software- und IT-Technologien. Angesichts kürzer werdender Innovationszyklen bedarf es dabei kurzfristig orientierter Forschung.
Die gesellschaftliche Akzeptanz digitaler Technologien basiert vor allem auf Angriffs- und Betriebssicherheit. acatech empfiehlt den Ausbau von Test- und Analyselaboren für Cyber-Sicherheit sowie von Entwicklungs- und Simulationslaboren. Neben Datenschutz und Datenrecht muss auch das Vertrags- oder Arbeitsrecht weiterentwickelt werden.
Handlungsfeld 2: Digitalisierung der Wirtschaft
Wissenschaft und Wirtschaft müssen stärker vernetzt werden. Dazu zählen die Förderung technologiegetriebener Gründungen und kleiner und mittlerer Unternehmen. Gründer müssen unterstützt werden, um Qualität und Anzahl der Gründungen zu erhöhen. Hierzu zählt etwa der einfachere Zugang zu Know-how und Netzwerken. Generell sollte der Wissens- und Technologietransfer zwischen Start-ups, Mittelstand und großen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen verbessert werden. Für den wirtschaftlichen Erfolg innovativer digitaler Produkte sind spezielle Plattformen und Dialogformate nötig.
Die einzelnen Firmen in Bayern sind unterschiedlich gut auf den digitalen Wandel vorbereitet. Kleine und mittlere Unternehmen brauchen Unterstützung bei der Anpassung von Geschäftsprozessen, Produkten und Geschäftsmodellen durch branchenspezifische Beratung. Leuchtturmprojekte helfen beim Wissenstransfer und der Erprobung digitaler Anwendungen. Gleichzeitig sorgen sie für die weltweite Sichtbarkeit des Digitalisierungsstandortes Bayern.
Handlungsfeld 3: Digitalisierung der Gesellschaft
Bildung ist entscheidend für das digitale Zeitalter. Der selbstbestimmte Umgang mit digitalen Technologien braucht stetige Aus- und Weiterbildung. Digitale Technologien müssen beherrscht, angewendet und kritisch reflektiert werden. Der Staat selbst kann bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen: Behörden müssen vernetzt und online erreichbar sein, durch Datenfreigabe (Open Data) werden datengetriebene Geschäftsmodelle ermöglicht.
Erforscht werden muss, wie sich die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt und die Organisation der Arbeit auswirkt. Dabei spielen das Arbeitsrecht und die Entgrenzung von Arbeits- und Privatwelt eine wichtige Rolle. Für den Dialog mit der Gesellschaft über die Chancen und Risiken des digitalen Wandels sind Technikkommunikation sowie wissenschaftliche Folgenabschätzung unabdingbar.