Zwischen Hausmannskost und HighTech: acatech am Dienstag zur Ernährung der Zukunft
München, 18. Juli 2017
Wie gehen wir mit Lebensmitteln um? Und wie sieht die Ernährung der Zukunft aus? Diese Fragen diskutierten am 18. Juli bei acatech am Dienstag Lebensmittelchemiker und Vizepräsident der TU München Thomas Hofmann sowie die Studierenden Fabio Bove und Paul Thillen aus dem Projekt „EatMe! I’m low carbon“ der TUM Jungen Akademie.
Eine wachsende Weltbevölkerung und begrenzte Ressourcen sowie Unter- und Überernährung stellen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft vor immense Herausforderungen. Zentral sind dabei folgende Fragen: Stehen wir vor einer Ernährungsrevolution? Wird sich die Art, wie wir uns ernähren, in den nächsten Jahren grundlegend ändern? Wie kommt Hightech auf den Teller?
Thomas Hofmann, Lehrstuhlinhaber für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik sowie Vizepräsident für Forschung und Innovation der TU München, wies in seinem Impulsvortrag auf unterschiedliche Entwicklungen der Lebensmittelindustrie hin. Während die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland einer technologischen Entwicklung im Ernährungssektor eher skeptisch gegenüberstehen, entsteht in den USA eine bunte Start-Up-Kultur im Lebensmittelbereich. Thomas Hofmann formulierte davon ausgehend einige Trends: Am Beispiel der synthetisch hergestellten Milch „Muufri“ zeigte er, dass immer häufiger Lebensmittel unabhängig vom Tier produziert werden. Außerdem wird die Personalisierung von Lebensmitteln in Zukunft eine verstärkte Rolle spielen, sodass die Produkte individuell zur körperlichen Verfassung der Verbraucherinnen und Verbraucher passen. Darüber hinaus wird die Wertschöpfungskette zunehmend digitalisiert, um Informationen zu Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln transparent zu gestalten.
Während Thomas Hofmann primär die Produzentensicht betrachtete, bezogen sich die Studierenden Fabio Bove und Paul Thillen, Mitglieder der TUM Jungen Akademie, auf die Konsumentenperspektive und stellten ihr Projekt „EatMe! I’m low carbon“ vor. Darin befassen sie sich mit dem ökologischen Fußabdruck und den Fragen, wie sich Treibhausgasemissionen von verschiedenen Produkten beziehungsweise Produktionswegen unterscheiden und inwieweit das Wissen um diese Effekte eine Rolle für die Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf von Lebensmitteln spielt.
Unter der Prämisse, dass besser informierte Kunden den ökologischen Fußabdruck bei ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen, möchten die Projektmitglieder ein Bewusstsein für nachhaltige Ernährung schaffen. Sie raten den Verbraucherinnen und Verbrauchern, saisonal und lokal einzukaufen und zumindest ab und zu auf Fleisch oder aufwendig verarbeitete Lebensmittel zu verzichten.
Für die drei Experten sowie die Mitdiskutierenden aus dem Publikum stand fest, dass Lebensmittel mehr wertgeschätzt werden und die Verfahren der Lebensmittelindustrie über die Überlegungen zu CO2-Aspekten hinausgehen sollten. Diese Gedanken bestimmen das Thema Ernährung im 21. Jahrhundert.
Weiterführende Informationen
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik der TU München