Akzeptanz von Industrie 4.0: Forschungsbeirat legt Abschlussbericht vor
München, 28. Oktober 2019
Im Zeitalter der Industrie 4.0 können neue Technologien Unternehmen viele Vorteile bringen. Stoßen technische Neuerungen in der Belegschaft allerdings auf Ablehnung, kommen diese Vorteile nicht zur Geltung. Um das zu verhindern, müssen Beschäftigte entsprechend einbezogen und informiert werden. Wie das funktioniert, zeigt der Abschlussbericht des Projekts „Akzeptanz von Industrie 4.0“, den der von acatech koordinierte Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0 nun zum Digital-Gipfel vorgelegt hat.
Im Zeitalter der Industrie 4.0 gibt es eine Vielzahl an Technologien, die einen grundlegenden Wandel in Arbeitsabläufen und -aufgaben in der Produktion mit sich bringen. Auf dem sogenannten Hallenboden („Shop Floor“) können digitale Vernetzung, Assistenzsysteme und Automatisierung Produktionsprozesse effizienter gestalten – was Unternehmen und die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland fördert. Demgegenüber kann die Sorge der Beschäftigten stehen, dass die Neuerungen mit Lohnkürzungen und Dequalifizierung einhergehen – oder eben mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Ohne die Unterstützung ihrer Beschäftigten können Unternehmen den Wandel zur Industrie 4.0 jedoch nicht erfolgreich bewältigen.
Eine vom Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0 herausgegebene Studie, die nun zum Digital-Gipfel erscheint, gibt nun Handlungsempfehlungen, wie eine erfolgreiche Einführung neuer Technologien gelingt. Grundlage dafür sind Literaturanalysen sowie Interviews und Fallstudien aus Betrieben, in denen Industrie 4.0-Lösungen eingeführt wurden. Wie die Interviews zeigen, steht die Mehrheit der Beschäftigten der Einführung von Industrie 4.0-Technologien weder ablehnend noch begeistert gegenüber. Stattdessen nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meist eine abwartende und zurückhaltende Position ein. Erst durch die richtige betriebliche Führung gelingt es, Ungewissheiten und Sorgen zu zerstreuen.
Wirkliche Akzeptanzprobleme hinsichtlich der Einführung neuer Technologien entstehen dagegen, wenn der Nutzen für die Beschäftigten nicht erkennbar ist. Das kann jedoch verhindert werden, wenn diese von Anfang an über die Ziele und Auswirkungen informiert und in den Gestaltungsprozess miteinbezogen werden. Eine beteiligungsorientierte Unternehmenskultur, die sich durch nutzenorientierte und transparente Einführungsprozesse auszeichnet, hilft auf diese Weise, die Technikskepsis unter den Beschäftigten zu reduzieren.
Dazu Projektleiter Hartmut Hirsch-Kreinsen von der TU Dortmund: „Das Thema Industrie 4.0 und deren Einführung sollte nicht alleine zwischen Experten und dem Management diskutiert werden. Die Perspektive der Beschäftigten und deren aktive Einbindung auf Augenhöhe sind von großer Bedeutung für den Erfolg von Industrie 4.0. Die Ergebnisse der Studie zeigen, in welcher Weise die Erfahrungen und Kompetenzen der Beschäftigten bei Industrie 4.0-Einführungsprozessen eingebunden werden können.“
Auf zwei Veranstaltungen sollen die Ergebnisse der Studie demnächst zur Diskussion gestellt werden:
Schweinfurt, 12. November, 18:00 Uhr: acatech am Dienstag: KI in der Fabrik
Schon heute setzen produzierende Unternehmen unterschiedliche Robotersysteme ein – vom Greifarm bis zu Leichtbaurobotern -, die die Prozesse in der Fabrik automatisieren und die Menschen von der Fließbandarbeit entlasten. Künftig werden Menschen Roboter direkt in der Fabrik anleiten und ihnen im Produktionsprozess, je nach aktuellem Bedarf, neue Fertigkeiten vermitteln. Diese lernfähigen Roboterwerkzeuge werden Hand-in-Hand und sicher mit den Menschen in der Montage zusammenarbeiten.
Wie profitieren insbesondere kleine und mittlere Unternehmen? Welche neuen Anwendungsbereiche lassen sich absehen und was bedeutet das für die Produktivität? Wie werden sich Arbeitsplätze verändern? Anhand von konkreten Beispielen aus verschiedenen Branchen beleuchtet „acatech am Dienstag: KI in der Fabrik? Wie lernende System die Produktion effizienter machen“ Chancen und Herausforderungen von KI in der Produktion und in der Fabrik.
Amberg, Anfang 2020: acatech am Dienstag: Akzeptanz von Industrie 4.0
Mangelnde Akzeptanz gegenüber neuen Technologien kann für Unternehmen der Industrie 4.0 zum Problem werden: Zieht die Belegschaft beispielsweise bei der Einführung neuer Assistenzsysteme nicht mit, stehen für das Unternehmen Produktivität und Binnenklima auf dem Spiel. Der Abschlussbericht des Projekts „Akzeptanz von Industrie 4.0“, der im Oktober 2019 zum Digital-Gipfel vorgestellt wurde, zeigt, wie Beschäftigte eingebunden und Akzeptanz hergestellt werden kann.
Bei einem acatech am Dienstag Anfang 2020 wird Projektleiter Hartmut Hirsch-Kreinsen die Studienergebnisse vorstellen und mit den Gästen diskutieren.