Bundesweite Aktionstage Netzpolitik und Demokratie: acatech richtet Cyber Security-Fortbildung für Lehrkräfte aus
München, 27. November 2019
Mit einer Lehrerfortbildung zum Thema „Cyber Security und Digitale Aufklärung“ beteiligte sich acatech an den bundesweiten Aktionstagen Netzpolitik und Demokratie, die Mitte November von den Landeszentralen für politische Bildung veranstaltet wurden. Die IT-Sicherheitsexperten Martin Kreuzer (Munich Re) und Alexander von Gernler (Gesellschaft für Informatik/genua GmbH) gaben den Lehrkräften im acatech Forum in München Ratschläge, wie sie sich selbst vor Cyberkriminalität schützen – und wie sie ihre Schülerinnen und Schüler für Cyber-Gefahren sensibilisieren können. Denn gerade die Generation der „Digital Natives“ agiert hier oft sehr sorglos.
Fake News, Intransparenz über die Verwendung personenbezogener Daten oder Hacker-Angriffe auf Social Media-Profile: Längst sind diese Phänomene in der Alltagswelt von Schülerinnen und Schülern, aber auch in den Schulen selbst angekommen. In einer digital vernetzten Welt werden die IT-Systeme so komplex, dass die Risiken nur mehr schwer abschätzbar sind. Dabei ist häufig der Mensch selbst eine Risikoquelle: Durch einen sorglosen Umgang mit Daten oder unzureichende Sicherheitsvorkehrungen macht er Cyberkriminalität erst möglich.
Deutschland braucht deshalb dringend mehr digitale Aufklärung. Lehrkräfte sind perfekte Multiplikatoren, um unter Jugendlichen ein kritischeres Bewusstsein für Cyber Security zu erzeugen und sie altersgerecht zu sensibilisieren. Die Lehrerfortbildung „Cyber Security und Digitale Aufklärung“ am 23. November im acatech Forum in München setzte genau hier an. Ausgewiesene IT-Sicherheitsexperten klärten über Cyberattacken und mögliche Einfallstore auf und stellten dabei geeignete Abwehrstrategien vor, mit denen sich Lehrkräfte genauso wie Schülerinnen und Schüler besser schützen können.
Wo entstehen die Gefahren für die Cyber Security?
Martin Kreuzer, Cyber Risk Specialist bei Munich Re, ging in seinem Impulsvortrag auf Einfallstore und die Beweggründe von Cyberkriminellen ein. In den meisten Fällen sei Geld das Motiv. Darüber hinaus seien Cyberattacken immer wieder auch politisch motiviert – und manchmal dienten sie einfach nur dem Zweck, die eigenen Hacking-Fähigkeiten zu demonstrieren.
Nicht nur als Unternehmen, so Martin Kreuzer weiter, sondern besonders als Privatperson müsse man sich angesichts dieser Bedrohungen folgende Fragen stellen: Was sind überhaupt meine wichtigsten digitalen Assets, sprich: welche meiner Daten sind wirklich schützenswert? Und gibt es jemanden, der Interesse an meinen privaten Fotos oder an meiner Steuererklärung haben könnte? Die meisten Bürgerinnen und Bürger setzten sich nicht mit diesen Fragen auseinander und seien im Umgang mit ihren Daten viel zu naiv.
Gerade die Generation der Digital Natives, die Millennials, würden sich häufig fahrlässig durch den digitalen Raum bewegen und somit Sicherheitslücken kreieren – weshalb man sie eigentlich „Digital Naives“ nennen müsse, so der IT-Sicherheitsexperte. Durch den App-Hunger der jungen Generation und die Sorglosigkeit beim Download oder bei der Einwilligung in Geschäftsbedingungen entstünden viele Probleme für die Cybersicherheit: Denn bei jeder dieser Apps gebe man persönliche Daten frei, wodurch bei einem Cyberangriff Schaden entstehen könne.
Schutz persönlicher Daten
Laut Alexander von Gernler, Leiter Forschung genua GmbH und Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik, fürchten Nutzerinnen und Nutzer in Bezug auf die Sicherheit personenbezogener Daten vor allem drei Dinge: dass diese Daten verloren gehen oder manipuliert werden könnten – oder dass Dritte auf sie zugreifen könnten. Um sich davor zu schützen, könne man folgende Maßnahmen ergreifen:
1. Daten-Backups: Man sollte immer Daten-Backups durchführen, entweder online in der Cloud oder offline auf einem externen Datenspeicher. Online-Backups sollten allerdings nur über vertrauliche Anbieter durchgeführt werden. Bei einem Offline-Backup sollte man darauf achten, dass das Backup auch wieder auf den Rechner zurückgespielt werden kann.
2. Passwörter: Man sollte immer darauf achten, gute Passwörter zu verwenden und diese niemals doppelt zu nutzen. Um bei der Fülle an Passwörtern, die wir in unserem Leben benötigen, den Überblick zu behalten, empfiehlt sich ein Passwort-Manager.
3. Software-Updates: Es ist besonders wichtig, Software und Betriebssysteme immer auf dem aktuellsten Stand zu halten, sie also regelmäßig upzudaten. Veraltete Software beinhaltet häufig Einfallstore, welche in neueren Versionen behoben wurden.
Ratschläge zum Schutz privater Daten von IT-Experte Alexander von Gernler im HORIZONTE logbuch
Software wird von Menschen geschrieben, und Menschen machen auch mal Fehler. Die komplett fehlerfreie Software gibt es nicht.
Alexander von Gernler, genua GmbH
In seinem Gastbeitrag für das acatech HORIZONTE logbuch gibt Alexander von Gernler weitere Ratschläge, wie sich persönliche Daten besser schützen lassen.
Cyber Security als Paket für Schulen: Lernplakate, Live-Stream, Podcast
In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit gestaltete acatech HORIZONTE Lernplakate für den Schulunterricht, die Schülerinnen und Schülern veranschaulichen sollen, wo Gefahren für die Cyber Security entstehen und wie sie sich davor schützen können. Die Plakate sind – genauso wie die Aufzeichnungen der Impulsvorträge von Martin Kreuzer und Alexander von Gernler – hier verfügbar.
Zusätzlich veröffentlichte acatech HORIZONTE am 13. November einen Pilot-Podcast zum Thema Cyber Security. Die IT-Sicherheitsexperten Thomas Tschersich (Deutsche Telekom) und Jörn Müller-Quade (Karlsruher Institut für Technologie) stehen darin Rede und Antwort. Der Podcast ist abrufbar auf allen gängigen Streaming-Plattformen und auf der acatech Website.
acatech HR-Kreis – Führungskräftetraining für Lehrkräfte
Mit der Frage, wie Lehrkräfte für die Herausforderungen durch die Digitalisierung auch zukünftig mit Schlüsselkompetenzen ausgestattet werden können, beschäftigt sich auch der HR-Kreis – Forum für Personalvorstände zur Zukunft der Arbeit von acatech. Konkret pilotiert der HR-Kreis hierfür ein Führungskräftetraining für Lehrkräfte, in dessen Rahmen eine Kompetenz-Matrix erarbeitet wird. Das Training soll die Rolle der Lehrkräfte stärken, Heranwachsende in ihrer Befähigung zum Lebenslangen Lernen zu unterstützen.
acatech bringt im HR-Kreis hochrangige Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft zu einem vertraulichen Strategiedialog zu Fragen der Sicherung innovationsrelevanter Kompetenzen in Deutschland und der Gestaltung der digitalen Transformation zusammen.
Über die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und die Bundesweiten Aktionstage Netzpolitik und Demokratie
Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit wurde per Verordnung am 9. April 1946 eingerichtet. Mit dem Gesetz über die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit vom 9. Oktober 2018 wurde sie zu einer teilrechtsfähigen Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Die Landeszentrale wird in ihrer Arbeit von einem Verwaltungsrat beraten, der sie in ihren Aufgaben fördern und ihre Überparteilichkeit sichern soll. Den Vorsitz hat der Staatsminister für Unterricht und Kultus. Daneben besteht der Verwaltungsrat aus acht Vertretern des Landtags, einem Vertreter der Staatskanzlei sowie je einem Vertreter der Staatsministerien des Innern und für Integration, für Wissenschaft und Kunst, der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat sowie für Familie, Arbeit und Soziales.
Die Bundesweiten Aktionstage Netzpolitik und Demokratie wurden in diesem Jahr erneut von der Bundeszentrale und den Landeszentralen für politische Bildung veranstaltet. Gemeinsam mit Partnerorganisationen aus Bildung, Medien, Politik und Zivilgesellschaft wurde dabei vom 13. bis 16. November 2019 an vielen Orten und in unterschiedlichen Formaten über die politischen Fragen diskutiert, die sich aus der informationstechnischen Durchdringung moderner Lebenswelten ergeben. Dabei steht zugleich die Förderung der digitalen Medienkompetenz im Zentrum.
Über acatech HORIZONTE
Die Themenreihe „acatech HORIZONTE“ untersucht Technikfelder, die unseren Alltag grundlegend verändern, aber in ihrer Tragweite noch nicht klar sind. Solche Technologien möchte acatech differenziert, anschaulich und verständlich aufbereiten und bewerten. Die Publikationen der „acatech HORIZONTE“ bilden einen breit angelegten Diskussionsprozess ab. Ein Begleitkreis mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Technikkommunikation und der Gründerszene berät acatech bei der Themenwahl. Die nächste Ausgabe acatech HORIZONTE Nachhaltige Landwirtschaft erscheint am 3. Dezember 2019.
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