Ernst oder Spiel? Gaming zwischen Lernen, Weltveränderung und Sucht
München, 10. November 2020
Am 5. November ging es beim „Digitalen Salon“ von acatech und der Katholischen Akademie in Bayern um das Thema „Gaming“. Lange Zeit wurden Computerspiele vorwiegend als Problem diskutiert – und bis heute haftet ihnen ein Schmuddel-Image an. Aber Tausende begeisterte Besucher bei Gaming-Turnieren, eine Bundeskanzlerin auf der Computerspielemesse und Rezensionen im Feuilleton belegen, dass Gaming längst ein Kulturfaktor ist. Ein Milliardenmarkt in Deutschland und mitunter Treiber technischer Innovationen. Computerspiele navigieren dabei zwischen Entertainment, Bildungsspaß und Jugendschutz.
Daniel Martin Feige, Professor für Philosophie und Ästhetik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, ging in seinem Grundlagenreferat auf das Design von Games und ihre Wirkung ein. Er stellte dabei u.a. fest, dass die von vielen Seiten angemahnte Gewaltdarstellung in Computerspielen teilweise auch nicht schädlicher sei als entsprechende Filme zu schauen oder Bücher zu lesen.
Verena Weigand, Bereichsleiterin Medienkompetenz und Jugendschutz der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in München, berichtete von ihrem täglichen Umgang mit Videospielen, die für den Jugendschutz gesichtet werden müssen. Sie legte viel Wert darauf, dass Spielen für sie heiße, zweckfrei zu sein und nicht immer mit einem pädagogisch-didaktischen Impetus einhergehen müsse.
Matthias Utesch von der TU München zeigte unter anderem anhand einiger Ausschnitte des Spiels „AntIt!“, wie schon jüngste Schülerinnen und Schüler mithilfe von Videospielen spielerisch an Programmierung und problemlösendes Denken herangeführt werden können.
Im Salon wurden zahlreiche Fragen aufgeworfen: Sind digitale Welten und analoges Leben Konkurrenten, oder besteht hier ein Kontinuum mit Synergien? Machen Spiele einsam oder sind sie längst ein Begegnungsraum? Einige Beispiele deuten darauf hin, dass die Gamer von heute die IT-Fachkräfte von morgen sein werden – insofern hat das Feld in mehrfacher Hinsicht Relevanz für Bildung und Ökonomie.
Der „Digitale Salon“ von acatech und der Katholischen Akademie in Bayern ist ein Denkraum: Er soll dazu dienen, über das Internet als Phänomen nachzudenken, über Auswirkungen und Folgen der Digitalisierung zu reflektieren und dabei unterschiedliche Positionen ins Gespräch zu bringen.