„HYPERMEDIA” – eine Woche im Zeichen von Technik und Multimedia-Kunst bei acatech
München, 31. Juli 2025
HYPERMEDIA – das ist der Titel der Jahrgangsausstellung von Studierenden der LMU München im Studiengang „Kunst und Multimedia”. Zwanzig Abschlussarbeiten machten Absolventinnen und Absolventen der Öffentlichkeit im acatech Forum am Karolinenplatz zugänglich. Im Rahmen des Kunstareals-Fests und auf Einladung von acatech traten dabei Digitale Medien in einen spannungsreichen Dialog mit analogen künstlerischen Ausdrucksformen. Umrahmt wurde die Ausstellung durch Vernissage und Finissage, die Raum für Vorträge und Diskussionen zu ethischen Implikationen von Künstlicher Intelligenz und Möglichkeiten der Multimedia-Kunst gaben.
Die Ausstellung: digital und analog im Dialog
Die Ausstellung HYPERMEDIA vereint Techniken wie Animation, Video und interaktive Medien mit traditionellen Formen wie Malerei, Zeichnung und Skulptur. Dabei reicht die thematische Vielfalt von den Umweltauswirkungen moderner Technologien bis hin zu persönlichen Identitäts- und Gesellschaftsfragen. Die Studierenden experimentieren mit dem Zusammenspiel verschiedener Medien, deren Überschneidungen und Transformationen. Daraus entsteht ein dynamischer Raum kreativer Erkundung, der die Verbindung von digitaler Innovation und traditionellem Handwerk sichtbar macht.
Insbesondere bei den Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Multimedia identifizierte acatech Schnittmengen mit Akademieschwerpunkten und bot sich im Rahmen des Kunstareal-Fests als Gastgeber der Ausstellung in den Räumlichkeiten der Akademie an.
Seit 2023 ist acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Teil des Kunstareals. Im Rahmen des Kunstareal-Fests 2023 fand ein Dialog-Vormittag zu KI statt. Weitere Kooperationen innerhalb des Kunstareals waren das Filmprojekt „Technik, Macht, Stadt: Megalopolis und der Dialog um die Zukunft” und zwei Projekte mit der Alten Pinakothek „Back to the roots: Zur Wiederentdeckung der Symbiose von Wissenschaft, Kunst und Technologie” und „Vom Schauen zum Machen – wie Stilllebenmalerei und Synthetische Biologie neue Realitäten schaffen”.
Vernissage: Wie sehr wird Technik zur neuen Natur?
Nach den Begrüßungen durch Wolfgang Siegel (Administrativer Geschäftsführer, acatech) und Anja Mohr (Professorin am Institut für Kunstpädagogik, LMU München) bot Karin Wimmer eine Einführung und gab Einblicke in die Ausstellung. Sie betreut den Studiengang Kunst und Multimedia der LMU München.
Als Ausgangspunkt diente ein irritierendes, provozierendes Zitat von Simone de Beauvoir aus dem Jahr 1968: „Bald wird die Technik uns wie die Natur selber vorkommen, und wir werden in einer völlig entmenschlichten Welt leben.“ Und tatsächlich, so die Überlegungen von Karin Wimmer, scheine Technik inzwischen zu unserer neuen Natur geworden zu sein. Sie sei allgegenwärtig, selbstverständlich, ja beinahe lebensnotwendig, was weitere Fragen danach aufwerfe, ob Technik uns bereits „natürlich“ vorkomme, weil ein Leben ohne Smartphone, Internet oder Algorithmen kaum noch vorstellbar sei. Werden wir das Menschliche in dieser technisierten Welt neu verhandeln müssen?
Karin Wimmer vermittelte Eindrücke davon, wie viele Ideen, Planung und Zusammenarbeit die Ausstellung erforderte – eine intensive Zusammenarbeit, über insgesamt drei Semester hinweg, die in der Kuration der Ausstellung in den acatech Räumlichkeiten am Karolinenplatz mündete. Eine besondere Rolle spielte hierbei einer der Konferenzräume, ausschließlich mit einem großen Tisch und blauen Stühlen möbliert: „Als ich bei der Besichtigung diesen Tisch mit den Stühlen das erste Mal gesehen habe, musste ich als Kunsthistorikerin an das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci denken. Das letzte Abendmahl zeitgenössisch interpretiert – nichts als nur dieser Tisch und die blauen Stühle, in einem White Cube sozusagen.“ Der Tisch blieb und wurde in die Ausstellung integriert.
Öffnung des acatech Forums zum Kunstareal-Fest
An zwei Tagen konnten die Besucherinnen und Besucher des Kunstareal-Fests zwischen Alten Meistern in der Pinakothek, „chillen“ bei FLUX und der Multimedia-Kunst bei acatech wählen. Rund 300 Kunst- und Technikinteressierte fanden den Weg zur „HYPERMEDIA-Ausstellung“ bei acatech und kamen ins Gespräch mit den Kunstschaffenden.
Finissage: im Einklang mit gesellschaftlichen Werten
Die Finissage im Rahmen der Veranstaltungsreihe „acatech am Dienstag“ beschloss die Ausstellung, erlaubte einen letzten Blick auf die Exponate und lud ein zur Diskussion über digitalen Humanismus, Ethik im Zeitalter der KI und Möglichkeiten der Multimedia-Kunst:
Andrea Martin (Leiterin des IBM Watson Center Munich und acatech Senatorin) sprach zu „Ethik im Zeitalter der KI“. Sie forderte von Unternehmen und Entwicklern, ein KI-Ethik-Rahmenwerk zu etablieren, das Transparenz, Sicherheit und Datenschutz gewährleistet. Denn, so Andrea Martin, der Mensch stehe im Mittelpunkt: KI-Systeme sollten deshalb so gestaltet sein, dass sie menschliche Entscheidungen unterstützen und nicht ersetzen. Entscheidend für die Zukunft der Technologie in Europa sei eine funktionierende KI-Governance. Denn nur wenn KI verantwortungsvoll und im Einklang mit gesellschaftlichen Werten eingesetzt werde, könne sie ihren vollen Nutzen entfalten und das Vertrauen der Menschen gewinnen. Dieses Thema sei auch ein zentraler Punkt der Ausstellung.
Karin Wimmer stellte den Gästen nochmals das Konzept der Ausstellung vor. Anschließend referierte die Autorin und Filmwissenschaftlerin Nathalie Weidenfeld zu „Ethik und Kunst im digitalen Zeitalter“: Ausgehend von Darstellungen malender Roboter im Film untersuchte sie, welche implizite Kunsttheorie Hollywood selbst entwirft. Darauf aufbauend erörterte sie die Aspekte Originalität, Kreativität und Rezeption im digitalen Zeitalter. Sie plädierte im Umgang mit KI für einen „Digitalen Humanismus“ – und schloss in ihren Überlegungen direkt an die Ausführungen von Andrea Martin an.
Dialog zu Kunst und Technik weiterentwickeln
acatech zeigte mit der künstlerischen Kooperation neue Perspektiven im Verhältnis von Technik und Gesellschaft auf und wird die zahlreichen Anknüpfungsmöglichkeiten mit den Partnerorganisationen im Kunstareal auch künftig nutzen, um neue Zielgruppen in die Dialogformate der Akademie einzubinden.











