acatech Senatsveranstaltung bei Airbus: Wie sieht die Zukunft der Luft- und Raumfahrt aus?
München, 6. Juli 2023
Am 30. Juni kamen die acatech Senatorinnen und Senatoren zu ihrem jährlichen Treffen zusammen. Die acatech Präsidenten Thomas Weber und Jan Wörner begrüßten ihre Gäste diesmal beim Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus vor den Toren Münchens, gemeinsam mit Gastgeberin Sabine Klauke, Chief Technical Officer (CTO) bei Airbus und acatech Senatorin. Die nachmittägliche Diskussionsveranstaltung machte deutlich: Digitale Technologien und gesellschaftliche Erwartungen tragen wesentlich zur starken Transformation der Branche bei – Future Aerospace ist das Leitmotto.
Das in Ottobrunn ansässige Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus, Beispiel für erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa, war in diesem Jahr Gastgeber der acatech Senatsveranstaltung, bei der Vertreterinnen und Vertreter wichtiger technologieorientierter Unternehmen, Verbände oder Wissenschaftsorganisationen zusammenkamen. Mit einem Impuls über allgemeine Entwicklungen im Mobilitätsbereich bereitete acatech Präsident Thomas Weber seine Gäste auf die Themen des Tages vor. Er beschrieb die Potenziale digitaler Technologien, durch die mehr Automatisierung und eine bessere Verkehrssteuerung möglich werden und hob den gesellschaftlichen Wunsch der Bevölkerung hervor, die Mobilität in Deutschland klimafreundlicher zu gestalten. Dieser Wunsch wird im „Mobilitätsmonitor“, einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von acatech, seit Jahren regelmäßig artikuliert.
Die veränderten Erwartungen der Menschen treffen in besonderem Maße auch die Luft- und Raumfahrtbranche, wie Gastgeberin Sabine Klauke, Chief Technical Officer (CTO) bei Airbus und acatech Senatorin, in ihrem anschließenden Vortrag verdeutlichte. Entsprechend sucht die Branche nach Lösungen, mit denen der CO2-Ausstoß bei Flügen verringert werden kann. Experimentiert wird – ähnlich wie bei der Mobilität am Boden – mit Wasserstoffantrieben und mit Alternativen zum fossilen Kerosin, den sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF). Diese sind biogenen Ursprungs, werden auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt und haben ein entsprechendes CO2-Einsparpotenzial. Aber bis jetzt werden SAFs nicht in ausreichender Menge produziert, auch weil das Ökosystem im Flugverkehr sich noch nicht entsprechend umgestellt hat. Der Klimawandel sei eine sektorenübergreifende Herausforderung und deshalb müsse man auch sektorenübergreifend nach Antworten suchen, appellierte Sabine Klauke. acatech biete das ideale Forum, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und voranzutreiben.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von acatech Präsident Thomas Weber, vertieften Sabine Klauke, Olaf Heintze, Bereichsentwicklung Luftfahrt beim DLR, Detlef Kayser, Vorstandsmitglied bei der Lufthansa Group und Klaus Schneider, CTO bei Liebherr-Aerospace & Transportation das Thema. Dabei wurde deutlich, dass man sich in der Branche eine gewisse Technologieoffenheit wünscht. Die zu starke Fokussierung auf einzelne, klimafreundliche Technologien könne problematisch sein für die Zukunft der Luftfahrt insgesamt, warnte Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser.
Ein Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft könnte das autonome Fliegen sein. Dirk Hoke, CEO von Volocopter, und Stefan Thomé, CEO von Airbus Helicopters Deutschland, stellten den Senatorinnen und Senatoren ihre Vision der Mobilität von Morgen vor. Darin sind Flugtaxis ohne Pilot eine gängige Teillösung der Fortbewegung – schon allein deshalb, weil es zu wenige Piloten geben werde, um der Nachfrage zu entsprechen.
Zum Abschluss ging es bei der acatech Senatsveranstaltung noch über die Troposphäre – jene Schicht der Erdatmosphäre, in der der Flugverkehr stattfindet – hinaus: acatech Präsident Jan Wörner widmete sich mit seinen Panelgästen dem Thema Raumfahrt. Es diskutierten: Adel Al-Saleh, Vorstandsmitglied bei der Deutschen Telekom, Maria Birlem, Co-CEO von Yuri, François Lombard, Head of Strategy bei Airbus Defence and Space, Chiara Manfletti, COO bei Neuraspace und Gregor Pillen, General Manager bei IBM DACH. In der Raumfahrt haben digitale Technologien dazu geführt, dass mehr und mehr Daten erhoben und genutzt werden können – was auch neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Wertvolle Innovationen könne man aber nur erwarten, wenn für Startups und junge Unternehmen in dieser Branche entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen würden, hieß es aus der Runde. Auch große Unternehmen wie die Deutsche Telekom wünschen sich, Satellitendaten noch besser nutzen zu können, machte Telekom-Vorstandsmitglied und acatech Senator Adel Al-Saleh deutlich.
Im Maximilianeum, dem Sitz des Bayerischen Landtags, fand der Tag schließlich mit dem Senatsempfang seinen Ausklang. In seinem Grußwort drückte der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann seine Wertschätzung für die Technikwissenschaften aus. Von Ingenieuren, Mathematikerinnen oder Chemikern gingen wichtige technologische Impulse aus, mit denen sich die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen ließen.
Anschließend wartete noch ein besonderes Highlight auf die Gäste: Eine virtuelle Dinner Speech der ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti. Die Italienerin ist die erste europäische Frau, die im Weltall einen Außenbordeinsatz absolviert hat. Die europäische Raumfahrt sei bereit für den nächsten Schritt, so Samantha Cristoforetti. Eine Voraussetzung dafür sieht sie in einer intensiveren europäischen Zusammenarbeit – wie sie Airbus, der Gastgeber der diesjährigen Senatsveranstaltung, schon seit Jahren vorlebt.