acatech STUDIE zeigt, wie der Wandel zum Smart-Service-Anbieter gelingt
München, 31. Mai 2023
Der acatech Industrie 4.0 Maturity Index brachte in den vergangenen Jahren viele Unternehmen erfolgreich auf den Weg in die Industrie 4.0. Sein Nachfolger, der heute erschienene acatech Maturity Index Smart Services, zeigt nun auf, wie die nächste transformative Herausforderung gemeistert werden kann: der Wandel hin zum Smart-Service-Anbieter. Dabei richtet sich die Publikation vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen.
Seit Jahrzehnten sind produktionsorientierte Unternehmen der Inbegriff von „Made in Germany“ und gelten als Treiber von Innovation und Wohlstand. Mit der Einführung der Industrie 4.0 vor rund einer Dekade hat für diese Unternehmen ein tiefgreifender Transformationsprozess begonnen, der seit einigen Jahren in eine neue Phase eingetreten ist: In einer datengetriebenen Industrie – Stichwort „Industrial Metaverse“ – ist die Weiterentwicklung hin zum Smart Service-Anbieter unvermeidlich.
Die Kombination von vernetzten Produkten, datenbasierten Services und kundenorientierten Nutzenversprechen birgt großes Potenzial. Ein Beispiel: Das Produkt „Intelligentes Auto“, ergänzt durch den Service „Autonomes Fahren“ und verbunden mit dem Leistungsversprechen, eine bequeme und sichere Fahrt zu ermöglichen, verändert aktuell ganze Branchen.
In einer neuen acatech STUDIE zeigt ein Projektteam um Roman Dumitrescu, Frank Riemensperger und Günther Schuh auf, wie Unternehmen die Potenziale der Smart Services heben können. „Die Herausforderung für produzierende Unternehmen besteht aktuell darin, erfolgreiche Geschäftsmodelle für die Smart Service Welt abzuleiten. Die großen Player schaffen dies eigenständig, der Innovationsstandort Deutschland lebt aber auch von seinen Hidden Champions: Kleinunternehmen und Mittelständlern. Der acatech Maturity Index Smart Services unterstützt Unternehmen aller Art bei ihrer Transformation mit dem Ziel, sie und damit die deutsche Wirtschaft Smart-Service-fähig zu machen“, erklärt acatech Präsidiumsmitglied Frank Riemensperger.
Egal, auf welcher Stufe: Unser Reifegradmodell soll Unternehmen dabei helfen herauszufinden, welche Positionierung in der Smart Service Welt für sie vorteilhaft ist. Anschließend werden Realisierungswege aufgezeigt, so dass am Ende eine Servitisierung des Angebotsportfolios des Unternehmens möglich wird.
Frank Riemensperger, acatech Präsidiumsmitglied
Laut Reifegradmodell des acatech Maturity Index Smart Services durchlaufen Unternehmen sechs Entwicklungsstufen:
- Digitale Starter zeichnen sich dadurch aus, dass sie bereits ein grundsätzliches Bewusstsein für die Notwendigkeit der Smart-Service-Transformation aufbringen, sich aus unterschiedlichen Gründen jedoch noch nicht auf den Weg begeben konnten, sich den Herausforderungen des Wandels zu stellen. Ihre Produkte sind derzeit noch nicht vernetzt oder an das Internet angebunden und verfügen nur über einfache digitale Funktionen. Produkt und Service werden isoliert betrachtet.
- Bei Smart-Product-Herstellern sind Ansätze und erste Initiativen für eine Transformation erkennbar. An vielen Stellen wird der Prozess jedoch gehemmt. So sind etwa die smarten Produkte dieser Unternehmen in der Regel in der Lage, Daten zu erfassen. Oftmals handelt es sich jedoch nur um einfache Daten, die sich lediglich auf den Produktstatus beziehen. Eine standardisierte und systematische Nutzung der Daten für den Service findet ebenfalls noch nicht statt.
- Smart-Service-Pilotierer sind bereits in der Lage, erste Smart-Service-Konzepte zu entwickeln und zu erproben. Diese sind noch nicht am Markt verfügbar, sondern werden oftmals explorativ mit Pilotkunden im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungskooperationen ausgearbeitet und getestet. Für diese Unternehmen besteht die Herausforderung insbesondere darin, die richtigen und genügend Daten für ihre neuen Services zu bekommen.
- Unternehmen der Reifegradstufe „Smart-Service-Anbieter“ haben Smart Services bereits initial erprobt, als erfolgsversprechendes Geschäft identifiziert und erste Produkte auf den Markt gebracht. Die Smart-Service-Anbieter nutzen die Smart Services vor allem dafür, ihr Portfolio zu komplettieren. Die vollständige Transformation vom Produktionsunternehmen hin zu einer primär servicedominierten Organisation ist noch nicht erfolgt.
- Die weitere Professionalisierung und Ausweitung des Smart-Service-Geschäfts führt vom Smart-Service-Anbieter zum Smart-Solution-Integrator: Die Smart Products dieser Unternehmen erfassen alle für die Kundenwertschöpfung relevanten Daten; die Unternehmen haben Retrofits und Updates in den Produkten implementiert. Ihre Kunden profitieren von klar definierten Lösungspaketen sowie transparenten Preisen und erhalten genau die Leistungen, die sie für die Erreichung ihrer individuellen Ziele benötigen.
- Unternehmen, die mit ihren Angeboten das gesamte Marktumfeld prägen, werden im Reifegradmodell als „Ökosystemvorreiter“ bezeichnet. Diese Unternehmen entwickeln gemeinsam mit Kunden, Partnern und zum Teil sogar Wettbewerbern Smart Services für ganze (digitale) Ökosysteme. Das befähigt sie dazu, Nutzenpotenziale zu erschließen, die für sie als einzelnes Unternehmen nicht erreichbar wären.
Für jede Stufe identifiziert die Studie entsprechende Gestaltungsoptionen für eine Weiterentwicklung. Für ein Quick Assessment, wie weit man bei der Etablierung eines Smart-Service-Geschäfts schon ist, können Unternehmen zudem das studienbegleitende Angebot des „acatech Maturity Hub Smart Services“ nutzen.