Chemie in der Gesellschaft: Von Biokunststoffen, Nachhaltigkeit und Wertedenken

München, 15. November 2017
Bei acatech am Dienstag diskutierten am 14. November Expertinnen und Experten über Nachhaltigkeit und Wertedenken in der Chemie entlang der Themen Biokunststoff, Chemiewaffen und Batterien. Sie alle waren sich einig, dass ethische Fragestellungen bereits von Beginn an im Chemiestudium aufgegriffen werden sollten
Die Präsidentin der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) Thisbe K. Lindhorst (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) erläuterte zum Einstieg, was Wertedenken in der Chemie bedeuten kann. Sie sieht es als Aufgabe der Chemikerinnen und Chemikern, einen Dialog über Werte und Werke in der Chemie zu führen.
Steffi Ober (Zivilgesellschaftliche Plattform Forschungswende / Vereinigung Deutscher Wissenschaftler) konkretisierte das Thema Wertedenken mit einem Beitrag über Biokunststoffe. Als Biokunststoffe werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt werden. Das bedeute jedoch nicht, dass Biokunststoffe auch biologisch abbaubar sind. Ob Bio oder nicht – Plastikmüll stelle eine ernstzunehmende Verschmutzung dar. Die Folgen der Verbreitung schwer abbaubarer Mikroplastikteilchen seien noch nicht abschätzbar, sicher seien damit aber Probleme verbunden, die mit jedem Tag größer würden, da stetig Abfall in die Natur gelange.
In der anschließenden Podiumsdiskussion erörterten Friedrich Barth vom International Sustainable Chemistry Collaborative Center (ISC3) und Klaus Griesar (Merck KGaA und Leiter der AG „Chemie und Gesellschaft“ in der GDCh) zusammen mit den beiden Referentinnen das Wertedenken in der Chemie an den Beispielen Biokunststoffe, Chemiewaffen und Batterien. Moderiert von Marc-Denis Weitze (acatech Geschäftsstelle/TU München) diskutierten sie gemeinsam mit den rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Fragen zu Nachhaltigkeit und Ethik in der Chemie-Ausbildung und Wissenschaft. Besondere Bedeutung erlangte die Frage, wie sich die Kluft zwischen Ansehen und Bedeutung der Chemie überbrücken lasse. Das Podium sowie die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sich darin einig, dass ethische Fragestellungen bereits von Beginn an im Chemiestudium thematisiert werden müssten.
Das Schlusswort hatte acatech-Mitglied Klaus Mainzer (TU München), der für einen technisch-naturwissenschaftlichen Bildungsbegriff plädierte, in dem Chemie und Wertedenken integriert ist.
Weiterführende Informationen
AG Chemie und Gesellschaft der GDCh
Publikation „Chemie in der Gesellschaft“