Akademien raten Europäischer Kommission: Wir brauchen einen europäischen Rahmen für One Health
Brüssel, 15. November 2024
Eine Arbeitsgruppe renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die von den Akademien im Rahmen des wissenschaftlichen Beratungsmechanismus der Europäischen Kommission nominiert wurden, haben die Kommissionsmitglieder über den One-Health-Ansatz in der EU beraten. Die Empfehlungen befassen sich mit der Notwendigkeit eines integrierteren Gesundheitsansatzes, der die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt berücksichtigt. Diese Empfehlungen wurden heute der Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stella Kyriakides, übermittelt.
Der wissenschaftliche Beratungsmechanismus erarbeitet unabhängige wissenschaftliche Evidenz und politische Empfehlungen für die europäischen Institutionen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der EU-Politik, insbesondere in komplexen Bereichen wie One Health, in denen eine sektorübergreifende Koordination unerlässlich ist. „Unsere Aufgabe war es, einen Evidenzbericht zu erstellen, der als Grundlage für evidenzbasierte Politikempfehlungen dient, und ich freue mich, dass wir erneut eine qualitativ hochwertige Publikation vorlegen konnten“, so Professor Stefan Constantinescu, Vorsitzender des SAPEA Vorstands.
Die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen sowie die Gesundheit unserer Umwelt sind eng miteinander verbunden und bilden ein gemeinsames System. Prof. Tyra Grove Krause, Ko-Vorsitzende der SAPEA-Arbeitsgruppe, die an diesem Bericht mitgearbeitet hat, sagt: „Politische Entscheidungsträger müssen diese Zusammenhänge erkennen und optimale Ergebnisse für Menschen, Tiere, die Umwelt und die Ökosysteme, deren Teil wir alle sind, anstreben, anstatt eine enge anthropozentrische Sichtweise einzunehmen.“
Für diesen integrierten Ansatz, der als „One Health“ bekannt ist, gibt es fundierte wissenschaftliche Belege, die sowohl die Zusammenhänge als auch die Vorteile seiner Anwendung in verschiedenen Politikbereichen belegen.
Die Anwendung eines One-Health-Ansatzes ist auch für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen von entscheidender Bedeutung.
„Darüber hinaus sollte Europa regionale, lokale und globale Bemühungen aktiv unterstützen, den Austausch bewährter Verfahren fördern und die One-Health-Perspektive in die allgemeine und berufliche Bildung sowie in die öffentliche Bewusstseinsbildung einbeziehen“, sagte Prof. Jakob Zinnstag, ein weiterer Ko-Vorsitzender der SAPEA-Arbeitsgruppe.
Schließlich weisen die Empfehlungen auf Forschungslücken in Bezug auf die Kostenwirksamkeit von One-Health-Maßnahmen und die Beziehungen zwischen psychischer Gesundheit, körperlicher Gesundheit und sozialen Bedingungen hin. Es besteht ein Bedarf an interdisziplinärer Forschung zu relevanten technologischen Innovationen und menschlichen Verhaltensweisen, die sich auf One Health auswirken, wie z.B. der Handel mit Wildtieren, landwirtschaftliche Praktiken, Wassermanagement und die Akzeptanz von Impfungen.
Hintergrund
Der wissenschaftliche Beratungsmechanismus stellt den europäischen Institutionen auf Anfrage des Kollegiums der Kommissionsmitglieder unabhängige wissenschaftliche Evidenz und politische Empfehlungen zur Verfügung. Dazu gehören das Konsortium „Science Advice for Policy by European Academies“ (SAPEA), das die Expertise von mehr als 100 Akademien in ganz Europa bündelt, und die Gruppe der wissenschaftlichen Chefberaterinnen und -berater (GCSA), die unabhängige, evidenzbasierte Politikberatung anbietet.
Im Rahmen des Mechanismus für wissenschaftliche Beratung wird SAPEA von der Europäischen Union finanziert. Die Tätigkeiten der assoziierten Partner Academia Europaea und Cardiff University werden von UKRI finanziert (Finanzhilfe Nummer 10033786).
Weiterführende Informationen
Europäische Politikberatung (acatech)