Hydraulic Fracturing: Rolf Emmermann vertritt die acatech Position bei der NRW-Akademie

Düsseldorf, 4. März 2016
In seiner Keynote bei der Klasse für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste stellte Rolf Emmermann in Düsseldorf die acatech POSITION Hydraulic Fracturing vor. Sein Fazit: Wissenschaftlich lässt sich ein generelles Verbot nicht begründen. Der Einsatz muss jedoch strengen Sicherheitsvorgaben folgen, klar geregelt sein und umfassend überwacht werden. Darauf aufbauend skizzierte er mögliche Pilotvorhaben.
acatech hat Chancen und Risiken des Hydraulic Fracturing abgewogen. Die resultierende POSITION vertrat Projektleiter Rolf Emmermann bei der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. In seinem Beitrag ging er zunächst auf einige Mythen rund um das Fracking ein. So haben sich beispielsweise Bilder von brennenden Wasserhähnen im Umfeld von Bohrungen als irreführend erwiesen: Das aus Brunnen gewonnene Wasser war mit natürlichem Erdgas aus oberflächennahen Vorkommen durchsetzt – ein Umstand, der völlig unabhängig von Fracking-Vorhaben auftritt. Auch sei die oft vorgebrachte Befürchtung praktisch ausgeschlossen, dass von Fracs erzeugte Risse sich bis in oberflächennahe Grundwasservorkommen ausdehnen: Zwischen den Fracs und diesen Trinkwasserschichten liegen mehr als 1.000 Meter Sediment. Eine derart große Ausbreitung der Risse sei physikalisch nicht möglich.
Der Einsatz der Technologie zur Gewinnung von Erdöl, Erdgas oder Erdwärme müsse allerdings klar geregelt sein, strengsten Sicherheitsgaben folgen, und kontinuierlich überwacht werden. Die Risiken seien unter diesen Voraussetzungen gut beherrschbar. Die acatech POSITION führt einen Katalog von Best-Practice-Maßnahmen auf, die ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleisten.
In seinem Vortrag ging Rolf Emmermann auch auf die tiefe Geothermie ein: Sie könne als klimaschonende, grundlastfähige Form der Energiebereitstellung eine wichtige Rolle spielen. Ein genereller Verzicht auf Hydraulic Fracturing allerdings würde auch die Geothermie in Deutschland unmöglich machen. Dagegen empfahl Rolf Emmermann mindestens zwei wissenschaftlich begleitete Pilot-/Testprojekte zur Gewinnung von Strom und Heizwärme aus petrothermalen Reservoiren, davon eines im Bereich petrothermaler Systeme mit geologischen Störungszonen und eines in „trockenen“ petrothermalen Systeme in Kristallin- oder Hartgestein.
Um die Weiterentwicklung und Markteinführung der Tiefengeothermie voranzutreiben, müssten alle relevanten Marktakteure und Stakeholder rund um die technischen und wissenschaftlichen Aspekte der Tiefengeothermie zusammengeführt werden. Die Erfahrung beim Fracking zur Gewinnung von Öl und Gas zeige, dass die Bevölkerung frühzeitig eingebunden werden müsse.