„Industrie 4.0 Forschung in Kürze“: Stellschrauben und zentrale Erfolgsfaktoren in der Organisation für die Umsetzung von Industrie 4.0 im Mittelstand
München, 12. November 2024
Die zweite Ausgabe von „Industrie 4.0 Forschung in Kürze“ des Forschungsbeirats Industrie 4.0 beschäftigt sich mit der Frage, wie Industrie 4.0 auch im Mittelstand erfolgreich umgesetzt werden kann. Denn wichtige Erfolgsfaktoren finden sich in den Organisationen selbst. Dabei muss nicht das ganze Unternehmen umgebaut werden, um zahlreiche Potenziale von Industrie 4.0 zu heben. Die vorliegende Kompakt-Publikation beleuchtet die entscheidenden Faktoren und zeigt anhand von Fallbeispielen, wie diese erfolgreich umgesetzt werden können.
In der vierten industriellen Revolution geht es nicht nur um eine bloße Steigerung von Produktivität und Effizienz. Vielmehr entstehen vernetzte Wertschöpfungsnetzwerke, die alle Bereiche von der Zulieferung über die Produktion bis hin zur Wartung, Auslieferung und den Kundenservice miteinander verknüpfen. Solche Netzwerke ermöglichen nicht nur eine höhere Flexibilität und Resilienz, sondern fördern auch Nachhaltigkeit in der Produktion und eröffnen neue Geschäftsmodelle durch die Kombination von Produkten mit innovativen Dienstleistungen und Services. So können Unternehmen durch personalisierte Angebote maßgeschneiderte neue Wertschöpfungs- und Erlösmodelle erschließen.
„Digitalisierung und Automatisierung erlauben es auch dem Mittelstand den scheinbaren Widerspruch zwischen Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit am Hochlohnstandort Europa aufzulösen“, erklärt Julia Arlinghaus (Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Universität Magdeburg), Mitglied im Forschungsbeirat Industrie 4.0. „Dennoch sind erhebliche zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen nötig, um in den dahinter liegenden Projekten, die beteiligten Menschen intensiv zu begleiten und zu trainieren. Auch muss der Fokus des Managements dabei neben der Auswahl geeigneter Use Cases – im Sinne von Leuchttürmen mit Vorbildcharakter – vor allem darauf gerichtet sein, die organisationalen Voraussetzungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass Projekte innerhalb der Transformation zur Industrie 4.0 mit ausreichend Kapazitäten versehen sind.“
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, besteht die Chance, gezielt einzelne Bereiche mit Industrie 4.0-Lösungen zu optimieren. Beispielsweise können die Auftragsabwicklung und der Kundenkontakt digitalisiert und somit effizienter gestaltet werden, ohne dass das gesamte Unternehmen umstrukturiert werden muss.
Dennoch deutet einiges darauf, dass das Potenzial von Industrie 4.0 in mittelständischen Unternehmen noch längst nicht ausgeschöpft wird. Aktuelle Umfragen zeigen, dass knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen in Deutschland sich selbst als Nachzügler in der Digitalisierung sehen. Rund die Hälfte berichtet von Schwierigkeiten im Umgang mit den digitalen Herausforderungen. Enabler-Technologien wie das Internet der Dinge (IoT) und Künstliche Intelligenz (KI) werden nur von etwa einem Drittel der Unternehmen genutzt.
Die Einführung von Industrie 4.0-Technologien erfordert einen bewussten Umgang mit bereits vorhanden Strukturen und Ressourcen, die gezielt aktiviert und genutzt werden können. Sie sind entscheidend für den Erfolg von Industrie 4.0-Projekten im Mittelstand. Wie dies gelingen kann, wird in der vorliegenden Ausgabe von „Industrie 4.0 Forschung in Kürze“ näher beleuchtet.
Die neue Ausgabe des Kurzformats „Industrie 4.0 Forschung in Kürze“ steht auf der acatech Webseite zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Über den Forschungsbeirat Industrie 4.0
Der Forschungsbeirat Industrie 4.0 trägt als strategisches und unabhängiges Gremium wesentlich dazu bei, forschungsbasierte Lösungswege für die Weiterentwicklung und Umsetzung von Industrie 4.0 aufzuzeigen und somit Orientierung zu geben – mit dem übergeordneten Ziel, das deutsche Innovationssystem und die Wertschöpfung zu stärken. Dafür kommen im Forschungsbeirat aktuell 31 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Industrie mit ihrem interdisziplinären Expertenwissen zusammen, formulieren neue, vorwettbewerblich beantwortbare Forschungsimpulse bzw. -bedarfe, zeigen mittel- bis langfristige Entwicklungsperspektiven auf und leiten Handlungsoptionen für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 ab. Die Forschung im Bereich Industrie 4.0 fokussiert sich dabei verstärkt auf Themen wie Nachhaltigkeit, Resilienz, Interoperabilität, technologische bzw. strategische Souveränität und die zentrale Rolle des Menschen. Die Arbeit des Forschungsbeirats wird von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften koordiniert, vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.