KI, Biotech und die große Konvergenz
München, 25. September 2024
Wie lassen sich die aktuellen technologischen Entwicklungen bewerten? Können wir sie aufhalten beziehungsweise müssen wir das sogar vielleicht? Gerade auf die „große Konvergenz“, die zunehmende Verschmelzung von Bio- und Informationstechnologien, blicken Fachleute wie Laien mit Sorge. Im Vortragsformat „Wissenschaft für jedermann“ am 18. September im Deutschen Museum München stellte Theologe und acatech Präsidiumsmitglied Peter Dabrock seine Einschätzungen zum Thema dar.
Die Fortschritte in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Biotechnologie, Robotik und Quantencomputer haben in den letzten Jahren zu ganz neuen Anwendungen, Möglichkeiten und Herausforderungen geführt und gesellschaftliche Veränderungen in Gang gesetzt. Die Verschränkung dieser Technologien wird – so die Einschätzung vieler Fachleute – noch größere Umwälzungen mit sich bringen. Nicht alle stehen diesen Veränderungen positiv gegenüber, einige sehen gar das Ende der Menschheit am Horizont heraufziehen – zurecht? Dieser Frage ging Peter Dabrock von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 18. September bei „Wissenschaft für jedermann“ im Deutschen Museum nach. Den rund 200 Besucherinnen und Besuchern stellte Generaldirektor Wolfgang M. Heckl ihn als Ethiker vor, der sich seit 20 Jahren in Forschungsprojekten mit Themen wie Synthetischer Biologie und KI beschäftigt.
KI, Biotechnologie und die große Konvergenz
Die Entwicklung von Biotechnologie und KI sei von immenser Bedeutung für die Gesellschaft. Aber es liege in ihrer Ambivalenz, dass sie auch zum Ende der Menschheit führen könnten – wenn die Menschheit nicht verantwortungsbewusst damit umgeht. Mit dieser Mahnung eröffnete Peter Dabrock seinen Vortrag. Er selbst sei in den letzten Jahren durchaus besorgter geworden.
Eine Umfrage im Publikum per Handzeichen zeigte, dass die Mehrheit der Gäste nicht denkt, dass das Ende der Menschheit droht. Also Entwarnung? Keineswegs, so mahnte Peter Dabrock: Das Verschmelzen von Bio- und Informationstechnologien, verstärkt durch die Robotik und das Internet of Things, führe bereits heute zu umfassender Überwachung und Datensammlung. Durch die nun aufkommenden Quantencomputer entstehe eine weitere zusätzliche Dynamik. Schließlich seien wir an einem Punkt angekommen, an dem Biotechnologien und KI immer leichter handhabbar seien: Dies öffne Tür und Tor für den Missbrauch der neuen Technologien und führe zu einem immer größer werdenden Gefälle zwischen den Menschen, die diese Technologien nutzen und jenen, denen der Zugang verwehrt bliebe.
Hoffnungsvoll, aber nicht optimistisch
Mit unseren Wünschen, Hoffnungen und Befürchtungen seien wir aktuell gefangen im Spannungsfeld zwischen Euphorie und Apokalypse. Peter Dabrock zeigte hier die Möglichkeiten eines „Vision Assessment“ – ein von Technikfolgenabschätzer und acatech Mitglied Armin Grunwald eingeführter Begriff – auf, das über die Technikentwicklung hinaus gehe und für die Technikentwicklung im 21. Jahrhundert unverzichtbar werde.
Der US-amerikanische KI-Pionier Mustafa Suleyman benennt in seinem Buch „The coming wave“ zehn Kriterien der Eindämmung neuer Technologien – das klingt zunächst nach einem beeindruckenden Inventar. Peter Dabrock bemerkte jedoch, dass es nicht realistisch sei, alle Kriterien zu erfüllen und diese Eindämmung auch zu erreichen.
Und was bedeutet das nun? „Hoffnungsvoll, aber nicht optimistisch“ zu sein, fasste Peter Dabrock seinen eigenen Standpunkt zusammen.
Der gesamte Vortrag von Peter Dabrock und die anschließende Diskussion zum nachhören: