Wasser für die Welt: Ideen für ein klimaresilientes Wassermanagement

München, 31. März 2025
In einer klimatisch und geopolitisch aufgeheizten Welt verschärfen sich die Herausforderungen, denen wir in Bezug auf Wasser gegenüberstehen substanziell. Notwendig ist ein klimaresilientes Wassermanagement mit langfristigem Blick, das Wasser in Flüssen, Seen und Grundwasser sowie im Boden gebundenes Wasser als eine Einheit betrachtet. Wie man diesen Herausforderungen im transnationalen Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft begegnen kann, wurde am 25. März bei acatech am Dienstag diskutiert, in Kooperation mit vhs.wissen live.
In seiner Begrüßung beschrieb acatech Präsident Jan Wörner die besonderen Eigenschaften und ging der Frage nach der Herkunft des Wassers auf der Erde nach. Angesichts eines sich verändernden Klimas und neuer geopolitischer Konfliktlinien mahnte er zu einem umsichtigen Umgang mit Wasser und gab damit das Leitmotiv für den Abend vor.
acatech Präsidiumsmitglied Karen Pittel (ifo Institut und Ludwig-Maximilians-Universität München) stellte in ihrem Vortrag das Gutachten „Wasser in einer aufgeheizten Welt“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) vor, an welchem sie als Co-Vorsitzende federführend mitgewirkt hat. Wasser werde systematisch unterschätzt, denn Wassernotlagen, also Überflutungen oder Dürren, nähmen stetig zu. Die Wetterextreme träten zudem immer öfter auf, dauerten länger als gewohnt und breiteten sich regional immer mehr aus, sagte Karen Pittel.
Regionale Wassernotlagen mit planetarer Dimension
Die Zunahme von Dürren und Sturzfluten lässt sich auch für die Regionen Nordafrika und Nahost aufzeigen. Hier leben sechs Prozent der Weltbevölkerung, aber nur ein Prozent der globalen Süßwasservorräte ist dort verfügbar. Diese Verfügbarkeit sank von 2007 bis 2018 um 24 Prozent pro Kopf. Schuld daran sei neben veränderten Niederschlagsmustern, zunehmender Trockenheit und Dürre sowie Starkregenereignisse und Sturzfluten insbesondere die Übernutzung. Die Wasserknappheit führe heute schon dazu, dass sehr viel Wasser importiert werden müsse. Dies geschieht insbesondere in Form von sogenanntem virtuellem Wasser, also Wasser, welches in importierten Produkten gebunden ist oder zu deren Herstellung benötigt wurde. In Anbetracht der vorhergesagten klimatischen und ökologischen Entwicklungen müsse weltweit mit immer häufiger vorkommenden regionalen Wassernotlagen gerechnet werden. Die zunehmende Rohstoffverknappung könne zudem zu vermehrten Konflikten weltweit führen.
Gletscherschmelze im Himalaya: Verlust natürlicher Wasserspeicher
Die Gletscher der Hindukusch-Karakorum-Himalaya-Gebirgskette, oft als „dritter Pol“ bezeichnet, sind neben den Polen die größten gefrorenen Süßwasserspeicher der Erde, sagte Karen Pittel. Besonders das sehr besiedelte Indus-Becken sei stark auf Gletscherschmelzwasser angewiesen. Der Rückgang der Gletscher führe zu einer Verringerung des verfügbaren Wasservolumens und verändere das zeitliche Abflussverhalten. Etwa zwei Milliarden Menschen sind direkt von der Wassernutzung betroffen. Der Nutzungsdruck steige durch sozio-ökonomische Veränderungen und Infrastrukturentwicklungen, was zu einem Anstieg alpiner Naturgefahren wie Erdrutschen und Veränderungen der Wasserqualität durch Mineralfreisetzungen führe.
Umgang mit neuer Qualität von Risiken & Unsicherheiten
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) warnt in seinem Gutachten „Wasser in einer aufgeheizten Welt“ vor Extremsituationen, die nicht mehr kontrollierbar sind und sowohl gesellschaftliche Strukturen als auch Ökosysteme erheblich destabilisieren.
An der Veranstaltung, die von Christof Schulz (vhs.wissen live) und Martin Bimmer (acatech Geschäftsstelle) moderiert wurde, nahmen über 500 Gäste online teil. Rund 40 Gäste verfolgten die Veranstaltung zudem vor Ort am Karolinenplatz in München. In der Diskussion fragte das Publikum insbesondere nach der Regulierung und Wasserpreisgestaltung, nach konkreten Maßnahmen zum Wasserschutz sowie den thematischen Bezügen zu Klimawandel und Ernährung. Konkret wurde die Frage gestellt, ob die Meerwasserentsalzung, wie sie es in Ländern des Nahen Ostens betrieben wird, grundsätzlich sinnvoll ist. Die Meerwasserentsalzung sei zum einen teuer und habe zum anderen Konsequenzen für die Ökosysteme, sagte Karen Pittel. Deshalb müsse man auch hier Kosten und Nutzen gut abwägen. Ein weiterer Teilnehmer machte darauf aufmerksam, dass das Thema auch terminlich hervorragend passt, da der 22. März Weltwassertag ist.