Gemeinsam kontroverse Debatten anstoßen: Herbsttreffen des acatech Kommunikationskreises
Berlin, 16. Oktober 2018
Die Möglichkeiten und Grenzen der Influencer-Kommunikation zu technikwissenschaftlichen Themen diskutierten Kommunikatorinnen und Kommunikatoren aus den acatech Senatsunternehmen und -institutionen am 16. Oktober in Berlin – zu Gast bei der Bayer AG. Am Beispiel der Biotechnologie sprachen sie anschließend über den gesellschaftlichen Dialog über kontroverse Themen.
Studien wie das acatech Nachwuchsbarometer zeigen, dass MINT-Berufe in den Augen vieler Jugendlicher wenig mit Menschen zu tun haben. Im Zweifel entscheiden sich Jugendliche daher häufig für andere Berufe, in denen sie mehr soziale Kontakte vermuten. Besonders selten wollen Mädchen MINT-Berufe ergreifen. Dabei bringen diese Berufe schon heute Teamarbeit, gute Arbeitsbedingungen und noch bessere Karrieremöglichkeiten. Doch wie lässt sich das schiefe Bild technischer Berufe geraderücken?
Eine Möglichkeit ist, jungen YouTube-Influencern die Tür zu öffnen. Dabei brauchen sie, so ein Fazit der Diskussion, möglichst große Freiheiten, technische Berufe auf ihre Art und Weise zu entdecken und zu filmen. Die Arbeitsgruppe aus Kommunikatorinnen und Kommunikatoren stellte noch eine zweite Möglichkeit heraus, Wissenschaft, Technik und die Menschen dahinter möglichst unverstellt zu zeigen: Forschende mit Interesse und Talent sollten darin bestärkt, gefördert und geschult werden, ihre Arbeit, ihre Themen und ihre Motivation in sozialen Medien persönlich zu vertreten. Die Diskussion stützte sich auf Impulse von Lukas Kircher (C3) über Content-Strategien, Markus Brandl (Bayer) über Möglichkeiten und Grenzen der Influencer Kommunikation in Technologieunternehmen und Sebastian Romanus (Studio 71) über die rasante Entwicklung der Influencer-Kommunikation und Best-Practice Beispiele.
Kontroverse Debatten anstoßen
Neue Technologien frühzeitig in die Diskussion zu bringen und sich in kontroverse Debatten einzubringen ist ein zentrales Anliegen von Wissenschaft und forschenden Unternehmen gleichermaßen. Diesem Thema widmeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im zweiten Teil der Veranstaltung und sprachen dabei besonders über Biotechnologien. Martina Schraudner (acatech) beleuchtete schlaglichtartig die aktuelle Dynamik in der Biotechnologie und ihre Bedeutung als Schlüsseltechnologie. Ausgehend von neuen Methoden aus der Grundlagenforschung wie Synthetische Biologie und Genome Editing beflügeln die Miniaturisierung, Automatisierung und Digitalisierung die Biotechnologie.
In der Ernährung sind es nicht nur auf der sogenannten Genschere beruhende Verfahren zur genetischen Veränderung von Saatgut, die neue gesellschaftliche und rechtliche Fragen aufgeworfen haben. Auch alternative Methoden zur Herstellung von Fleisch sind in Deutschland noch nicht gesellschaftlich diskutiert: Im Labor produziertes Fleisch vermeidet Tierleiden und auch die erheblichen Emissionen von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft. Ob die Menschen in Deutschland und Europa diese Fleischalternative akzeptieren, ist noch offen. Umso wichtiger ist laut Martina Schraudner die offene Debatte über den Nutzen neuer biotechnologischer Anwendungen, über ihre Risiken und letztlich darüber, wie und mit welchen Zielen Biotechnologie erforscht und eingesetzt wird.
Doch wie gelingt eine solche Debatte? Das war das Thema des Impulses von Markus Weißkopf von Wissenschaft im Dialog. Mithilfe von Kennzahlen aus dem Wissenschaftsbarometer 2018 erörterte er das grundsätzlich von Vertrauen geprägte aber auch teils ambivalente Verhältnis der Bevölkerung zur Wissenschaft. Auf Basis der repräsentativen Umfrage und der vielfältigen von Wissenschaft im Dialog organisierten Bürgerveranstaltungen leitete er Grundsätze für eine gelingende Wissenschaftskommunikation ab. Bernd Halling von der Bayer AG betonte, dass Kooperation für eine offene Wissenschafts- und Technikkommunikation unabdingbar ist – ein Fazit, dass viele Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer des acatech Kommunikationskreises teilten.
Über den acatech Kommunikationskreis
Im acatech Kommunikationskreis kommen Kommunikationsverantwortliche aus den Unternehmen, Verbänden und Forschungsorganisationen des acatech Senats zusammen. Der Kommunikationskreis diskutiert über gemeinsame Themen der Technikkommunikation, gibt Impulse für die Kommunikation von acatech und bringt eigene Initiativen auf den Weg. Aus den Reihen des acatech Kommunikationskreises wird die Vorjury des Journalistenpreises PUNKT gebildet.