Künstliche Photosynthese: Bei acatech am Dienstag werden die Potentiale der Technologie deutlich
München, 26. Oktober 2018
Hat die Künstliche Photosynthese das Potential, als zukunftsweisende Technologie einen maßgeblichen Beitrag zur Energiewende zu leisten? Das war am 23. Oktober in München die zentrale Frage bei acatech am Dienstag. Die Veranstaltung fand im Rahmen des 12. Münchner Klimaherbsts statt. Katharina Brinkert (California Institute of Technology, USA), Phillip Kurz (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Akademien AG zur Künstlichen Photosynthese) und Günter Schmid (Siemens AG) informierten über den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Künstlichen Photosynthese, ihre Anwendungsbereiche in der Wirtschaft und internationale Kollaborationen.
Die biologische Photosynthese sei ein natürliches Erfolgsprinzip, erläuterte Phillip Kurz, Mitglied der Akademien AG zur Künstlichen Photosynthese und Professor am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Was die Natur schon seit Jahrtausenden erfolgreich durchführt, soll nun auch auf technischem Wege realisiert werden und damit zur Energiewende beitragen, so fordert es die Akademie AG in einer im Mai 2018 erschienenen Publikation. Von der Definition, über verschiedene Ansätze, bis zu den Empfehlungen der Akademien, erläuterte Phillip Kurz die Kerninhalte der Broschüre, mahnte aber auch an, es müsse zu einer besseren Vernetzung und Kommunikation in diesem Feld kommen – besonders zwischen Forschung und Wirtschaft.
Neben der Skalierbarkeit bleibe vor allem die Bezahlbarkeit ein großes Problem, erklärte Günter Schmid von Siemens Corporate Technology. Bei der Technischen Photosynthese – so seine Begrifflichkeit – gehe es darum, eine technische Lösung zu entwickeln, mit der Sonnenlicht in brauchbare chemische Rohstoffe umgewandelt werden könne. Im Projekt „Rheticus“ erforscht Siemens gemeinsam mit dem Kooperationspartner Evonik die Verbindung von CO2-Elektrolyse mit Fermentierungsprozessen zur Gewinnung von Kraftstoffen. Mit Blick auf die Zukunft forderte Schmid nicht nur die Entkoppelung des Strompreises vom Erdölpreis, sondern auch die Koppelung des Energie- und des Chemiesektors in Deutschland. Dies würde neue, dezentrale Produktionsprozesse für Chemikalien ermöglichen.
Katharina Brinkert vom California Institute of Technology in den USA gab abschließend einen Überblick über die Forschungszentren und Forschungsnetzwerke weltweit. Sie erläuterte deren unterschiedliche Ansätze und wies auf die jeweiligen Schwerpunktthemen der Künstlichen Photosynthese hin. Die Forscherin beschäftigte sich abschließend mit der Frage, welche weiteren Schritte notwendig sind, um die Künstliche Photosynthese als alternative Energiequelle nutzen zu können. Neben technischen Aspekten wie der Katalysatorenoptimierung sowie der Elektrolyt- und Membranoptimierung, müsse vor allem die Zusammenarbeit zwischen Theorie und Praxis, aber auch speziell die Zusammenarbeit von Chemikern mit den Ingenieurwissenschaften und der Industrie intensiviert und verbessert werden.
Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Marc-Denis Weitze von der acatech Geschäftsstelle, konzentrierte sich auf die Zukunftsperspektiven der Künstlichen Photosynthese. Wo man die Künstliche Photosynthese in zehn Jahren sehe, fragte Marc-Denis Weitze abschließend in die Runde. Er wünsche sich, dass die Künstliche Photosynthese in der Realität ankommt, so die eindeutige Antwort von Phillip Kurz. Günter Schmid drückte die Hoffnung aus, dass weitere industrielle Anwendungsgebiete, eine kompaktere Stromdichte und das Erreichen der Klimaziele durch die Weiterentwicklungen im Bereich der Künstlichen Photosynthese bis dahin Realität werden könnten. Katharina Brinkert betonte noch einmal ihren Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie mit dem Ziel, die Künstliche Photosynthese auf den Markt zu bringen – und so die Welt ein bisschen besser zu machen.
Über acatech am Dienstag
Im Rahmen der Reihe acatech am Dienstag lädt acatech regelmäßig interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien zu Diskussionen zu aktuellen und kontroversen Technikthemen nach München ein. Auch die Akademienstellungnahme zur Künstlichen Photosynthese sieht die Notwendigkeit für intensiven gesellschaftlichen Dialog. Die Veranstaltung am 23. Oktober in München bildete den Auftakt für weitere Veranstaltungen, die sich mit dem Thema Künstliche Photosynthese befassen.
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