Lebenslanges Lernen: Digitalisierung nicht nur Treiber, sondern auch Möglichmacher
Nürnberg, 20. September 2018
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt sind schon jetzt spürbar: Tätigkeitsprofile verändern sich, neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen. Damit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von diesem Wandel profitieren, muss das Konzept des Lebenslangen Lernens stärker in den Fokus rücken. Das stellte acatech Mitarbeiterin Luise Ortloff auf einer Fachtagung in Nürnberg heraus. Sie machte zudem auf einen anderen Aspekt aufmerksam: Die Digitalisierung gibt uns Instrumente an die Hand, die individuelles und arbeitsintegriertes Lernen fördern.
Am 19. September 2018 wurde das von Arbeitsminister Hubertus Heil vorgelegte „Qualifizierungschancengesetz“ im Kabinett verabschiedet. Das Gesetz soll Beschäftigten in Zukunft einen besseren und flexibleren Zugang zu Weiterbildungsförderung und -beratung ermöglichen. Mit der Neuregelung reagiert das Arbeitsministerium auch auf eine der aktuellen Herausforderungen: die digitale Transformation der Arbeitswelt.
Welche neuen Kompetenzbedarfe sich im Zuge dieses Wandels ergeben, darüber sprach Luise Ortloff, Wissenschaftliche Referentin in der acatech Geschäftsstelle, auf der Fachtagung Digitalisierung und Erwachsenenbildung, die einen Tag nach der Gesetzesverabschiedung in Nürnberg stattfand. Da sich Tätigkeitsprofile verändern und neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen, ist klar: Qualifizierung ist einer der wichtigsten Schlüssel, um Beschäftigungs- und Gestaltungsfähigkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu sichern. Lebenslanges Lernen gilt zudem als Grundvoraussetzung dafür, die Chancen der digitalen Transformation in eine gesteigerte Produktivität und Innovationsfähigkeit von Unternehmen umzumünzen.
Damit Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen vom digitalen Wandel profitieren, müssen sie die Transformation gemeinsam gestalten: Unternehmen müssen lernförderliche Arbeitsplätze bieten und die individuellen Lernprozesse ihrer Beschäftigten aktiv unterstützen. Dabei braucht es Freiräume, Mut für Experimente und mehr Offenheit für digitale Lernangebote wie zum Beispiel Massive Open Online Courses, sogenannte MOOCs. Die Beschäftigten wiederum leisten ihren Beitrag, indem sie – nach ihren Möglichkeiten – verstärkt selbstbestimmt und eigenverantwortlich lernen sowie eine gewisse Veränderungsbereitschaft mitbringen.
Am Beispiel der digitalen Lernangebote wird deutlich: die Digitalisierung ist nicht nur Treiber, sie ist auch Möglichmacher („Enabler“) der Transformation. Sie gibt uns neue Instrumente an die Hand, die bisherige Ansätze für Lebenslanges Lernen ergänzen und dabei die Lernenden und deren individuelle Bedürfnisse noch stärker in den Mittelpunkt stellen. Digital verfügbare Lerninhalte und intelligente Lernsysteme, auf die die Lernenden jederzeit zugreifen können, unterstützen die Vermittlung von Kenntnissen „On the Job“.
Wenn diese neuen Möglichkeiten der Qualifizierung genutzt werden, kann die digitale Transformation der Arbeitswelt im Sinne des Menschen gestaltet werden.