Technik, Macht, Stadt: Megalopolis und der Dialog um die Zukunft

München, 9. Oktober 2024
Francis Ford Coppolas neuer Film „Megalopolis“ entwirft im Spannungsfeld von Technik und Gesellschaft die Stadt der Zukunft: ohne Stahl und Beton, aber aus dem Wunderstoff Megalon. Wie die filmische Utopie Technik und Gesellschaft darstellt und welche Rolle Dialog und Teilhabe dafür spielen, das nahmen acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, das Amerikahaus und die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) zum Anlass für ein Film-Screening mit anschließender Diskussionsrunde. Rund 200 Teilnehmende konnten dabei Blicke hinter die Kulissen von digitalen Effekten und gesellschaftlichen Zukunftsszenarien werfen.
In ihren Begrüßungen hoben Markus Faltermeier (Amerikahaus München) und acatech Präsident Jan Wörner die Kooperation der drei Institutionen des Kunstareals München hervor. Die direkte Nachbarschaft der Häuser legt es nah, die im Film behandelten Themen wie „Stadt der Zukunft“, „Technik in der Gesellschaft“, das „moderne Amerika“ und Digitaleffekte zu verbinden.
Mehr Fragen als Antworten
Der 138 Minuten lange Film polarisierte im Amerikahaus und warf zahlreiche Fragen auf: Ob Meisterwerk oder misslungen, überwältigend oder kitschig? Wie ausgeprägt ist der Gegenwartsbezug von im Film gezeigter Dauerkrise und Bürgerkrieg? Meint es der Filmprotagonist, der Architekt und Nobelpreisträger Cesar Catilina, ernst mit dem von ihm geforderten Dialog um die Zukunft? Oder liegt ihm nur daran, seine Vision einer Stadt der Zukunft durchzusetzen und pseudo-demokratisch zu legitimieren?
Die anschließende, von Marc-Denis Weitze (Leitung Kommunikation Gesellschaft & Dialog, acatech) moderierte Gesprächsrunde startete mit einem Blick in die digitale Effektebene: Sinje Gebauer (Professorin für Visual Effects /VFX Producing an der Hochschule für Fernsehen und Film München) erläuterte anhand einzelner Filmszenen, wie in der digitalen Überarbeitung Filmset und Projektion miteinander verschmelzen. Sie war mehrere Jahre Studioleiterin und Geschäftsführerin bei der Rise FX South GmbH, die in München und Berlin den größten Teil der visuellen Effekte von „Megalopolis“ bearbeitete.
Pluralität als Grundlage für gesellschaftlichen Dialog
acatech Mitglied Helmuth Trischler (bis vor kurzem Forschungsdirektor am Deutschen Museum) reflektierte die Handlung und Darstellung aus technikhistorischer Sicht. Er erkannte „Technik und Macht“ als Hauptthema des Films, vermisste aber mit Blick auf die Stadt der Zukunft eine Grundlage für den gesellschaftlichen Dialog: die Pluralität von Technikzukünften. Im Film, so Helmuth Trischler, ständen sich lediglich zwei Alternativen antagonistisch gegenüber: die aus „Beton und Stahl“ und jene wenig konkrete des Visionärs. Die Gesellschaft komme darin zwar vor, allerdings nur in Form eines wütenden und protestierenden Mobs, der die eigenen Interessen durchsetzt.
Mut zur Lücke – mehr Raum für Diskussion
acatech Präsident und Bauingenieur Jan Wörner wies auf die zahlreichen filmhistorischen Zitate aus Fritz Langs „Metropolis“ oder „Modern Times“ von Charlie Chaplin hin. In Megalopolis bleibe vieles unkonkret, wie beispielsweise die Beschaffenheit des innovativen Werkstoffs Megalon, der strukturelle Aufbau der Stadt der Zukunft oder auch das Anhalten der Zeit. Genau diese Fragen offenzulassen, sei aber vielleicht eine Stärke des Films. Denn so blieben viele offene Fragen zur Diskussion, so Jan Wörner.
Spätestens in drei Jahren also wieder Kino bei acatech? Dann zum 100-jährigen Jubiläum von Fritz Langs „Metropolis“ und mit einem Rückblick auf die Wirkungsgeschichte von Francis Ford Coppolas „Megalopolis“.
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