Metalle für Zukunftstechnologien – wie decken wir zukünftig unseren Rohstoffbedarf?

Leipzig, 20. Mai 2019
Weltweit steigt die Nachfrage nach Rohstoffen. Der Einstieg in die Elektromobilität und der Ausbau von Windparks, Solaranlagen, Speichern und intelligenten Netzen zur Umsetzung der Energiewende machen aktuell auch in Deutschland große Mengen an Metallen nötig. Wie lassen sich Engpässe in der Ressourcenversorgung vermeiden? Darüber diskutierten am 14. Mai die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von acatech am Dienstag, das diesmal in Leipzig stattfand – und damit erstmals außerhalb Bayerns.
Am Beispiel von Kupfer verdeutlichte Jens Gutzmer, Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und Mitglied der ESYS AG „Rohstoffe“, in seinem Impulsvortrag die enormen Herausforderungen. Obwohl Kupfer sehr gut aus Altprodukten wiedergewonnen werden könne, decke das Recycling nur 17 Prozent des weltweiten Kupferbedarfs. Eine vollständige Kreislaufwirtschaft für metallische Rohstoffe werde eine Utopie bleiben, so führte Jens Gutzmer aus, da sich Verluste bei der Verarbeitung und auch während der Nutzung nicht vermeiden ließen. Recycling und Bergbau – beides sei in Zukunft daher nach wie vor notwendig.
Welche Metalle sind für Zukunftstechnologien besonders wichtig?
Eine Schlüsselfunktion werden metallische Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Kupfer und Platingruppenmetalle (PGM) haben, so Christian Hagelüken von der Umicore AG & Co. KG. Energiewende und der Übergang zur E-Mobilität können aus seiner Sicht nur gelingen, wenn wir den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft schaffen. Bisher seien wir aber weit davon entfernt, die Potenziale für hochwertiges Recycling zu nutzen. Martin Bertau, TU Bergakademie Freiberg, wies auf ungenutzte Potenziale im Bergbau in Deutschland hin.
Das Wirtschaftsministerium überarbeitet gerade die Rohstoffstrategie der Bundesregierung. Diese Strategie müsse dabei helfen, Standards und Instrumente weiterzuentwickeln, sagte Michael Reckordt von PowerShift e.V., einem Verein für eine ökologisch-solidarische Energie- & Weltwirtschaft. Man müsse die Außenwirtschaftsförderung an Sorgfaltspflichten koppeln und eine verantwortungsvolle Beschaffung fördern, führte er weiter aus. Darüber hinaus müsse die Politik Anreize für die Reparierfähigkeit und Langlebigkeit von Produkten schaffen, zum Beispiel mit Hilfe einer Verschärfung der Ökodesignrichtlinie.
Wir brauchen eine Debatte, wie wir Rohstoffverbrauch nachhaltig und global gerecht gestalten können
Die konkreten Handlungsmöglichkeiten der Endverbraucher seien begrenzt, sagte Alena Bleicher, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Bürgerinnen und Bürger könnten zum Beispiel über Initiativen zu gesellschaftlichem Wertewandel beitragen. Diese Inititativen müssten aber auch durch Produzenten aufgegriffen werden. Michael Reckordt befürwortete eine Debatte darüber, wie wir unseren Rohstoffverbrauch nachhaltig und global gerecht gestalten können. Das Ziel sei einerseits, den absoluten Verbrauch von Rohstoffen zu senken und andererseits, menschenrechtliche und ökologische Standards bei Importen von Rohstoffen zu setzen.
Hans Wiesmeth, Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, begrüßte die Gäste zur ersten acatech am Dienstag Veranstaltung außerhalb Bayerns. Die anschließende Podiumsdiskussion moderierte Helene Köpf, German Resource Research Institute (GERRI). Die Veranstaltung fand in Kooperation mit German Resource Research Institute (GERRI) und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig statt.