Roboter, Künstliche Intelligenz und der Mensch

München, 15. November 2023
Roboter können dem Menschen schwere, monotone und gefährliche Arbeiten abnehmen: in Laboren und Fabrikhallen – Stichwort Industrie 4.0 –ebenso wie in der Alten- oder Krankenpflege. Mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz verändert sich das Zusammenspiel von Mensch und Roboter nun nochmal gravierend. Denn Roboter sind nun auch in der Lage Entscheidungen zu treffen. Bei acatech am Dienstag in Kooperation mit vhs.wissen live ging acatech Mitglied Michael Decker, Professor für Technikfolgenabschätzung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), am 7. November auf die gesellschaftlichen und ethischen Fragen ein, die der Einsatz solcher Technologien aufwirft.
In seinem Grußwort an die rund 1000 virtuellen Gäste ging acatech Präsident Jan Wörner auf die Hoffnungen und Sorgen der Bevölkerung beim Thema KI und hier insbesondere ChatGPT ein. Am Beispiel von retuschierten historischen Fotos einerseits und den gefälschten Hitler-Tagebüchern, die in den 1980er Jahren in Deutschland einen Medienskandal auslösten, andererseits, veranschaulichte er, dass es Menschen auch schon im prädigitalen Zeitalter geschafft haben, Falschinformation zu verbreiten. Schließlich, so Jan Wörner, dürfe man nicht vergessen, dass auch ChatGPT von Menschen eingesetzt werde.
In seinem Vortrag ging Michael Decker vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) anschließend auf die Robotik aus Perspektive der Technikfolgenabschätzung ein. So müssten Folgen immer aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Anschaulich beschrieb er es am Beispiel des Ausbaus eines Bahnhofs in Süddeutschland: Durch den Ausbau gäbe es für Berufspendlerinnen und -pendler die erwünschte Folge schneller zur Arbeit zu gelangen. Für die Anwohnenden hingegen die unerwünschte Folge der Lärmbelastung durch die Bauarbeiten und den Wegfall von bestehenden Grünflächen, so Michael Decker in seinem Einstieg.
Wie und an welcher Stelle können Roboter den Menschen ersetzen?
Roboter können lernen, bilden weitere kognitive Fähigkeiten aus und treten immer intensiver in Interaktion untereinander und mit Menschen. Bei einfachen Tätigkeiten wie Staubsaugen oder Ein- und Ausräumen der Spülmaschine können Roboter den Menschen ersetzen. Auch im Bereich der Pflege können sie einzelne Aufgaben übernehmen. Vollständig ersetzen können sie Pflegekräfte jedoch nicht, da der Umgang mit Menschen offensichtlich Empathie, Gefühle und Emotionen erfordert – das könnten Roboter (noch) nicht leisten, sagte Michael Decker. Dagegen sei im Bereich der Diagnostik, also dem Erkennen und Ausschließen von Krankheiten, insbesondere basierend auf Bildmaterial die KI den Ärztinnen und Ärzten bereits ebenbürtig – mit welcher Konsequenz? Muss sich ein Arzt nun rechtfertigen, wenn er anderer Meinung als die KI ist?
Auch beim Autonomen Fahren unterstützt die KI den Fahrer und kann schon heute – unter bestimmten Voraussetzungen – das Fahren komplett übernehmen. Die Haftungsfrage ist dabei allerdings noch nicht geklärt: Ist der Fahrer verantwortlich, wenn es zu einem Unfall kommt? Oder der Hersteller, der die KI zur Verfügung stellt und programmiert? Ansätze für den Umgang mit diesen und weiteren konkreten Folgen von KI- und Robotik-Anwendungen aus Sicht der Technikfolgenabschätzung, beschreibt Michael Decker in der Aufzeichnung der Veranstaltung, die in Kürze an dieser Stelle veröffentlicht wird.