SENAT digital: Hybrides Arbeiten – Herausforderungen und Chancen der neuen Normalität

München, 3. Februar 2023
Wie die aus der Corona-Pandemie heraus entstandene Flexibilität des mobilen und hybriden Arbeitens zur neuen Normalität entwickelt werden kann, diskutierten die Gäste auf der ersten Veranstaltung der Reihe SENAT digital in diesem Jahr. Ein Fazit: Das Arbeiten in Präsenz im Büro und die remote Arbeit, müssen zusammengedacht werden, um bestmögliche Ergebnisse für die Beschäftigten und das Unternehmen zu erzielen.
acatech Präsidiumsmitglied Frank Riemensperger führte aus, dass Beschäftigte und Unternehmen durch die Corona-Pandemie in einer Art Hauruck-Aktion ins remote Arbeiten und ins hybride Arbeiten hineingerutscht seien. Nun gelte es, diese neue Flexibilität zu gestalten. Wie das aussehen könne, sei ein Thema des acatech HR-Kreises, dem Forum für Personalvorstände zur Zukunft der Arbeit, dem er als Co-Gastgeber vorsitzt.
Eine Frage, die beim Thema hybrides Arbeiten stets mitgedacht werden müsse, ist laut Petra Scharner-Wolff, Vorständin Finanzen, Controlling und Personal der Otto Group: „Welches Arbeitsumfeld braucht es für welche Art der Tätigkeit?“ Dabei gehe es immer auch um Aspekte wie Kultur, Führung, Flexibilität und Lebenslanges Lernen. Am Beispiel der Kultur machte sie deutlich: Unternehmen müssen Wege finden, die Kultur des jeweiligen Unternehmens auch in neuen Formen des Arbeitens zu transportieren. Insgesamt gehe es laut Petra Scharner-Wolff beim Thema hybrides Arbeiten darum, Experimentierräume erstmal zuzulassen, um dann später daraus zu lernen und entsprechend immer wieder nachzusteuern.
Markus Fink, Executive Vice President und CHRO, Infineon Technologies AG, erörterte Vor- und Nachteile des hybriden Arbeitens. So sei es aktuell noch schwierig, in virtuellen Meetings eine ähnliche Kreativität zu erreichen, wie sie die Präsenzarbeit zulasse. Ein Erfolgsfaktor für hybrides Arbeiten sei dagegen die gemeinsame Definition. In verschiedenen Teams gebe es unterschiedliche Phasen, zum Beispiel eine Phase der intensiven Arbeit mit einem Kunden oder eine Phase mit viel Schreibarbeit. Es sei dann an den Teams, eine ehrliche Diskussion darüber zu führen, was es in welcher Phase für eine Zusammenarbeit brauche. Hier sei individuelle Flexibilität gefragt. Neben Lebenslangem Lernen und weiteren Instrumenten sei Teamfindung einer der Erfolgsfaktoren für hybrides Arbeiten.
Diskussion zeigt: Hybrides Arbeiten erfolgreich zu gestalten, ist ein kontinuierlicher Prozess.
Die anschließende Diskussion unter Moderation von Luise Ortloff (acatech Geschäftsstelle) gemeinsam mit den Impulsgeberinnen und Impulsgeber und den Gästen zeigte: In der Krise sind Menschen am Arbeitsplatz bereit, neue Lösungsräume zu erobern. Das habe sich sowohl zu Beginn der Corona- Pandemie als auch zu Beginn der Energiekrise gezeigt. Veränderungen könnten dann eine enorme Geschwindigkeit aufnehmen. Fragen nach dem: „Wie arbeiten wir?“; „Wie führen wir?“ und „An welchen Orten arbeiten wir?“ spielen dann eine zentrale Rolle.
Hybrides Arbeiten müsse dabei stets im Zusammenspiel von remote und Präsenzarbeit gedacht werden. Die Lösung, wie eine gute Balance zwischen beidem aussehen sollte, gebe es noch nicht. Auch die Frage wie eine Führungskultur für hybrides Arbeiten bestenfalls aussehen sollte, lasse noch Raum zum Experimentieren. Festgehalten werden könne jedoch schon einmal, dass remote Arbeit Feedbackgespräche in einem kürzeren Zeitfenster erforderlich mache, damit Beschäftigte und Führungskräfte auch über Distanz ein Gefühl für die Zusammenarbeit bekommen.
Viel Diskussionsbedarf gab es zu der Frage, was „Fairness“ im Zusammenhang mit hybridem Arbeiten bedeutet. So gebe es Jobs, die aktuell noch keine oder nur sehr begrenzt Remote-Arbeit ermöglichen. Wie ist damit umzugehen? Was macht in diesem Fall einen attraktiven Arbeitsplatz aus? Und welche Rolle spielen dabei Lebenslanges Lernen und Digitalisierung?
Darüber hinaus gebe es auch Fälle, in denen es zwar möglich sei, zeitweise von zu Hause oder einem anderen außerbetrieblichen Ort zu arbeiten– aber es gegebenenfalls nicht die beste Lösung für alle Beteiligten darstellt. Als Beispiel wurde eine Professorin genannt, die ihren Unterricht zwar digital abhalten kann, damit aber je nach Setting weniger Raum für Begegnung der Studierenden untereinander ermöglicht.
Zum Abschluss fasste Frank Riemensperger zusammen: „Durch die Krise ist unsere Arbeitswelt ins hybride Arbeiten gekommen, jetzt geht es darum, zu gestalten und Bestehendes weiterzuentwickeln. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem experimentiert, zugehört und voneinander gelernt werden muss.“
Über die Veranstaltungsreihe SENAT digital
Im acatech Senat kommen namhafte Persönlichkeiten aus führenden, technologieorientierten Unternehmen, Verbänden sowie den großen Wissenschaftsorganisationen und aus der Politik zusammen. Sie beraten die Akademie in strategischen Fragen und sorgen in Projekten für den Austausch mit der industriellen Praxis. Bei der virtuellen Veranstaltungsreihe SENAT digital wird etwa einmal im Quartal ein aktuelles Thema aus wirtschaftlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Perspektive beleuchtet. Das einstündige Format richtet sich an alle acatech Senatorinnen und Senatoren sowie an ausgewählte Gäste.
Weitere Informationen:
Zur Debattenreihe „Fit for Future Work“ des HR-Kreises