Studienerfolg erhöhen, Fachkräftemangel bekämpfen
Berlin, 26. Juni 2017
Strategien gegen den Studienabbruch in den Ingenieurwissenschaften waren Thema der Informationsveranstaltung acatech am Mittag für Abgeordnete des Deutschen Bundetages am 22. Juni in Berlin.
Verfahren, in denen vor Studienbeginn die Eignung der Bewerber festgestellt wird sowie Angebote, die an das schulische Wissen anknüpfen und die Studienanwärter auf die Anforderungen des Studiums vorbereiten, sind zwei besonders erfolgversprechende Strategien zur Senkung der Studienabbruchsquote in Ingenieurstudiengängen. Dies ist ein erstes Ergebnis des gemeinsamen Projektes Studienabbruch in den Ingenieurwissenschaften von acatech und TU9, der Vereinigung technischer Universitäten in Deutschland. Projektleiter Eberhard Umbach illustrierte den Abgeordneten anhand aktueller Erhebungen des laufenden Projektes, dass an Universitäten mit studiengangspezifischen Eignungsfeststellungsverfahren vor Studienbeginn die Schwundrate Studierender, die das Studium nicht beenden, deutlich niedriger ist als an Universitäten ohne Zulassungsbeschränkungen. Studiengänge mit Numerus Clausus als Zulassungsbeschränkung verzeichneten ebenfalls höhere Abbruchquoten als Studiengänge ohne jede Eignungsfeststellung. Ein anderer vielversprechender Weg zur Senkung der Abbruchszahlen seien MINT-Kollegs. Hier können Studierende am Anfang ihres Studiums schulische Defizite in MINT-Fächern individuell abbauen und so ihre Erfolgsaussichten im gewählten Studienfach erhöhen. acatech Präsidiumsmitglied Eberhard Umbach empfahl den Abgeordneten, dass der Bund die neuen Möglichkeiten der Kooperation von Bund und Ländern im Wissenschaftsbereich nutzen soll, um Maßnahmen der Universitäten zur Senkung der Abbruchszahlen langfristig zu unterstützen.
Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, erläuterte den Abgeordneten den aktuellen und für die Zukunft erwarteten Fachkräftemangel im Maschinen- und Anlagenbau. Die Senkung der Abbrecherzahlen sei ein zentraler Schlüssel zur Deckung des Fachkräftemangels. Mit verschiedenen Maßnahmen unterstützt die Initiative Maschinenhaus des VDMA deshalb vor allem die Verbesserung der Lehre in den Ingenieurwissenschaften und fördert die Kooperation von Hochschulen und Unternehmen. Um die Erfolgsquoten in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zu erhöhen, müssen Hochschulen, Industrie, Studierende und Politik gleichermaßen aktiv werden: Erfolgversprechende Maßnahmen fingen bei einer bewussten Studienwahl und fachnahen Studierendenjobs an, setzen sich in einer verbesserten Lehre und klaren Hochschulprofilen fort und mündeten in eine Kooperation von Industrie und Hochschulen bei Praktika und Abschlussarbeiten und in der Lehre. Die Politik könne dies am besten durch eine kontinuierliche Finanzierung der Lehre und die Förderung von Kooperationen zwischen Hochschule und Unternehmen unterstützen.
acatech unterstützt parlamentarische und politische Gremien mit ihrer Expertise unter anderem in Anhörungen, Workshops und Fachgesprächen. Das Themenspektrum reicht dabei von technologischen Voraussetzungen für eine nachhaltige und sichere Energiewende über die Zukunft der industriellen Produktion bis hin zu den Auswirkungen der Digitalisierung. acatech bietet mit der im Bundestag stattfindenden Reihe „acatech am Mittag“ regelmäßig Dialoge für Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu aktuellen Themen aus Forschung und Innovation an.