Symposium zur gesellschaftlichen Wahrnehmung der Chemie beim GDCh-Wissenschaftsforum
München, 14. September 2017
Im Rahmen des Symposiums „Experiment Zukunft – Wertedenken in der Chemie“ am 14. September 2017 in Berlin erläuterte Marc-Denis Weitze, Leiter des Themenschwerpunkts Technikkommunikation der acatech Geschäftsstelle, kulturhistorische Besonderheiten, die bis heute die Wahrnehmung des Fachs Chemie beeinflussen.
„Die Chemie und ihre Vorläufer wurden zu allen Zeiten als Teufelswerk kritisiert“, beschreibt der Chemiker und Philosoph Joachim Schummer. „Der satanische Bezug der Chemie ist so tief in der abendländischen Kultur verankert, dass er jederzeit aktualisierbar und durch keine der üblichen Maßnahmen der Wissenschaftspopularisierung zu beseitigen ist. Chemie und Gesellschaft können nur auf einer aufgeklärten Ebene zusammenkommen.“
Thomas Geelhaar, ehemaliger Sprecher der Chemie-Forschung bei Merck sowie früherer GDCh-Präsident, und Marc-Denis Weitze, Leiter des Themenschwerpunkts Technikkommunikation der acatech Geschäftsstelle, betonten, dass die Chemie heute nicht mehr das Akzeptanzproblem hat wie vor 20 Jahren. Der gesellschaftliche Dialog sei aber dringlich geboten – besonders, wenn komplexe und vernetzte Themen betrachtet werden, die nicht innerdisziplinär bearbeitet werden können. Dazu zählen Themen wie der Wandel der Rohstoffbasis sowie Mobilität, Energieversorgung der Zukunft und Klimawandel.
Wie sich die Kluft zwischen Ansehen und Bedeutung der Chemie überbrücken lässt, ist die Leitfrage des Buches „Zwischen Faszination und Verteufelung: Chemie in der Gesellschaft“, das Joachim Schummer, Thomas Geelhaar und Marc-Denis Weitze gemeinsam herausgegeben haben. Der Band beruht auf einer gemeinsamen Tagung von acatech und der Gesellschaft Deutscher Chemiker im Deutschen Museum. Autoren aus Wirtschaft, Naturwissenschaft sowie Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaft reflektieren darin Fragen der öffentlichen Wahrnehmung, Ethik und Perspektiven der Chemie-Kommunikation. Im Rahmen der Reihe „acatech am Dienstag“ werden diese Fragen Thema einer Veranstaltung am 14. November 2017 in München sein.