Umwelt- und Klimaschutz braucht Köpfe …einer fehlt jetzt

20. Juni 2024
Klaus Töpfer ist tot; diese Nachricht hat alle, die ihn persönlich kannten tief getroffen. Frei von Politikerallüren war er stets zum persönlichen Kontakt und Austausch bereit. Ich habe ihn mehrfach getroffen und war jedes Mal „reicher“ wieder weitergegangen.
Aber da ist mehr als die persönlichen Aspekte: Klaus Töpfer war eine zentrale Person des Umwelt- und Klimaschutzes, lange bevor dieses Thema in der breiten Öffentlichkeit „ankam“.
Klaus Töpfer hat nach seiner Zeit als Politiker die wissenschaftliche Politikberatung in Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie der gesellschaftlichen Verankerung von Nachhaltigkeits- und Transformationsthemen vorangebracht. Er war Gründungsdirektor und früherer Exekutivdirektor des IASS (Institute for Advanced Sustainability), heute RIFS.
Auch für acatech war er ein wichtiger Impulsgeber, denn er vereinte geballte politische Erfahrung, einen Blick auf das Ganze und eine hohe Wertschätzung wissenschaftsbasierter, gemeinwohlorientierter Politikberatung.
Im Mai 2013 nahm das Forschungsforum Energiewende seine Arbeit auf, das acatech gemeinsam mit dem von Klaus Töpfer geleiteten IASS Studies (IASS) und der Max-Planck-Gesellschaft koordinierte. Das Forschungsforum brachte die gesellschaftliche Dimension der Energiewende in die Gründungsphase des Akademienprojekts Energiesysteme der Zukunft (ESYS) ein.
Unvergessen sind bei acatech seine Reden an Mitgliederschaft und Senat der Akademie. 2011 hielt er eine aufrüttelnde Keynote vor dem acatech Senat. Sein Appell: Der Umgang mit der Ressource Boden muss nachhaltiger werden. Diese Herausforderung beschäftigt Wissenschaft, Politik und Gesellschaft bis heute. Noch 2023 hat acatech Handlungsempfehlungen vorgelegt, wie die übermäßigen Stickstoffeinträge in Böden und Gewässer reduziert werden können. Über Perspektiven der Energiewende vor Ort, in Brandenburg, sprach Klaus Töpfer auf dem acatech Akademietag 2013 vor der versammelten Mitgliederschaft von acatech.
Es ist rund zehn Jahre her, dass Klaus Töpfer ein Fonds-Modell entwickelte, das Verbraucher und Kleinbetriebe von steigenden Stromkosten entlasten sollte. Schon damals ging er also zupackend die soziale Dimension der Energiewende an – bis heute wächst der Druck, hier tragfähige Lösungen zu finden.
Unvergessen ist auch sein Sprung in den Rhein 1988, eigentlich das Ergebnis einer Wette. Nachdem er dem dreckigen Rhein entstiegen war, mahnte er mit Hinweis auf die schlechte Wasserqualität zu mehr Anstrengungen.
Klaus Töpfer nutzte geschickt seinen Bekanntheitsgrad, um wichtige Themen voranzubringen. Wir in acatech sind ihm zu großem Dank verpflichtet. Er wird dem Klima- und Umweltschutz fehlen. Mir persönlich schmerzt der Verlust eines wohltuend offenen und uneitlen Menschen.
Umwelt- und Klimaschutz braucht Köpfe …einer fehlt jetzt.