#FutureWorkDebatte zur Wettbewerbsfähigkeit: mit konsequentem Handeln aus der Krise

München, 16. April 2025
Der Arbeitsmarkt kriselt, die Arbeitslosenzahlen steigen. Und während globale Marktbegleiter mühelos mit erhöhtem Tempo innovieren, tun sich heimische Akteure mit der Adaption neuer Technologien häufig noch schwer. Doch in der Krise öffnen sich auch unvermittelt neue Chancen, wie die jüngste Ausgabe der #FutureWorkDebatte unterstreicht: So können Europa und Deutschland von der Dynamik geopolitischer Entwicklungen auch profitieren – und mit mehr Standortattraktivität und Willkommenskultur zu Destinationen für dringend benötigte neue Talente werden.
Denn viele von ihnen zeigten sich mit dem aktuellen Kurs in den USA nicht mehr einverstanden, so
Philipp Grunau (Senior Researcher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung). Sie seien daher auf der Suche nach neuen, verlässlichen Zielen für die berufliche Verwirklichung. Das verschaffe Europa und Deutschland eine potenziell gute Position, um den Fachkräftebedarf in hart umkämpften Schlüsseltechnologen zu decken. Das allein reiche aber nicht, für eine starke Standortattraktivität brauche es noch mehr: Eine klare Zuwanderungsstrategie, gelungene Integration und Willkommenskultur: Erst das alles zusammen zahle auf eine gesteigerte Anziehungskraft für Fachkräfte ein.

Gleichzeitig könnten neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) dafür sorgen, Fachkräfte spürbar von bürokratischen Aufgaben zu entlasten und wieder mehr Fokus auf forschende, innovierende und produktive Tätigkeiten zu legen. Eine Klarheit in der Regulierung von KI und Datenschutz sei dafür aber Voraussetzung. Nur so ließen sich wertvolle Industriedaten mit den Analysefähigkeiten der KI verbinden und gezielt für Innovationen nutzen.
Bürokratieabbau als oberste Priorität
Die bürokratische Überforderung der Wirtschaft verursache jährliche Kosten von 65 bis 80 Milliarden Euro, so Astrid Hamker. Die Präsidentin des unabhängigen Wirtschaftsrats der CDU e.V. forderte deshalb, die Bürokratie beherzter zu reduzieren: Denn wachsende Regulierungen führten dazu, dass diese auch überwacht werden müssen. Dies wiederum binde immer weitere Spitzenkräfte in Ministerien, statt sie der Wirtschaft und damit der Innovationskraft zuzuführen.

Deutschland verfüge dennoch über zahlreiche Stärken, insbesondere den Mittelstand. Ihn zeichne Standorttreue und ein langer Atem aus, zudem eine solide finanzielle Struktur und wertvolle Hidden Champions in zahlreichen Branchen. Gemeinsam mit den exzellenten Forschungseinrichtungen am Standort und dem einzigartigen System der Dualen Ausbildung ergebe sich ein starkes Fundament, das durch entlastende Maßnahmen wie niedrigere Energiepreise und Unternehmenssteuern sowie einem Digitalisierungsschub in Bildung und Verwaltung weiter gestärkt werden könne.
Personalstrategie systematisch für Zukunftsgestaltung einsetzen
Eine fortschrittliche Bildungsoffensive führte auch Daniela Geretshuber (Chief People and Sustainability Officer und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland) ins Feld: Die grundlegenden digitalen Kompetenzen in der Bevölkerung seien noch zu gering. Diesem Mangel gelte es in Unternehmen und Hochschulen entschlossen entgegenzuwirken. Denn neue Technologien seien ein entscheidender Hebel für mehr Wettbewerbsfähigkeit.

Das gelte auch für den Bereich HR, der über die Personalstrategie einen bedeutenden Einfluss auf die systematische Zukunftsgestaltung der Unternehmen habe. Es gehe darum, frühzeitig die benötigten Skills zu antizipieren, im Unternehmen gezielt aufzubauen und eine Brücke für die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Technologien zu schlagen. Dafür sei es wichtig, Menschen mit der betrieblichen Realität zusammenzubringen und einzubinden. Manche gesetzliche Regelung müsse dafür aber mit den aktuellen Anforderungen abgeglichen und zeitgemäßer gestaltet werden. Auch Erprobungsräume könnten hinsichtlich KI ein lohnender, schneller zu verwirklichender Zwischenschritt sein.
Mehr Klarheit für innovationsaffine Akteure – und eine gute Nachricht
Unerwartet positive Signale brachte Thomas Koenen (Leiter der Abteilung Digitalisierung und Innovation des BDI e.V.) von der Hannover Messe mit: Dort habe er eine gute Stimmung vernommen, die Bedeutung der Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft sei auf der politischen Agenda angekommen. Was es jetzt brauche, seien die passenden Rahmenbedingungen wie beispielsweise klare Definitionen zur Umsetzung des AI-Acts – also, was Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von KI-Anwendungen dürfen und was nicht. Innovationsaffine Mittelständler könnten sonst durch unklare Bestimmungen ausgebremst werden.
Einblicke in zwei mitgebrachte Studien zeigten: An der Bereitschaft, in Forschung und Entwicklung zu investieren, mangele es hierzulande nicht. Aber rund ein Drittel der Unternehmen spiele mit dem Gedanken, diesen wichtigen Bereich ins Ausland zu verlegen. Zwei Drittel der Unternehmen attestiere ihren Wettbewerbern, Innovationen schneller und unkomplizierter umsetzen zu können als heimische Unternehmen. Die Gründe: weniger Bürokratie, geringere Kosten und eine innovationsoffenere Kultur.
Dividende wieder in Zukunftsfähigkeit investieren
Der Veränderungsdruck ist so hoch, weil in vielen Jahren des Erfolgs wenig in die Zukunftsfähigkeit investiert wurde: Das sei in der Vergangenheit verpasst worden, fasste Co-Gastgeber Frank Riemensperger abschließend die Debatte zusammen. Dennoch lägen die Chancen auf der Hand, mit gemeinsam erhöhter Geschwindigkeit von Politik und Wirtschaft, schlankerer Bürokratie und dem Fokus auf Spitzentechnologie in Unternehmen und HR die geänderten geopolitischen Koordinaten zu einem Standortvorteil für Europa und Deutschland zu nutzen.
Mitschnitt der Debatte
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Über die Debattenreihe Fit for Future Work
Wie gute Zusammenarbeit funktionieren kann und wie die Digitalisierung vom Schreckgespenst und mutmaßlichen Jobkiller zur Chance für gute Arbeit werden kann, bringen aktuelle Impulse des HR-Kreises auf den Punkt. In seiner Debattenreihe „Fit for Future Work“ stellt der HR-Kreis seine Thesen öffentlich zur Diskussion. Aktuelles und Positionen rund um die Debattenreihe in den sozialen Medien:
#FutureWorkDebatte
HR-Kreis auf LinkedIn folgen