Zeitenwende erfordert grundlegendes Update des Innovationssystems
Berlin, 27. November 2024
Vor dem Hintergrund aktueller Krisen und geostrategischer Verwerfungen stehen die Wettbewerbsfähigkeit und die strategische Souveränität Deutschlands in zentralen Innovationsfeldern zunehmend in Frage. Trotz der aktuellen politischen Dynamik gilt es, nun fokussiert zu bleiben, um dieser Entwicklung schnell und ambitioniert etwas entgegenzusetzen. Der acatech IMPULS „Innovationsfähigkeit in der Zeitenwende“ beschreibt Ansatzpunkte zur Entwicklung einer zeitgemäßen Innovationsstrategie und zeigt damit Wege für das Gelingen der Transformation der Wirtschaft und ein Update des deutschen Geschäftsmodells auf.
Die neuen, auch sicherheitspolitischen und finanziellen Herausforderungen lassen sich nur durch eine massive Steigerung der Innovationskraft Deutschlands und Europas meistern. Konkret bedeutet dies: Es braucht ein Update des Innovationssystems und eine kohärente politische Strategie für auf zentrale Spitzentechnologien fokussierte Transferaktivitäten. Darin war sich der Zukunftsrat in seiner Sitzung Ende August 2024 einig. Grundlage dieser Diskussion war ein von acatech vorbereitetes Papier, auf dem der heute veröffentlichte IMPULS basiert.
Der im September vorgestellte Draghi-Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU unterstrich nochmals die Dringlichkeit einer aktiven Innovations- und Industriepolitik. Es ist dabei von entscheidender Bedeutung, dass Europa – und Deutschland als führende Industrienation innerhalb Europas – die in Fülle vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse konsequenter in eine Steigerung der Produktivität der etablierten Kernbranchen umsetzt und zugleich neu entstehende Felder zuerst besetzt. Nur so kann die Verjüngung bestehender und der Aufbau neuer Ökosysteme rund um Spitzentechnologien erfolgreich vorangetrieben werden.
Konkret erfordert ein solches konzertiertes Vorgehen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft:
- Gemeinsame Entwicklung von Technologieroadmaps für Spitzentechnologien
- Fokussierteren Mitteleinsatz anstelle des Gießkannenprinzips
- Initiierung und ggf. Förderung industrieller Konsortien, um notwendige Skaleneffekte
zu erreichen - Verbesserung der Fördermöglichkeiten von KMU, etwa bei der Forschungszulage
- Spürbaren Bürokratieabbau bei großen Innovationsvorhaben
- Innovationsfreundliche Auslegung des nationalen und europäischen Regulierungsrahmens
- Verbesserung des Zugangs zu heimischem Kapital für Start-ups und kleine Unternehmen
- Stärkung der Transferinfrastrukturen und -leistungen von Forschungsorganisationen
Darüber hinaus wird die Notwendigkeit einer aktiven europäischen Zusammenarbeit betont, um die vorhandenen Ressourcen bündeln, Innovationspotenziale gemeinsam zu erschließen und so die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu steigern.