Zentrale Konferenz der EU-Kommission am Europäischen Tag des Datenschutzes gemeinsam mit Akademienverbund Euro-CASE
Brüssel, 30. Januar 2015
Der europäische Dachverband der technikwissenschaftlichen Akademien Euro-CASE organisierte am 28. Januar in Kooperation mit der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission (JRC) einen Runden Tisch zum Thema „Digital Privacy: Citizens‘ Right in the Light of New Technologies and Commercial Need“. Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung in das Hauptgebäude der Europäischen Kommission. Im Mittelpunkt standen das Vertrauen und die Privatheit im Internet.
Die Veranstaltung griff die zunehmende Sorge europäischer Bürgerinnen und Bürger und damit eine zentrale Herausforderung der EU-Politik auf: Das Vertrauen in die Datensicherheit im Netz und die Behauptung von bürgerlicher Privatheit. Die kommerzielle Nutzung von Informationen stellt die Privatsphäre auf die Probe. So werden beispielsweise das Konsumverhalten, Bewegungsmuster oder das Reiseverhalten erhoben und zu einem immer detaillierteren digitalen Abbild von Privatpersonen verdichtet. Umgekehrt beobachten die Wissenschaftsakademien einen teils sorglosen Umgang mit privaten Daten durch die Internetnutzer. Die Konferenz anlässlich des Europäischen Tags des Datenschutzes möchte die Debatte mit Beiträgen aus der Perspektive von Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bereichern.
Der erste Teil der Veranstaltung war der unternehmerischen Perspektive gewidmet und damit dem Spannungsfeld zwischen dem notwendigen Datenschutz einerseits und der Entwicklung von neuen Services und Geschäftsmodellen andererseits. Im zweiten Teil diskutierten die Teilnehmer des Round Table Perspektiven für den Datenschutz und die Sicherheit im Internet.
Wo liegt der politische Handlungsbedarf auf EU-Ebene? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Abschlussdiskussion. Zu dieser Frage führten die Teilnehmer vor allem die Vervollständigung des Digitalen Binnenmarktes und die Gewährleistung von einheitlichen Regulierungen und Mindeststandards an. Von Seiten der Akademiemitglieder wurde verstärkt auf die Bedeutung von Simulatoren und living labs hingewiesen, um den Zusammenhang von Technik und Nutzerverhalten besser zu verstehen.
Auf die eröffnenden Worte von Vladimir Šucha, Generaldirektor des JRC, folgten Grundsatzreden von Robert Madelin, Generaldirektor für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien, und Paraskevi Michou, Generaldirektorin für Justiz und Verbraucher. Neben den drei Generaldirektoren der EU-Kommission legten drei Mitglieder des Europäischen Parlaments und Mitglieder aus verschiedenen europäischen Akademien ihre Sichtweisen dar. Im Einzelnen waren dies:
- Paul Rübig, MEP, Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses STOA (Science and Technology Options Assessment) des Europäischen Parlaments
- Marju Lauristin, MEP, Berichterstatterin für die Richtlinie über den Schutz personenbezogener Daten in der Strafverfolgung, Schattenberichterstatterin für die Datenschutzverordnung
- Ivan Štefanec, MEP, Mitglied des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz
- Claudia Eckert, Mitglied des acatech Präsidiums, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie, Leiterin des Lehrstuhls Sicherheit in der Informatik, TU München
- Bernhard M. Hämmerli, Mitglied der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW), Vorsitzender der Plattform ICT Security
- Erol Gelenbe, Mitglied der Französischen Akademie der Technischen Wissenschaften (NATF), der Polnischen, Ungarischen und Türkischen Akademie der Wissenschaften
- Patrik Fältström, Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften (IVA), Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Netnod
- Christian Saguez, Mitglied der Französischen Akademie der Technischen Wissenschaften (NATF)
Zudem gab es Impulsreferate u.a. von:
- Matthias Ems, Leiter der Abteilung für IT Security Architecture, Validation and Governance, SAP SE
- Alexander Schumann, Chief Economist, DIHK
Mit ihren Aussagen bestärkte Claudia Eckert, Mitglied des acatech Präsidiums, die Ergebnisse der acatech Studie „Internet Privacy. Options for adequate realisation“ und die Forderung des bei acatech angesiedelten Arbeitskreises Smart Services nach einem europäischen digitalen Binnenmarkt.
Über Euro-CASE:
Euro-CASE (European Council of Academies of Applied Sciences, Technologies and Engineering) ist der Zusammenschluss der nationalen technikwissenschaftlichen Akademien aus 21 Staaten in Europa. Die technikwissenschaftlichen Akademien leisten in ihren jeweiligen Staaten unabhängige, gemeinwohlorientierte und wissenschaftsbasierte Politik- und Gesellschaftsberatung. Euro-CASE begreift sich als unabhängiger wissenschaftlicher Partner der europäischen Institutionen und erarbeitet Lösungsansätze zur Bewältigung globaler gesellschaftlicher Herausforderungen sowie evidenzbasierte Grundlagen für politische Entscheidungen. Über die Mitgliedsakademien kann Euro-CASE auf die Expertise von über 6.000 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zurückgreifen.
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