Zweiter TechTalk „28/4“: Nationale und lokale Perspektiven auf die Energiewende

München, 4. März 2025
Die Energiewende ist eine der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Welche Technologien benötigen wir, um anvisierte Ziele zu erreichen? Wo gibt es positive Entwicklungen – und wo müssen Potenziale dringend gehoben werden? Diese und andere Fragen standen beim zweiten „TechTalk 28/4“, einer Dialogreihe von acatech, Münchner Volkshochschule und der Mediengruppe Münchner Merkur tz im Mittelpunkt. Die Veranstaltung fand am 24. Februar im acatech Forum am Karolinenplatz statt.
Weniger Energie, die aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe gewonnen wird, mehr Energie, die beispielsweise in Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen erzeugt wird – das sind Ziele der Energiewende. Mit der Energiewende, so verdeutlichte acatech Präsident Jan Wörner in seiner Begrüßung, soll das von der Politik ausgegebene Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 erreicht werden. Aber auch um sich unabhängiger zu machen von den Gas- und Rohstofflieferungen anderer Länder – also um eine strategische Souveränität Deutschlands zu erhöhen –, sei die Energiewende wichtig.
Zum Einstieg tauschten die anwesenden Gäste in Murmelgruppen – ein festes Format zur Einbeziehung des Publikums beim TechTalk 28/4 – ihre persönlichen Perspektiven auf die Energiewende aus. Daraufhin stieg acatech Präsidiumsmitglied Karen Pittel, Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen an der LMU München, in ihrem Vortrag tiefer in das Thema ein. Die Förderung erneuerbarer Energien zeige durchaus die gewünschten Effekte: einen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland um fast 50 Prozent seit dem Jahr 1990. Dafür seien vor allem Fortschritte im Stromsektor verantwortlich. Die Energie, die im Verkehr – Stichwort: „Verbrenner“ – oder im Gebäudesektor – Stichwort: „Ölheizung“ – zum Einsatz komme, stamme nach wie vor größtenteils aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe. Gerade in einer geopolitisch unsicheren Zeit sei es jedoch wichtig, sich von den Zulieferern dieser Rohstoffe unabhängiger zu machen, so Karen Pittel. Die Herausforderungen sind immens, das sei klar. Um die Energiewende aber u.a. durch den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien hierzulande zu erreichen, fehlten in Deutschland allerdings die Fachkräfte.

Das bestätigte Björn Heer, Leiter Neue Geschäfte bei den Stadtwerken München (SWM), in seinem anschließenden Vortrag. Sowohl die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf geeigneten Flächen im Münchner Stadtgebiet als auch der Einbau von Wärmepumpen in Häusern kämen aktuell nicht so schnell voran wie gewünscht, da es an Menschen fehle, die diese Arbeiten erledigen können. Dennoch mache sich die Millionenstadt München, für die für die nächsten Jahre ein steigender Strombedarf prognostiziert wird, stetig weiter unabhängig von fossilen Brennstoffen: Neben dem Ausbau von Wärmepumpen oder der Photovoltaik setzt man bei den SWM beispielsweise auf die Förderung der Tiefengeothermie oder smarte Lösungen für eine bessere Energieeffizienz.
Bei der abschließenden Diskussion mit dem Publikum waren sich Björn Heer und Karen Pittel einig: Die Politik müsse für mehr Planungssicherheit bei der Energiewende sorgen. Zu häufig habe man in den vergangenen Jahren den Kurs gewechselt und die Meinung darüber, welche Technologien und Energiequellen gefördert werden sollen, geändert. Das löse bei kommunalen Energieunternehmen und der Industrie eine große und investitionshemmende Unsicherheit aus.
Auf der anderen Seite wurde durch die Wortmeldungen und Fragen deutlich, wo die Bedürfnisse auf Seiten der Verbraucherinnen und Verbraucher liegen. Diese wünschen sich bessere Bildungsangebote zum Thema Energiewende schon für jüngere Menschen oder eine stärkere Nutzung der Digitalisierung, um Effizienz- und Einsparungspotenziale im Alltag sichtbar zu machen.
Über den TechTalk 28/4
Technik und Innovation können Wohlstand bringen und gesellschaftliche Probleme lösen. Aber wie entstehen aus Grundlagenforschung brauchbare Technologien? Vor welche ungeahnten Herausforderungen stellen uns neue Technologien? Wie sieht der Weg von der Idee zum wettbewerbsfähigen Unternehmen aus? Die Reihe „TechTalk 28/4“ schafft ein Forum für alle Münchnerinnen und Münchner, um mit Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft Debatten über Technik und Gesellschaft zu führen. Veranstaltet werden die TechTalks von der Münchner Volkshochschule (MVHS) zusammen mit acatech und der Mediengruppe Münchner Merkur, tz.
Hinter der Zahlenkombination „28/4“ verbergen sich die Hausnummern der Orte, an denen die Dialogveranstaltungen stattfinden: abwechselnd bei der Münchner Volkshochschule in der Einsteinstraße 28 und bei acatech am Karolinenplatz 4.