Cyber Security für Jeden – Studierende der Hochschule München erarbeiten Konzepte zur Aufklärung vor Gefahren im Internet
Digitale Aufklärung in Sachen Cyber Security für alle Altersgruppen. Unter dieser Devise entwarfen die Studierenden des Studiengangs Technische Redaktion und Kommunikation der Hochschule München im Rahmen eines Praxissemesters (unter Leitung von Prof. Anke van Kempen) verschiedene multimediale Kommunikationsformate für die zweite Ausgabe acatech HORIZONTE – Cyber Security.
Bereits am 21. März 2019 fiel der Startschuss für die Kooperation der Studierenden der Hochschule München und den acatech HORIZONTEN. Zu Beginn der Kick-Off Veranstaltung teilte Alexander von Gernler, Leiter Research bei der genua GmbH und Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik, in seinem Impulsvortrag mit den Studierenden seine Einschätzungen zur aktuellen Lage der Cybersicherheit.
Hard-To-Reach-Zielgruppen
Ziel des Projekts war die Erstellung multimedialer Kommunikationskonzepte, die sich an bestimmte Personengruppen wenden und jeweils zu deren digitaler Aufklärung beitragen. Zunächst war es also Aufgabe der Studierenden, entsprechende Personengruppen zu identifizieren. Besonderes Augenmerk galt dabei dem Cyber-Security-Bewusstsein, den Nutzungsgewohnheiten im Internet und in den Sozialen Medien.
Zur Zwischenpräsentation im Mai präsentierten die Studierenden dann erste Kommunikationsansätze, mit denen folgende Zielgruppen angesprochen werden sollten:
- Eltern (vor allem Mütter) von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter
- Jugendliche Mädchen und Jungen
- Geschäftsführer von kleinen und mittelständischen Unternehmen
Mütter können das Bewusstsein für Cybersicherheit bei Kindern frühzeitig prägen
Um junge Kinder zu erreichen und ein frühes Problembewusstsein zu schaffen, sei die Auswahl von Eltern, v.a. Müttern, als Zielgruppe unabdingbar, so die Studierenden in ihrer Zwischenpräsentation. Gerade in jungen Jahren sind Kinder stark prägbar. Als wichtigste Bezugsperson gilt laut Studien in dieser Zeit in der Regel die Mutter. Die Nutzung von Smartphones und dem Internet erfolgt häufig noch unter deren Aufsicht. Doch häufig sind sich auch Eltern der Gefahren im Netz nicht bewusst. Es ist daher wichtig, die Eltern selbst über die Konsequenzen des eigenen Handelns in der Online-Welt, die Gefahren von Datenmissbrauch sowie über mögliche Schutzmaßnahmen aufzuklären. Die Studierenden schlugen daher die Kampagne „Verstehen statt verbieten“ vor, um Eltern junger Kinder dabei zu unterstützen, die richtigen Schutzmaßnahmen gegen Cyber-Kriminalität zu finden.
Wie und worüber Jugendliche heute kommunizieren
Ganz anders als noch bei Kleinkindern oder Kindern im Grundschulalter bewegten sich Jugendliche vollkommen eigenständig im Netz, gaben die Studierenden anschließend zu bedenken. Häufig ist den Eltern nicht mal mehr bekannt, welche Angebote ihre Kinder im Netz nutzen. Auch nehmen die Einflussmöglichkeiten der Eltern als „Autoritätspersonen“ auf das Nutzungsverhalten der Kinder im jugendlichen Alter rapide ab. An ihre Stelle treten vermehrt Freunde und häufig sogenannte „Influencer“.
Die Studierenden zeigten in der Zwischenpräsentation weiter auf, dass das Kommunikationsverhalten von Jungen und Mädchen im jugendlichen Alter grundsätzlich verschieden ist. Für jugendliche Mädchen stehen Medien der sozialen Interaktion wie Snapchat oder Instagram auf Platz 1 der Internetnutzung. In der Annahme, Kontrolle über ihre Daten zu haben, sind sie über die sozialen Medien häufig bereit, weitreichende Einblicke in ihr Privatleben zu gewähren. Mit der Botschaft „Wer hört mit? Wer schaut mir zu?“ solle man sich daher an junge Mädchen wenden, so die Studierenden, und so ein Bewusstsein für die eigene Privatsphäre im Internet schaffen.
Im Kontrast dazu stehe das Kommunikationsverhalten von Jungen im jugendlichen Alter. Männliche Teenager bewegen sich im Internet signifikant weniger in sozialen Netzwerken als Mädchen. Der Schwerpunkt ihrer Nutzungsgewohnheiten liegt auf Unterhaltung (Videos) und dem Bereich Gaming. Entsprechend großer Beliebtheit erfreuen sich daher Formate, die beides miteinander verbinden: Videos zu aktuell beliebten Videogames. Sicherheitsüberlegungen träten während solcher „Flow-Erlebnisse“ vollständig in den Hintergrund, so die Studierenden. Mit der Botschaft „Cyber-Kriminalität ist real und kann auch dich treffen“ sollen daher Jungen im jugendlichen Alter darauf hingewiesen werden, dass blankes Entertainment nicht alles ist und Cyber Security ein ernstzunehmendes Thema darstellt.
Die beste Firewall Ihres Unternehmens sind Ihre Mitarbeiter
Unter kleinen und mittelständischen Unternehmen herrscht häufig noch der Irrglaube vor, sie seien kein attraktives Angriffsziel für Cyberkriminelle. Doch gerade der deutsche Mittelstand stehe immer häufiger im Visier von Onlinekriminalität und Datendiebstahl, klärten die Studierenden zum Ende der Zwischenpräsentation auf. Eine Botschaft an die KMU könne daher lauten: „Die beste Firewall Ihres Unternehmens sind Ihre Mitarbeiter“. Mit der dazugehörigen Kampagne solle darauf hingewiesen werden, dass es nicht ausreicht, nur den Geschäftsführer mit dem Thema Cyber-Security zu konfrontieren. Damit keine Sicherheitslücken in einem Unternehmen entstehen, müssen alle Mitarbeiter über das Thema aufgeklärt werden.
Kampagnen für Cyber Security in jedem Alter
acatech HORIZONTE lud die Studierenden der Hochschule München am 04. Juli 2019 schließlich zur Vorstellung ihrer ausgearbeiteten Kommunikationskonzepte in die acatech Geschäftsstelle am Karolinenplatz ein. Die Konzepte wurden vor einer Jury bestehend aus einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle München vorgestellt, darunter auch acatech Vorstandsmitglied Prof. Dr. Martina Schraudner sowie Prof. Dr. Anke van Kempen Leiterin des Studiengangs Technische Redaktion und Kommunikation an der Hochschule München.
Verstehen statt verbieten
Zur Aufklärung von Müttern empfahlen die Studierenden, über Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram spezifische Videowerbung zu schalten, die vor allem über Emotionen wirkt. Die Mehrheit der Mütter empfindet in Bezug auf das Internet den unangebrachten Kontakt von Fremden mit ihren Kindern als größte Gefahr. Als „Catch“ könne daher eine Szene funktionieren, in der eine ältere Person sich einem Kind oder Jugendlichen auf unangebrachte Weise nähert.
Wer hört mit? wer schaut mir zu?
Für die Ansprache jugendlicher Mädchen setzten die Studierenden auf ein Format, das die Mädchen nicht kritisiert, sondern zur Selbstreflexion ermutigt. Es solle daher sowohl über Plakatwerbung auf dem Schulweg, sowie über Social Media Apps wie Instagram zielgruppenspezifisch Werbung geschaltet werden, welche die Mädchen kritisch hinterfragen:
„Bist du dir bewusst, welche Daten du Preis gibst?“
Anders als Mädchen konsumieren jugendliche Jungen Informationen bevorzugt durch Spiele und Videos (beispielsweise über Dienste wie YouTube oder Twitch), weshalb sich bei dieser Zielgruppe für audiovisuelle Kanäle entschieden wurde. So könne man beispielsweise versuchen, bekannte Gamer/Streamer für das Versenden entsprechender Aufklärungsbotschaften zu gewinnen, die dann in ihre regulären Videos eingebaut oder vorgeschalten werden.
Um die Zielgruppe der Geschäftsführer von KMUs zu erreichen, wurden zwei aufeinander aufbauende Formate gewählt. Zu Beginn wird die Zielgruppe in einer kurzen, komprimierten Informationsveranstaltung für das Thema Cyber Security sensibilisiert. Dabei soll deutlich werden, wie schnell Unternehmen Opfer einer Cyber-Attacke werden können und wie wichtig es ist, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzuklären. Im Anschluss folgt ein aufbauendes Seminar, das tiefgreifendere Informationen zum Thema vermittelt. Dabei lernen die Teilnehmer, welche Gefahren, z.B. welche Arten von Hacking-Angriffen, existieren. Ebenso sollen individuelle Notfallpläne im Falle einer erfolgreichen Cyber-Attacke in Fallstudien erarbeitet werden. Um möglichst viele Unternehmen zu erreichen, haben die Studierenden bei ihrer Planung mögliche Kooperationspartner, wie beispielsweise die IHKs und PresseClubs, identifiziert, die bereits Aufklärungsarbeit in der Industrie betreiben.
Fazit
Mit den vorgestellten Kampagnen sollen drei zentrale Zielgruppen (Eltern/Mütter, Jugendliche, KMUs) erreicht und zum Thema Cybersicherheit aufgeklärt werden. Die Studierenden gaben sich zum Abschluss zuversichtlich, dass auf diese Weise eine Vielzahl an Menschen, die potenziell durch Cyber-Kriminalität bedroht seien, sensibilisiert werden könnten.
Mitwirkende:
1. Kampagne: Mütter von Mütter von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter
- Alexander Müller
- Ariane Schumacher
- Constanze Stapel
2. Kampagne: Jugendliche Jungen
- Michael Haas
- Richard Heil
3. Kampagne: Jugendliche Mädchen
- Daniel Kozlowski
- Karolina Marcan
4. Kampagne: Geschäftsführer eines KMUs
- Margaretha Fürbeck
- Kornelia Hilgers
Über acatech HORIZONTE
Die Kooperation „Cyber Security für Jeden“ mit der Hochschule München ist Teil der neuen Ausgabe acatech HORIZONTE – Cyber Security. In dieser Ausgabe analysiert acatech, wo sich Deutschland auf dem Weg zu einer sicheren Cyberwelt befindet. Dazu untersucht die Akademie aktuelle Gefährdungsfelder in wichtigen Lebensbereichen und benennt politische Handlungsfelder.