Wissenschaftsbarometer 2016: Mehr wissenschaftliche Expertise zu Flüchtlingsfragen
Berlin, 4. Juli 2016
Für drei von vier Bürgerinnen und Bürger in Deutschland kommen wissenschaftliche Erkenntnisse in der Flüchtlingsdebatte zu kurz. Das zeigt das am 5. Juli veröffentlichte Wissenschaftsbarometer von Wissenschaft im Dialog. Allgemein zeigt das Barometer ein steigendes Interesse an Wissenschaft. Zeigten 2014 noch 33 Prozent der Bürgerinnen und Bürger großes oder sehr großes Interesse an wissenschaftlichen Themen, so sind es 2016 bereits 41 Prozent.
Mehr Wissenschaftliche Erkenntnisse werden bei dieser Berichterstattung über Flüchtlinge und Integration oft vernachlässigt – diese Ansicht vertreten knapp dreiviertel der deutschen Bürgerinnen und Bürger. Nur jeder Fünfte glaubt, dass Forschern zu Flüchtlingsfragen ausreichend gehört werden, das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Wissenschaft und Dialog (WID).
Fernsehen wichtigstes Informationsmedium
Das Interesse an wissenschaftlicher Arbeit wächst auch über das Flüchtlingsthema hinaus. So bekunden 2016 41 Prozent großes oder sehr großes Interesse an wissenschaftlichen Themen, 2014 waren es erst 33 Prozent. Trotz Internet und Sozialen Netzwerken bleibt das Fernsehen die wichtigste Informationsquelle. Ein Drittel der Befragten sieht oft Fernsehsendungen über Wissenschaft und Forschung, rund ein Viertel informiert sich häufig in Printmedien, aber nur drei Prozent der Bürgerinnen und Bürger besucht oft Veranstaltungen und Vorträge über Wissenschaft und Forschung.
Bürgerinnen und Bürger fordern Beteiligung an Entscheidungen
Gleichzeitig wollen viele Menschen stärker in Entscheidungen zu Wissenschaft und Forschung einbezogen werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wunsch zur Mitsprache von 34 Prozent auf 40 Prozent gestiegen.
Mehrheit vertraut bei Erneuerbaren Energien auf Forscher
Abgefragt wurde auch das Vertrauen der Bürger in wissenschaftliche Expertise. Am skeptischsten zeigten sich die Befragten bei Aussagen zur „Grünen Gentechnik“. Nur 17 Prozent vertrauen hier der Wissenschaft. Bei „Erneuerbaren Energien“ hingegen vertraut die Mehrheit den Einschätzungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Bei den Schülerinnen und Schülern sind es sogar über 70 Prozent.
Dazu sagt Reinhard F. Hüttl, Präsident von acatech ― Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Mitglieder der WiD-Gesellschafterversammlung: „Dieses Vertrauen der jungen Menschen dürfen wir nicht enttäuschen, sondern müssen es weiter wachsen lassen. Dazu müssen wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen – und es über alle Lebensphasen hinweg bleiben. Dafür bildet Wissenschaft im Dialog eine wichtige Plattform, die wir gern unterstützen.“
Wichtigster Forschungsbereich: Gesundheit und Ernährung
„Gesundheit und Ernährung“ wird von Bürgerinnen und Bürgern weiterhin als wichtigster Forschungsbereich für die Zukunft eingestuft, jedoch mit abnehmender Tendenz. Rund ein Drittel der Befragten sieht „Klima und Energie“ als wichtigstes Themenfeld. Frauen haben sich dabei im Wissenschaftsbarometer 2016 eher für „Gesundheit und Ernährung“ ausgesprochen (51 Prozent), Männer priorisieren „Klima und Energie“ (40 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil derer, die „Innere Sicherheit“ als Forschungspriorität sehen, von 10 auf 13 Prozent.
Über Wissenschaft im Dialog
Die Gemeinschaftsinitiative wurde 1999 von großen deutschen Wissenschaftsorganisationen gegründet, um Wissenschaft und Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen. acatech ist als WiD-Gesellschafter beteiligt. Der WiD organisiert neben Studien und Umfragen vor allem Dialogveranstaltungen, Ausstellungen und Wettbewerbe rund um Wissenschaft und Forschung. Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2016 basieren auf 1006 Telefoninterviews.