Mobilitätsmonitor 2025: Alle Ergebnisse

Die Mehrheit der Deutschen bewertet die Infrastrukturen des Landes zunehmend kritisch, hofft aber auf Fortschritte in der neuen Legislaturperiode. Mehr als zwei Drittel nehmen dafür auch Schulden in Kauf. Dies zeigt der Mobilitätsmonitor 2025, eine repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Besonders wichtig sind den Deutschen Modernisierungen in zehn Bereichen, von Verkehrsnetzen über Verwaltungsreformen bis hin zur Digitalisierung. Eine Trendwende zeichnet sich beim Interesse an Elektroautos ab – für rund ein Viertel käme heute der Kauf eines E-Autos in Frage.

Kritische Einschätzung der Infrastruktur

Quick read: Die meisten Deutschen sehen die Infrastruktur hierzulande kritisch: insbesondere das Schienennetz, dem sieben von zehn Deutschen einen schlechten oder sehr schlechten Zustand attestieren. Auch das Bildungswesen, die digitale Infrastruktur oder das kommunale Straße halten die meisten Deutschen für mangelhaft.

Ausführliche Zusammenfassung

Weite Teile der Infrastruktur sehen die Deutschen in einem kritischen Zustand: 71 Prozent bewerten das Schienennetz als schlecht bis sehr schlecht. Bereits an zweiter Stelle folgt das Bildungswesen mit 61 Prozent negativen Bewertungen. Auch die digitale Infrastruktur (57 Prozent), kommunale Straßen (52 Prozent) und das Gesundheitswesen (51 Prozent) halten Mehrheiten für mangelhaft. Nur den deutschen Autobahnen bescheinigen noch mehr Befragte (39 Prozent) einen guten oder sehr guten Zustand, allerdings fallen auch hier die Bewertungen seit Jahren. Die Menschen spüren, dass die Infrastruktur, die die Leistungsfähigkeit der einzelnen Bereiche stützt, zerfällt.

Agenda der Bevölkerung für die Modernisierung der Infrastruktur

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Was steht 2025 ganz oben auf der Modernisierungsagenda der Deutschen? Nicht Schienen, Straßen oder Digitalisierung – die landen im Mittelfeld. Am wichtigsten finden die Menschen eine effiziente Verwaltung und einen starken Wirtschaftsstandort.

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Viele kritisieren die Verkehrsinfrastruktur, doch die Bürgerinnen und Bürger denken weiter als nur an die Sanierung von Bahnstrecken und Straßen. Sie sehen die Stärkung der Infrastruktur als vielschichtige Aufgabe. Dazu gehört auch, Staat und Verwaltung leistungsfähiger zu machen, energiepolitische Weichen zu stellen und Innovation sowie Digitalisierung zu fördern. Auf die Frage nach ihrer Modernisierungsagenda fordern drei von vier Befragten weniger Bürokratie und schnellere Genehmigungen. 63 Prozent wünschen sich effizientere Ämter und Behörden. Auch die Sanierung des Schienennetzes bleibt mit 62 Prozent ein zentrales Anliegen.

Zu wenig Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur

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Gerade noch sechs Prozent denken, dass Deutschland in den vergangenen Jahren ausreichend in Verkehrsinfrastrukturen investiert hat – 81 Prozent sagen: Es wurde zu wenig investiert.

Infrastruktur rasch modernisieren – notfalls mit höheren Schulden

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Die Deutschen wollen bei der Modernisierung der Infrastruktur aufs Tempo drücken. 65 Prozent nehmen dafür sogar höhere Staatsschulden in Kauf.

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Zwei Drittel der Bevölkerung befürworten höhere Schulden, um die Infrastruktur zügig zu sanieren. Nur 17 Prozent lehnen neue Schulden ab und setzen stattdessen auf Sparmaßnahmen oder höhere Steuern, um die nötigen Investitionen zu finanzieren. Besonders in höheren sozialen Schichten findet eine stärkere Verschuldung überdurchschnittlich viel Zustimmung.
Noch größer ist die Unterstützung für ein Sondervermögen in Form eines Infrastrukturfonds. 71 Prozent der Bürger befürworten einen solchen Fonds, der außerhalb des regulären Haushalts Geld für Infrastrukturprojekte bereitstellt; nur 9 Prozent sind dagegen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Mehrheit rasche und umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur für dringend hält und eine vorübergehende, deutlich höhere Verschuldung akzeptiert.

Vertrauen in den Zustand der Autobahnen schwindet

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Vor 14 Jahren hielten sechs von zehn Deutschen die Autobahnen für gut. 2025 sind es nur noch 39 Prozent. Fast ebenso viele (36 Prozent) finden sie mangelhaft. Die größten Probleme: Baustellen (57 Prozent), schlechte Fahrbahnen (47 Prozent) und Staus (43 Prozent).

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Das Autobahnnetz schneidet weniger kritisch ab als die Straßen der eigenen Region. Doch die Einschätzung seiner Qualität hat sich in den letzten Jahren stark verschlechtert: 2011 bewerteten 58 Prozent das Netz als gut oder sehr gut, heute sind es nur noch 39 Prozent. Gleichzeitig wuchs der Anteil derjenigen, die den Zustand als schlecht empfinden, von 22 auf 36 Prozent.
Immer mehr Menschen leiden unter den Schwächen der Verkehrsinfrastruktur. 57 Prozent berichten von Verzögerungen durch zahlreiche Baustellen, 43 Prozent stehen häufig im Stau. Fast jeder Zweite ärgert sich über marode Fahrbahnen, 38 Prozent müssen wegen Umleitungen deutlich längere Strecken fahren. Viele kritisieren, dass Bauarbeiten zu lange dauern und kaum vorankommen – 40 Prozent haben dies beobachtet. Auch Brückensanierungen geraten stärker in den Blick: Jeder Fünfte ist von Brückensperrungen betroffen, 16 Prozent überqueren regelmäßig Brücken, die sie für dringend sanierungsbedürftig halten.

Kritische Bilanz des Schienennetzes

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Die Probleme bei der Bahn verschärfen sich durch jahrzehntelange Investitionsversäumnisse. Nur noch 14 Prozent der Bevölkerung bewerten das Schienennetz als gut, 71 Prozent sehen Mängel.

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Die Probleme der Bahn erscheinen noch gravierender, da die Folgen jahrzehntelanger Investitionsversäumnisse immer sichtbarer werden – und die Menschen sie zunehmend spüren. Vor zehn Jahren hielten noch 41 Prozent der Bevölkerung das Schienennetz für insgesamt gut. Heute glauben das nur noch 14 Prozent. 71 Prozent sehen klare Mängel, während lediglich 11 Prozent meinen, das Netz sei teils defizitär, teils zufriedenstellend.

Frust bei Bahnfahrerinnen und -fahrern

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Die Deutschen merken den Innovationsrückstand besonders bei Bussen und Bahnen: Vier von zehn Gelegenheitsfahrer haben bereits Zugausfälle erlebt – bei regelmäßigen Fahrgästen sind es sogar mehr als zwei Drittel (67 Prozent). Fast jeder dritte Stammnutzer der öffentlichen Verkehrsmittel ist abends schon einmal gestrandet.

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Die Deutschen erleben den Investitionsrückstand besonders bei der Bahn. 42 Prozent der Gelegenheitsfahrer berichten von Zugausfällen – bei regelmäßigen Fahrgästen sind es über zwei Drittel. Sie klagen fast doppelt so oft über Verspätungen und verpasste Anschlüsse (31 gegenüber 56 Prozent). Häufiger drängen sie sich in überfüllte Züge, und fast ein Drittel strandet, weil öffentliche Verkehrsmittel sie nicht mehr nach Hause bringen. Die größten Probleme sehen die Deutschen in der Unpünktlichkeit der Bahn (84 Prozent), dem maroden Schienennetz (64 Prozent), überfüllten Zügen (54 Prozent), schlechten Verbindungen auf dem Land (54 Prozent) und den hohen Ticketpreisen (53 Prozent).

Deutsche wieder aufgeschlossener für E-Mobilität

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Trendwende: Fast ein Viertel der Deutschen würde beim Autokauf wieder zum E-Mobil greifen. 2024 waren es noch 17 Prozent. Währen das Interesse der Konsumenten wächst, schwinden die Vorbehalte gegen Elektroautos.

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Seit 2021 sank das Interesse an Elektroautos stetig. Nun deutet sich eine Wende an: In den letzten zwölf Monaten stieg der Anteil der Konsumenten, die den Kauf eines Elektroautos erwägen, wieder von 17 auf 23 Prozent.
Nach wie vor hegt die Mehrheit Vorbehalte gegen den Kauf eines E-Mobils, doch alle diese Einwände haben seit 2024 abgenommen, darunter: hohe Kosten (minus 7 Prozent), geringe Reichweite (minus 5 Prozent), mangelnde Nachhaltigkeit (minus 9 Prozent) und geringe Dichte der Ladenetze (minus 9 Prozent).

Ladeinfrastruktur und -dauer gewinnen an Bedeutung

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Eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und schnelle Ladevorgänge gewinnen für die Akzeptanz von Elektromobilität an Bedeutung. Nach den sinkenden Anschaffungskosten sind sie die wichtigsten Kaufargumente für Elektroautos.

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Die Trendanalyse zeigt, dass Ladeinfrastruktur und Ladevorgang zunehmend in den Mittelpunkt rücken. Der Anteil der Menschen, die mehr Ladestationen als Anreiz sehen, sich intensiver mit Elektromobilität zu befassen, stieg seit Anfang letzten Jahres von 32 auf 40 Prozent. Ähnlich entwickelte sich der Anteil derer, für die die Ladezeit entscheidend ist. Auch die einheitliche Bezahlung an Ladestationen wird heute deutlich häufiger als Anreiz genannt: Anfang 2024 fanden 14 Prozent der Bevölkerung eine einheitliche Bezahlung attraktiv, aktuell sind es 24 Prozent.

Veränderte Reichweitenschätzung für E-Mobile

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Mit der wieder steigenden Offenheit für Elektromobilität wächst auch das Vertrauen: Fast ein Viertel der Deutschen ist inzwischen überzeugt, dass Elektroautos der neuesten Generation mit einer Batterieladung über 500 Kilometer schaffen. Vor einem Jahr glaubte das kaum jeder Zehnte.

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Schneller als das Vertrauen in die Ladeinfrastruktur wächst das Vertrauen in größere Reichweiten von Elektromobilen. Vor einem Jahr glaubten 36 Prozent der Bevölkerung, ein neues Elektromobil schaffe weniger als 400 Kilometer. Heute sind es nur noch 28 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die von mindestens 500 Kilometern ausgehen, von 13 auf 24 Prozent.
Bei Verbrauchern, die den Kauf eines E-Mobils erwägen, sind die Werte noch etwas höher: Vor einem Jahr hielten nur 20 Prozent Reichweiten von mindestens 500 Kilometern für möglich, inzwischen sind es 39 Prozent. Der Anteil der Skeptiker, die weniger als 400 Kilometer erwarten, sank im gleichen Zeitraum von 38 auf 18 Prozent.
Allerdings zweifeln viele an den Reichweitenangaben der Hersteller. Immerhin glauben 43 Prozent der Bevölkerung, dass die versprochene Reichweite oft nicht der Realität entspricht; im Bereich Elektromobilität sind es sogar 46 Prozent. Deshalb sind genaue Informationen über die Faktoren, die die Reichweite beeinflussen, entscheidend.

Klimaschutz verliert an Priorität

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Der harte Wechsel der Krisen drängt die Wahrnehmung des Klimawandels in den Hintergrund. Tendenziell schätzen die Deutschen den möglichen Beitrag des Verkehrssektors zum Klimaschutz geringer ein als in den Vorjahren.

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Internationale Krisen, wirtschaftliche Flaute in Deutschland und hoher Investitionsbedarf schwächen das Bewusstsein für die Bedrohung durch den Klimawandel. Seit 2023 ist der Anteil der Menschen, die sich davon bedroht fühlen, von 45 auf 36 Prozent gesunken. Damit einher geht auch eine wachsende Skepsis, wie viel CO2 sich im Verkehrssektor überhaupt einsparen lässt.
Den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs als Beitrag zum Klimaschutz befürworten zwar noch 59 Prozent, doch das sind 12 Prozent weniger als im Spitzenjahr 2022. Auf Fortschritte durch alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff hoffen 50 Prozent, verglichen mit 62 Prozent in den Vorjahren. Ebenso gesunken ist die Erwartung, dass Autos und Lkws künftig mit schadstoffärmeren Antrieben fahren. Dass bald gar keine Benzin- oder Dieselfahrzeuge mehr zugelassen werden, halten nur noch 14 Prozent für realistisch – 2022 waren es immerhin noch 23 Prozent.

Glaube an den technischen Fortschritt zum Klimaschutz ungebrochen

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Obwohl der Klimaschutz den Deutschen derzeit weniger dringend erscheint, vertrauen sie weiterhin fest auf den technischen Fortschritt und dessen Beitrag dazu.

Ausführliche Zusammenfassung

Trotz aller Krisen bleibt die Mehrheit der Deutschen überzeugt, dass Technologie und Innovation die Folgen des Klimawandels mildern können. 2020 vertrauten fast zwei Drittel (63 Prozent) auf den technischen Fortschritt, aktuell sind es noch 55 Prozent. Gleichzeitig wuchs der Anteil der Skeptiker nur leicht von 16 auf 21 Prozent.

Über den Mobilitätsmonitor

Die repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag von acatech stützt sich in diesem Jahr auf 1.031 persönliche Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren. Die Interviews wurden im März 2025 durchgeführt. Der acatech Mobilitätsmonitor erscheint jährlich seit 2020, sodass auch Veränderungen und Trends sichtbar werden.

Mobilitätsmonitor 2020

Mobilitätsmonitor 2021

Mobilitätsmonitor 2023

Mobilitätsmonitor 2024

Pressepaket

Pressinformation

Zitate

Die Daten belegen einen klaren Wandel: Eine große Mehrheit in unserem Land sieht die Modernisierung der Infrastruktur als dringende Aufgabe. Gute Infrastruktur sichert Teilhabe, Wachstum und Wohlstand – und stärkt das Vertrauen in die Verantwortlichen. Die Menschen wissen, dass Geld allein nicht genügt: Sie fordern Strukturreformen, eine effiziente Verwaltung, konsequente Digitalisierung und die Förderung neuer Technologien. Modernisieren statt nur reparieren: Das muss Deutschlands Anspruch sein.

Jan Wörner, acatech Präsident

Die Infrastruktur rückt in den Vordergrund, weil die Defizite Unternehmen und Bürger zunehmend belasten. Staus, Zugausfälle, marode Brücken und Straßen, rückständige digitale Netze prägen leider den Alltag vieler Menschen.

Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach und acatech Senatorin

Die Trendwende zur Elektromobilität ermutigt, reicht aber nicht aus und muss verstetigt werden. Das wachsende und verbesserte Angebot an E-Fahrzeugen weckt bei immer mehr Menschen Interesse, viele Kunden sind jedoch nach wie vor zögerlich. Damit sich Elektromobilität als attraktive Lösung für den Alltag durchsetzt, müssen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik klare Botschaften senden, zukunftsfähige Angebote entwickeln und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen.

Thomas Weber, acatech Präsident