acatech HORIZONTE: Advanced Systems Engineering
Die Produkte, die wir heutzutage nutzen, sind so komplex wie nie zuvor. Das gilt für die Waschmaschine, die bereits per App mit dem Handy verbunden ist, genauso wie für das Auto. Dieses ist sogar ein besonders schönes Beispiel: Kaufen wir zum Beispiel ein neues Auto, steckt darin nicht nur klassische Maschinenbau-Ingenieurskunst sondern auch komplexe Elektronik und Software. Das stellt immer höhere Anforderungen an die Unternehmen, die diese Produkte herstellen. Stauassistent, Sitzheizung, Kurvenlicht und Farbe “metallic midnight blue”: je mehr jedes Auto auf den Kunden abgestimmt und damit individualisiert wird, umso seltener werden zwei exakt gleiche Fahrzeuge gebaut. Dadurch können Skaleneffekte in der Produktion nicht mehr so einfach genutzt werden. Die steigende Komplexität stellt, allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten, neue Herausforderungen an die Hersteller bei der Entwicklung und Produktion neuer Produktgenerationen.
Damit beispielsweise das Entertainment-System und die Einparkhilfe im fertigen Automobil reibungslos zusammenspielen – oder die Einparkhilfe auch weggelassen werden kann, ohne dass die Punkte dazu im Menü des Entertainmentsystems auftauchen – müssen Fachleute aus vielen unterschiedlichen Disziplinen zusammenarbeiten und sich abstimmen: Ingenieure, Materialwissenschaftler, Softwareentwickler, Physiker, etc. Ein neuer interdisziplinärer Ansatz ist gefragt, um diese komplexen technischen Systeme in großen Projekten zu entwickeln: Advanced Systems Engineering (ASE).
Hinter ASE verbirgt sich im Grunde ein Konzept auf der Basis der System-Theorie, mit dessen Hilfe ein Unternehmen in der Zukunft diese interdisziplinäre Zusammenarbeit effektiv gestalten können soll, um Risiken zu minimieren sowie innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Prinzipien des Advanced Systems Engineering liefern einen ganzheitlichen Lösungsansatz mit Methoden, Modellen, Werkzeugen und Vorgehensweisen, durch die Unternehmen die kreative Gestaltung, Herstellbarkeit, Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit ihrer zukünftigen Produkte gewährleisten können. Jedes Unternehmen bringt dabei unterschiedliche Voraussetzungen mit, weshalb das Konzept immer individuell an die vorliegenden Umstände angepasst werden muss, um damit wirtschaftlich arbeiten zu können. Denn nur mit Advanced Systems Engineering wird es den Unternehmen von heute möglich sein, die Probleme von morgen schon mitzudenken und sie gar nicht erst entstehen zu lassen.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist, Mitarbeiter entsprechend mitzunehmen. Offenheit gegenüber neuen Ideen und Kommunikationsfähigkeit der Beteiligten sind gefragt, um damit den Wandel aktiv mitzugestalten. Deshalb liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation. Diese Ausgabe der acatech HORIZONTE widmet sich dieser Schnittstelle, sowie den Potenzialen des Advanced Systems Engineering und den Herausforderungen, die es noch in der Erforschung und der Umsetzung dieses Konzeptes zu bewältigen gibt.
Mitglieder der Projektgruppe
- Univ.- Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers (Leiter Projektgruppe)
Institut für Produktentwicklung IPEK am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) - Christiane Benner
IG Metall - Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu
Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM - Prof. Dr. Wolfgang Ecker
Infineon Technologies AG & Honorarprofessor an der TU-München - Thomas Kriegel
Volkswagen AG - Prof. Dr.-Ing. Gisela Lanza
wbk Institut für Produktionstechnik am Karlsruher Institut für Technologie - Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer
Fraunhofer IESE und TU Kaiserslautern - Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Nebel
Department für Informatik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und OFFIS – Institut für Informatik - Univ.-Prof. Dr.-Ing. Oliver Riedel
Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO - Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark
Fachgebiet Industrielle Informationstechnik an der Technischen Universität Berlin - Dr.-Ing. Daniel Steffen
Unity AG - Prof. Dr.-Ing. Birgit Vogel-Heuser
Ordinaria Lehrstuhl für Automatisierung und Informationssysteme an der Technische Universität München
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Weiterführende Informationen
acatech HORIZONTE logbuch: Expertenmeinungen zu den HORIZONTE Themen