Individualisierte Medizin
Hintergrund und Ziele
Auch wenn heute immer mehr Menschen bei guter Gesundheit altern, ist der demographische Wandel doch untrennbar verknüpft mit einem erhöhten Auftreten altersassoziierter (Mehrfach-)Erkrankungen. Hinzu kommt, dass der rasante medizinisch-technische Fortschritt der letzten Jahre, insbesondere die Genomsequenzierung, zu neuen, immer komplexeren, aber auch teureren Präventions-, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten führt, die ihrerseits mit der Hoffnung verbunden sind, Krankheiten zu effektiver zu vermeiden oder schneller und zielgerichteter zu heilen. Trotz dieser Fortschritte, sind viele diagnostische und therapeutische Maßnahmen derzeit noch mit erheblichen Nebenwirkungen, bzw. Fehlwirkungen behaftet, die wiederum substanzielle Kosten nach sich ziehen (z.B. stationäre Behandlung durch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen). Diese und andere Faktoren stellen eine große und zunehmende Belastung für die Gesundheitssysteme in Deutschland und weltweit dar.
Als eine Strategie der zukünftigen Gesundheitsversorgung wird weltweit die Personalisierte Medizin (Synonym „Individualisierte Medizin“) diskutiert. Mit ihr wird angestrebt, unter Zuhilfenahme modernster Diagnostik und durch Einsatz neuer, individuell auf die Bedürfnisse des Patienten ausgerichteter Therapieverfahren die Effektivität der Behandlung zu steigern, unerwünschte Effekte zu vermeiden und somit die Effizienz zu erhöhen und Kosten zu reduzieren. Neben den vielversprechenden Möglichkeiten bringt die Personalisierte Medizin eine Reihe von ethischen, rechtlichen und ökonomischen Problemen mit sich, die Gegenstand der laufenden Diskussion sind.
Die Akademiengruppe „Personalisierte Medizin“ betrachtet das neuartige Konzept einer „Personalisierten Medizin“ aus einer umfassenden Perspektive. Aufbauend auf den Ergebnissen eines Statusworkshops im November 2011 soll eine Stellungnahme erarbeitet werden. Diese diskutiert technische Grundlagen, die Anwendbarkeit von Personalisierungsstrategien in der klinischen Praxis ebenso wie strukturelle Voraussetzungen, Konsequenzen für die Vergütungssysteme und ethische, rechtliche sowie ökonomische Rahmenbedingungen.