acatech unterstützt nachdrücklich Maßnahmen, die Corona-Pandemie zu bremsen. Ebenso muss jedoch eine Vollbremsung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens verhindert werden, damit die Grundversorgung der Menschen gesichert ist und das Gesundheitssystem leistungsfähig bleibt. Eine Expertengruppe der Akademie um Christoph M. Schmidt hatte schon zu Beginn der Pandemie einen Handlungsleitfaden entlang von drei Strängen des Krisenmanagements vorgelegt: Intervenieren, stabilisieren, simulieren.
Angesichts der wiederholten Pandemiewellen kommt es immer stärker an auf die Widerstandsfähigkeit, auf die Resilienz unserer Gesundheitsversorgung, Infrastrukturen, Wirtschaft, öffentlichen Verwaltung, aber auch unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.
Trotz der gegenwärtigen Einschränkungen müssen sie möglichst zuverlässig bleiben, sich an die neue Situation anpassen und sich später auch möglichst schnell erholen.
Die Pandemie beschleunigt den digitalen Wandel – und wirft Fragen der Gleichstellung von Frauen und Männern in der digitalen Gesellschaft auf. Genau darum ging es am 25. November beim fünften Online-Dialog #DIGITALESHESSEN.
Pandemiefeste Beschäftigung in Produktionsunternehmen
Foto: littlewolf1989 – stock.adobe.com
In der neuen Expertise des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 untersucht das Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung (BIT e.V.) den Stand der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen des Infektions-, Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der betrieblichen Praxis. Das Institut sammelt Best-Practice-Lösungen und benennt Probleme in der Umsetzung. Aus den Erkenntnissen wird eine Handlungshilfe für betriebliche Verantwortliche in kleinen und mittelständischen Produktionsunternehmen (KMU) in Pandemien abgeleitet. Grundlage für die Analyse bildeten die Anforderungen der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel von August 2020.
Aerosole sind eine wichtige Ansteckungsquelle in der Corona-Pandemie. Wir geben die winzigen Tröpfchen in die Luft ab, wenn wir singen und husten, aber auch schon, wenn wir atmen. Mit den Aerosolen gelangen auch Corona-Erreger von Mensch zu Mensch. Masken können das verhindern, ebenso Lüften und Luftfilter. Doch was genau sind Aerosole? Welche Rolle spielen sie für unsere Atmosphäre, unser Klima, unsere Gesundheit? Wie lässt sich dieser Ansteckungsweg ausschalten?
Das MINT Nachwuchsbarometer 2021 von acatech und Körber-Stiftung verspricht, dass besonders lernschwächere Schülerinnen und Schüler stark von KI-basierten adaptiven Lernsystemen profitieren könnten. Ob das bereits funktioniert, wo wir heute stehen und welche Art von Lehr-Lern-Software bereits gut funktioniert, diskutierten Expertinnen und Experten mit den Gästen bei acatech am Dienstag.
Das MINT Nachwuchsbarometer 2021 zeigt, dass bereits in die frühe Bildung mehr investiert werden muss. Während der Corona-Pandemie hat zudem die Digitalisierung entscheidenden Einfluss. Daher nimmt der bundesweite Trendreport das “Lernen im Lockdown” besonders in den Blick. Die Pandemie hat aber auch Auswirkungen auf die berufliche Bildung: Im Jahr 2020 wurden rund 21.000 MINT-Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als im Vorjahr, etwa ein Viertel davon coronabedingt. Zudem wird jedes fünfte MINT-Ausbildungsverhältnis in Deutschland abgebrochen.
“Eine Entscheidung für mobiles Arbeiten muss im Dialog getroffen werden”
Blicken aus der Unternehmens- und aus der Wissenschaftsperspektive auf das Thema hybrides Arbeiten: Elke Frank, Personalvorständin der Software AG und Arbeitswissenschaftler Dieter Spath. (Foto: Software AG/ABP Tutzing)
Die Arbeitswelt nach der Corona-Krise wird eine andere sein als zuvor, darin sind sich viele Expertinnen und Experten einig. Vor allem Beschäftigte im Bereich der Wissensarbeit werden häufiger als früher von unterwegs oder zuhause aus arbeiten. Wie deshalb Führungs- und Unternehmenskulturen angepasst werden müssen, wie Teamgeist trotz räumlicher Distanz entstehen kann und wie sich die Rolle des Büros verändern wird, darüber sprechen Elke Frank, Chief Human Resources Officer bei der Software AG, und Dieter Spath, Arbeitswissenschaftler und ehemaliger acatech Präsident, im Doppel-Interview. (Interview: Tim Frohwein)
Wie das Gesundheitssystem widerstandsfähiger und gleichzeitig leistungsfähiger werden kann, zeigt ein Team um Thomas Lenarz (Medizinische Hochschule Hannover) und acatech Präsident Karl-Heinz Streibich in einem neuen Impulspapier von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Die Expertinnen und Experten empfehlen unter anderem ein europaweites, digitales Meldesystem für Gesundheitsdaten. Echtzeit-Daten der Infektionslage seien der Schlüssel für die richtige Wahl der Schutzmaßnahmen.
Die aktuellen Konjunkturprogramme zur Coronakrise, sei es auf europäischer Ebene oder auf Ebene von Bund und Ländern in Deutschland, beinhalten stets Verweise auf die Krise vor der Krise: die Notwendigkeit einer Umstrukturierung hin zu einer auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft, um der Klimakrise zu begegnen. Unter ökonomischen Gesichtspunkten diskutierten die Expertinnen und Experten, ob der European Green Deal und die Corona-Strukturhilfen uns dem Ziel einer nachhaltigen Wirtschaft näherbringen werden, an welchen Stellen nachgebessert oder komplett neu gedacht werden muss.
Resiliente Vorreiter aus Wirtschaft und Gesellschaft
Gerade in der Corona-Pandemie haben digitale Technologien ihren Nutzen bewiesen: durch sie waren Unternehmen und Institutionen in der Krise anpassungsfähiger. acatech stellt in einer Publikation zehn resiliente Vorreiter aus den Bereichen Wirtschaft und Gesellschaft vor. Die Beispiele zeigen auch: Damit sich das Potenzial digitaler Technologien für die Gesellschaft voll entfaltet, braucht es eine sichere und souveräne digitale Infrastruktur in Deutschland und Europa.
Laptop, Internet & Co. sind seit Jahren fester Bestandteil des Hochschulalltags – durch die Corona-Krise wird Digitale Lehre nun zur alltäglichen Realität. Wird sie zur neuen Normalität? Neue digitale Formate werden entwickelt, Best Practice-Beispiele identifiziert. Wie bewerten das die Lehrenden und Studierenden, auch je nach Nutzergruppe und Studienfächern? Wie verändert sich Lernen und Lehren, etwa durch kooperative Lernformen und neue Prüfungsszenarien? Was bedeutet das für die Weiterentwicklung des Curriculums in einer digitalen Welt?
Eine Expertengruppe von acatech zeigt in einem Impulspapier, wie die Lebensmittelversorgung krisenfest gestaltet werden könnte. Sie rät zu einer nachhaltig intensivierten Landwirtschaft, die Prinzipien aus ökologischer und konventioneller Landwirtschaft kombiniert und neue Technologien einsetzt. Richtungsweisende Entscheidungen dafür müssten in der anstehenden Neuordnung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union getroffen werden.
Die Corona-Krise bringt Einschränkungen des sozialen Lebens, neue Formen des Arbeitens, langfristige Folgen für die Volkswirtschaft sowie Impulse für Innovationen und Neue Technologien. Krisenwahrnehmung und Krisenkommunikation lassen sich hier wie in einem Brennglas betrachten. acatech und die Akademie für Politische Bildung blickten auf die Wirkungen von Corona auf Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und fragten, wie sich unser Umgang mit Technik nun verändert hat.
Home-Office war und ist während der Corona-Krise ein wichtiger Faktor, um die deutsche Wirtschaft am Laufen zu halten. Doch nicht alle gesellschaftlichen Gruppen kamen mit dem neuen Arbeitsalltag gleichermaßen zurecht, weiß Jutta Allmendinger, acatech Mitglied und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).
Die Lockerungen der vergangenen Wochen haben zur Folge, dass wieder mehr Berufstätige regelmäßig ins Büro gehen. Wie muss berufliche Mobilität in dieser Phase der Corona-Krise organisiert werden? Uwe Clausen, acatech Mitglied und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, gibt im Interview Antworten.
Digitale Bildung: Lernen und Lehren im virtuellen Klassenzimmer
Grafik: Shutterstock.com/elenabsl und acatech
Die Erfahrungen mit digitaler Wissensvermittlung während der Corona-Krise haben gezeigt, wo digitales Lernen und Lehren noch verbessert werden kann. In einem Schaubild haben wir die Ideen der acatech Mitglieder Kristina Reiss (TU München), Olaf Köller (IPN Kiel) und Manfred Prenzel (Universität Wien) zusammengetragen.
In seinem Beitrag erläutert Präsidiumsmitglied Ortwin Renn Erkenntnisse aus der Wahrnehmungs- und Verhaltensforschung, um daraus Rückschlüsse für eine gelingende Krisenkommunikation zu ziehen.
„Es ist wichtig, gemeinsam mit den Beschäftigten Lösungen zu entwickeln“
Foto: acatech/W. Bergmann
Solange es keinen Impfstoff gegen das Corona-Virus gibt, wird in Deutschland „Arbeiten mit Abstand“ nötig sein. Im Interview nennt Dieter Spath mögliche Ansätze und geht auf Umsetzungsbeispiele ein.
acatech Mitglied Olaf Köller, aktuell einer der gefragtesten Bildungsforscher in Deutschland, erklärt im Interview, wie digitales Lernen und Lehren während der Corona-Krise organisiert werden kann – und warum er die Krise als Chance für die MINT-Bildung sieht.
acatech spricht mit einer Expertin sowie mehreren Experten aus Psychologie, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften über unseren Umgang mit der derzeitigen Krisensituation.
Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung (links) und Karl-Heinz Streibich, Präsident acatech (Fotos: Hessische Staatskanzlei und acatech/D. Ausserhofer)
Im Podcast der Frankfurter Allgemeinen Zeitung diskutieren Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus und acatech Präsident Karl-Heinz Streibich über die Bedeutung von Technologie in Krisenzeiten.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Ansätze aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Data Science und Robotik können einen wichtigen Beitrag leisten, die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen. Die Plattform Lernende Systeme hat aktuelle Meldungen zum Thema, Initiativen und Ideenwettbewerbe sowie konkrete Beispiele zusammengestellt.
Experten der von acatech koordinierten Plattform Lernende Systeme untersuchen das Datenmanagement und die IT-Sicherheit beim Einsatz von KI in der Medizin und adressieren Gestaltungsoptionen.
Ändert die Corona-Krise die Art und Weise, wie Menschen sich informieren und ihre Meinung bilden? acatech spricht dazu mit Vizepräsident Reinhard F. Hüttl, dem Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger und der Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch.
acatech Präsidiumsmitglied Christoph M. Schmidt spricht im Interview darüber, wie wir Schritt für Schritt aus dem Corona-Shutdown herauskommen könnten.
Eine Arbeitsgruppe um den Ökonom Christoph M. Schmidt und Geoforscher Reinhard F. Hüttl (beide acatech Präsidium) legt Konzepte für drei Kernbereiche vor.
„Wir müssen uns eingestehen, dass wir kaum Erfahrung mit dem gezielten Herunter- und wieder Herauffahren unserer hochgradig arbeitsteiligen und vernetzten Wirtschaft haben. Die unermessliche Zahl wechselseitiger Abhängigkeiten der Entwicklungen macht Simulationen und Prognosen praktisch unmöglich. Weiterhin fehlen uns Erkenntnisse über mögliche Kipppunkte, ab denen ein geregeltes Hochfahren der Wirtschaft unter Umständen schwerfällt. Krisenmanagement muss sich deshalb als ein lernendes System begreifen. Wir müssen uns auf eine ständige Nachsteuerung einrichten und das auch klar sagen.“
Christoph M. Schmidt, Mitglied des acatech Präsidiums
„In der aktuellen Situation sind gerade auch reifere Hightech-Startups von einer Pleitewelle oder dem Ausverkauf ins Ausland bedroht. Das Verschwinden dieser Unternehmen würde der deutschen Volkswirtschaft auf lange Sicht großen Schaden zufügen; Talente, Knowhow und Innovationsgeist würden verloren gehen. Auf diese Gefahr haben wir erst kürzlich in unserem Ad hoc-Impulspapier zur Corona-Krise hingewiesen. Wir freuen uns daher zu sehen, dass die Bundesregierung nun schnell handeln will und ein Corona-Hilfspaket für junge Unternehmen in Aussicht gestellt hat.“
Ann-Kristin Achleitner, Mitglied des acatech Präsidiums
„Je länger die Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens andauern, desto gezielter wird sich die Politik auch um den Erhalt des sozialen Friedens kümmern müssen. Dabei ist vor allem eine offene Informationspolitik wichtig, um Transparenz zu schaffen und Vertrauen für politische Entscheidungen zu gewinnen.“
„Die Einschränkungen des sozialen Lebens sind im Moment der einzige Weg die Neuinfektionen einzudämmen. In diesen schwierigen Zeiten sollten wir den technologischen Fortschritt nutzen, um unser Gesundheitssystem, unsere Wirtschaft, aber auch die gesellschaftlichen Abläufe krisenfester und somit resilienter zu machen. Krankenhäuser, aber auch Unternehmen, Behörden, Forschungseinrichtungen, Schulen und Hochschulen organisieren in der Krise ihre Arbeitsabläufe teils völlig neu. Für die Resilienz in der Krise, aber auch für die Zeit danach, sollten wir in Innovations- und Qualitätssprünge investieren.“
„Wir müssen eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus und ebenso eine Vollbremsung der Volkswirtschaft vermeiden, damit das Gesundheitssystem weiterhin zu Höchstleistungen befähigt ist und die allgemeine Grundversorgung der Bevölkerung gesichert bleibt. Unsere Vorschläge sollen entlang der Handlungsstränge ,Intervenieren‘ – ,Stabilisieren‘ – ,Stimulieren‘ einen Beitrag zum Krisenmanagement leisten. Die Technikwissenschaften und somit acatech bringen sich jetzt und in den kommenden Wochen dafür ein, dass unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft möglichst unbeschadet durch diese ernste Krise kommen und sich bald wieder normalisieren und erholen.“