acatech im Bundestag: Innovation braucht Förderprogramme – und mehr

Berlin, 25. April 2016
acatech Präsidiumsmitglied Christoph M. Schmidt und Hans Beckhoff, Geschäftsführer der Beckhoff Automation GmbH in Verl, diskutierten am 12. April im Deutschen Bundestag in der Veranstaltungsreihe „acatech am Mittag“ mit Abgeordneten über Innovationspolitik und Rahmenbedingungen für innovatives Unternehmenshandeln.
Christoph M. Schmidt, Mitglied im acatech Präsidium und Präsident des RWI Essen, stellte den Parlamentarierinnen und Parlamentariern die Befunde des aktuellen Innovationsindikators vor. Der Indikator legt einen Schwerpunkt auf die Innovationsleistung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) und so genannter Hidden Champions. Der Befund: Deutsche Hidden Champions, also Weltmarktführer bei bestimmten Spartenprodukten, haben eine hohe Innovationskraft, deutsche KMUs insgesamt sind im internationalen Vergleich aber nicht innovativer als KMUs in anderen Ländern.
Um dies zu ändern, müsse Innovationspolitik für den Mittelstand vor allem innovative KMUs ohne eigene Forschung und Entwicklung (FuE) verstärkt in den Blick nehmen und Maßnahmen anbieten, die primär die größenbedingten Nachteile von KMUs im Innovationswettbewerb ausgleichen.
Aus der Perspektive eines inhabergeführten mittelständischen Familienunternehmens skizzierte acatech Senator Hans Beckhoff die Wettbewerbssituation in der Industrieautomatisierung: Er schilderte den Abgeordneten, wie das Unternehmen aus Ostwestfalen Innovationen durch FuE vorantreibt. Staatliche Förderprogramme seien vor allem für Start-ups und kleine Unternehmen dann eine große Hilfe, wenn sie unbürokratisch und einfach ausgestaltet seien. Erfolgreiche Maßnahmen, wie zum Beispiel das Spitzencluster Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen (it´s OWL), sollten fortgeführt werden, wenn sie gute Ergebnisse nachweisen.
Beide Experten betonten, dass erfolgreiche Innovationspolitik letztlich weit mehr als das Auflegen von Förderprogrammen sei: von ebenso hoher Bedeutung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen, Branchen und Standorten seien politische Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Realisierung des digitalen europäischen Binnenmarktes, die Förderung der MINT-Bildung in allen Ausbildungsebenen und eine innovationsfördernde Arbeitsmarkt-, Steuer- und Energiepolitik.
acatech unterstützt parlamentarische und politische Gremien mit ihrer Expertise unter anderem in Anhörungen, Workshops und Fachgesprächen. Das Themenspektrum reicht dabei von technologischen Voraussetzungen für eine nachhaltige und sichere Energiewende über die Zukunft der industriellen Produktion bis hin zu den Auswirkungen der Digitalisierung. acatech bietet mit der im Bundestag stattfindenden Reihe „acatech am Mittag“ regelmäßig Dialoge für Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu aktuellen Themen aus Forschung und Innovation an.