Eine moderne Gesellschaft und Wirtschaft ist offen, vernetzt – und damit verwundbar: So werden durch die digitale Vernetzung Hackerangriffe immer gefährlicher. Die wachsende Vernetzung innerhalb und zwischen lebenswichtigen Infrastrukturen bewirkt, dass solche Angriffe, aber auch Naturkatastrophen immer größeren Schaden anrichten können. Die Sicherheitsforschung zielt darauf ab, Verwundbarkeiten aller Art zu analysieren, Risiken zu vermindern und Systeme so anzulegen, dass sie sich bei Schäden möglichst rasch erholen.
Eine der großen Herausforderungen in der Sicherheitsforschung ist die Quantifizierung von Sicherheit: Durch Kenngrößen könnten wir verschiedene Risiken vergleichen. Das würde Unternehmen und Einrichtungen helfen, sich auf Basis fundierter Ergebnisse für Sicherheitsmaßnahmen zu entscheiden. Den interdisziplinären Dialog im acatech-Netzwerk schätze ich sehr und halte ihn für überaus wichtig, um zu einem gemeinsamen Sicherheitsverständnis zu gelangen.
Jörn Müller-Quade, Sprecher des Themennetzwerks Sicherheit und AG-Leiter in der Plattform Lernende Systeme
Cybersicherheit ist eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der digitalen Transformation und bildet einen Eckpfeiler für die technologische Souveränität Deutschlands und Europas. Die zweite Ausgabe der acatech Horizonte widmet sich daher dem Thema Cybersicherheit und bietet Orientierung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Publikation bereitet das Thema fundiert und anschaulich auf und skizziert dabei auch Gestaltungsoptionen.
Resilienz als Sicherheitskonzept der Zukunft
Moderne Infrastrukturen, neue Technologien und besonders Lernende Systeme bringen viele Vorteile. Vor Naturkatastrophen, Terrorismus, Cyber-Angriffen oder Unfällen lassen sie sich jedoch nicht vollständig abschirmen. acatech sieht deshalb die Resilienz als das Sicherheitskonzept der Zukunft: Die schnelle Anpassung löst die Abschottung durch starre Schutzmechanismen ab. Diese Diskussion möchte auch die Plattform Lernende Systeme fördern, deren Co-Vorsitz Dieter Spath inne hat.
„Resilience-by-Design“ soll helfen, dass kritische Infrastrukturen auch bei unerwarteten Störungen zuverlässig funktionieren beziehungsweise sich in einen sicheren Zustand zurückführen lassen. Die Widerstandsfähigkeit von Systemen muss also schon in den Designprozess integriert werden. Die von acatech vorgelegte Position „Resilien-Tech: Resilience-by-Design“ (2014) gibt Handlungsempfehlungen, die als Grundlage für den Ausbau nachhaltiger Sicherheitslösungen dienen sollen.
Sicherheit, Resilienz und Nachhaltigkeit müssen integriert gedacht werden. Das fordert eine Projektgruppe um acatech Präsident Jan Wörner in einem im Juni 2022 veröffentlichten IMPULS. Nur auf diese Weise sei strategische Souveränität möglich.
Eine zukunftsfähige Sicherheitspolitik stütze sich auf eine starke Ökonomie, auf leistungsfähige Innovations- und Beratungskultur und auf eine hohe Akzeptanz internationaler Kooperationen und Gemeinschaften wie der NATO und der EU. Darüber hinaus müsse die Bundeswehr besser ausgerüstet, statt nur aufgerüstet werden. Zudem müsse die Wissenschaft die Zivilklauseln überdenken, damit bessere Forschung zu militärischer und ziviler Sicherheit möglich wird.
Sicherheit, Resilienz und Nachhaltigkeit benötigen Innovation, um strategische Souveränität zu erreichen. Dazu muss Deutschland kritische Abhängigkeiten abbauen und statt vulnerabler Ketten stabile Wertschöpfungs- und Innovationsnetzwerke knüpfen – gemeinsam mit seinen europäischen und weltweiten Partnern. Nationaler Egozentrismus und Autarkiestreben führen uns nicht weiter.
Jan Wörner, acatech Präsident
Kontakt
Dr. Anna Frey
acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
Leiterin Themenschwerpunkt Technologische Souveränität und industrielle Wertschöpfung
Tel.: +49 89 520309-58 frey@acatech.de