acatech Senat diskutiert über KI-Strategie für Deutschland und wählt Stefan Oschmann ins Präsidium der Akademie
München, 15. Juli 2019
Wie kann eine KI-Strategie für Deutschland aussehen? Darüber diskutierte der acatech Senat auf seiner jährlichen Sitzung mit den Senatorinnen und Senatoren aus Unternehmen, Wissenschaftsorganisationen, Gewerkschaften, Verbänden und Politik. Der acatech Senat wählte Stefan Oschmann, Vorstandsvorsitzender der Merck KGaA, ins Präsidium. Darüber hinaus präsentierte die Akademie eine neue Ausgabe ihrer acatech HORIZONTE zum Thema Cybersecurity.
acatech Präsident Karl-Heinz Streibich begrüßte zu Beginn der acatech Senatsveranstaltung 2019 15 neue Senatorinnen und Senatoren, führende Persönlichkeiten aus Technologieunternehmen und Organisationen: Neun Unternehmen und Organisationen haben sich in diesem Jahr neu dazu entschlossen, sich bei acatech zu engagieren. Der Senat umfasst nun 122 Mitglieder.
Der Senatsvorsitzende und Leiter der KI-Plattform Lernende Systeme entwarf in seiner Rede Grundzüge einer KI-Strategie für Deutschland: Deutschland könne die nächste Generation globaler digitaler industrieller Champions schaffen. Es sei einfacher, aus einer starken heimischen Industrie heraus die neuen Betriebssysteme der Plattformökonomie aufzubauen, als umgekehrt von digitalen Plattformunternehmen ausgehend die europäische Industrie mit ihrem Knowhow nachzuvollziehen. Industrieunternehmen müssen dazu nach seinen Worten zusammenarbeiten. Sie müssen Trusted Networked Partnerships bilden und gemeinsame, sichere und offene Datenräume schaffen.
Anschließend erläuterte Wolfgang Wahlster (DFKI) den Status Quo zur Künstlichen Intelligenz und führte in die folgenden drei Podiumsdiskussionen ein, die Künstliche Intelligenz in unterschiedlichen Kontexten erörterten.
Im ersten Podium diskutierten die Teilnehmer unter Leitung des acatech Präsidiumsmitglieds Siegfried Russwurm über Digitalisierung und die wirtschaftliche Bedeutung Künstlicher Intelligenz. Es sprachen:
- Ralf Dieter, Dürr AG
- Sami Haddadin, Munich School of Robotics and Machine Intelligence der Technischen Universität München (TUM)
- Frank Riemensperger, Accenture GmbH
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz im Verkehr war Thema des zweiten Panels. acatech Vizepräsident Thomas Weber diskutierte mit:
- Demetrio Aiello, Continental AG
- Klaus Richter, Airbus S.A.S.
- Philipp Slusallek, DFKI
Im dritten moderierten Gespräch sprachen die Teilnehmer über den Mehrwert Künstlicher Intelligenz in Medizin und Pflege. Es diskutierten unter der Leitung von acatech Vizepräsident Hermann Requardt:
- Klemens Budde, Charité Berlin
- Bernd Montag, Siemens Healthineers AG
- Andreas Storm, DAK Gesundheit
Ein gemeinsames Fazit der Diskussionen: In allen Bereichen wird Künstlicher Intelligenz im Zentrum disruptiver Innovationen stehen. Deutschland muss und kann Künstliche Intelligenz gestalten. Wichtig werden ein umsichtiger Umgang mit Daten, Zusammenarbeit, Investitionen in Bildung und Infrastruktur und eine offene gesellschaftliche Debatte. In der Plattform Lernende Systeme unter Leitung von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und acatech Präsident Karl-Heinz Streibich koordiniert acatech die Aktivitäten der Bundesregierung zu Künstlicher Intelligenz in Deutschland.
Stefan Oschmann ins Präsidium gewählt
Gemeinsam mit seinem Ko-Präsidenten Dieter Spath begrüßte Karl-Heinz Streibich Stefan Oschmann als neues Mitglied des acatech Präsidiums. Mit dem Vorstandsvorsitzenden der Merck KGaA aus Darmstadt gewinne das acatech Präsidium eine wichtige Stimme aus der forschenden Wirtschaft.
Bevor Stefan Oschmann Ende April 2016 das Amt des Vorsitzenden der Geschäftsleitung von Merck übernahm, verantwortete er als stellvertretender Vorsitzender und stellvertretender CEO unter anderem die Konzernstrategie. Vor seinem Wechsel zu Merck war Stefan Oschmann beim US-amerikanischen Pharmaunternehmen MSD tätig und bekleidete dort verschiedene leitende Positionen. Seinen beruflichen Werdegang begann er bei einer Agentur der Vereinten Nationen, gefolgt von einer Anstellung beim Verband der Chemischen Industrie (VCI). Stefan Oschmann ist promovierter Veterinärmediziner und studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
acatech Horizonte präsentiert Ausgabe zu Cyber Security
In seinem Schlusswort kündigte acatech Präsident Karl-Heinz Streibich die zweite Ausgabe der Publikationsreihe acatech HORIZONTE zum Thema Cyber Security an, welche im Rahmen der Senatsveranstaltung veröffentlicht wurde. Die Sicherheit des digitalen Netzes sei laut Karl-Heinz Streibich entscheidend für den Wirtschaftsstandort Deutschland. In Anbetracht weltweit zunehmender Cyberangriffe betonte er die Wichtigkeit von IT-Sicherheit gerade für deutsche Unternehmen, von welchen aktuell jedes zweite zum Opfer von Cyberkriminellen würde. Besonders kleine und mittlere Unternehmen müssten ein viel kritischeres Bewusstsein für Cyberbedrohungen entwickeln. Mit den HORIZONTEN möchte acatech Gesellschaft und Politik zum Thema Cyber Security faktenbasiert und dennoch leicht verständlich aufklären.
„Mobilität der Zukunft“ ist Thema des Abends
Am Abend kamen die Senatorinnen und Senatoren mit den Mitgliedern des acatech Kuratoriums zusammen, dem Henning Kagermann vorsitzt. In seinem Grußwort würdigte Joachim Hermann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, die wachsende Bedeutung von acatech in der Politik- und Gesellschaftsberatung. Bayern ist das Sitzland der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. BMW-Vorstand Oliver Zipse blickte in einem visionären Vortrag auf die Zukunft der Mobilität und nahm auch die Diskussion der Senatssitzung über KI und Mobilität auf.