CO2 – Klimakiller oder nützlicher Rohstoff?
München, 26. Februar 2020
CO2 spielt bei der Diskussion um den Klimawandel eine zentrale Rolle. Entsprechend negativ ist der Ruf des Moleküls. Dabei ist der Stoff für das Leben auf der Erde von fundamentaler Bedeutung. Bei acatech am Dienstag am 18. Februar in Augsburg beleuchteten Experten die verschiedenen Facetten von CO2. In der Diskussion mit dem Publikum beantworteten sie darüber hinaus Fragen zum aktuellen Stand der Energiewende – und zu den technischen Möglichkeiten für die Verwertung und Speicherung von CO2.
Nach der Begrüßung durch Erwin Lohner, Regierungspräsident von Schwaben, und Hartmut Wurster, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg e. V., folgte im Rokokosaal der Stadt Augsburg der erste Impulsvortrag des Abends: Jens Soentgen, Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg, zeichnete darin zunächst die bewegte Geschichte des Moleküls CO2 nach – von seiner Entdeckung im 17. Jahrhundert bis hin zu seiner Rolle in der Klimawandel-Debatte. CO2 sei für das Leben auf der Erde von fundamentaler Bedeutung, z.B. weil es für das gemäßigte, Flora und Fauna begünstigende Klima mitverantwortlich sei. Man müsse deswegen versuchen, den Stoff besser zu verstehen, damit man auch die von ihm verursachten Probleme lösen könne. Mittels einer Grafik belegte Jens Soentgen, wie stark sich der Kohlendioxid-Ausstoß seit der Industrialisierung erhöht hat und wie dieser Anstieg mit dem Klimawandel in Beziehung steht – eine Beziehung, die das Molekül zu einem Politikum gemacht hat.
Cyril Stephanos, Stellvertretender Leiter der bei acatech angesiedelten Geschäftsstelle „Energiesysteme der Zukunft“, gab anschließend einen Überblick zum aktuellen Stand der Energiewende. Durch die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien soll bekanntermaßen der Ausstoß von Treibhausgasen – und damit auch von CO2 – deutlich gesenkt werden. Um das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel zu erreichen, in Europa den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern, sei aber noch viel zu tun, so Cyril Stephanos. Während Deutschland im Stromsektor viel erreicht habe, sei die Ausstoßhöhe im Verkehrssektor auf dem gleichen Niveaus wie 1990. Auch bei der Wärmeversorgung habe sich wenig getan. Der Energieexperte erläuterte vor diesem Hintergrund die Wirkung eines CO2-Preises: Dieser würde den Ausstoß von CO2 verteuern, sodass klimaschonende Technologien, die kein oder nur wenig CO2 freisetzen, für den Verbraucher preislich attraktiver würden. Damit wäre für die Menschen ein ökonomischer Anreiz zur Vermeidung von CO2 geschaffen – so könne die Abkehr von fossilen Brennstoffen gelingen.
acatech Mitglied Hans-Joachim Kümpel, ehemals Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, unterstrich, dass die Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen oberste Priorität haben müsse, um die Klimaziele zu erreichen. Seiner Ansicht nach könnten neben dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Steigerung der Energieeffizienz als dritte wichtige Maßnahme die sogenannten CCU/CCS-Technologien (Carbon Capture Usage/ Carbon Capture Storage) dazu beitragen, die Emissionsminderungsziele für die Industrie in Deutschland zu erreichen. Mit den Technologien ließen sich die bei industriellen Prozessen entstandenen CO2-Emissionen abscheiden und speichern bzw. stofflich nutzen, wodurch der CO2-Austoß verringert werden könnte.
Die Diskussion mit dem Publikum, durch die Moderatorin Angie Stifter führte, machte deutlich, dass CO2 als „Klimakiller“ und „Rohstoff“ auch in Zukunft eine schillernde Rolle in unserem Energie- und Rohstoffsystem spielen wird.