Dieter Spath im Gespräch mit Bundestagsabgeordneten
Berlin, 26. Februar 2021
Am 24. Februar war acatech Präsident Dieter Spath zu Gast im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgeabschätzung. Dort sprach er über die Arbeit der Akademie, stellte aktuelle Initiativen vor und ging auf die Lehren aus der Corona-Pandemie ein.
Wie nachhaltig acatech die Debatte um Zukunftsfragen prägt, machte der Präsident an einem Beispiel deutlich. „Binnen weniger Jahre hat sich das Konzept Industrie 4.0 von einer Innovationsidee in unserem Berliner Büro zu einem internationalen Leitbild entwickelt“, bemerkte Dieter Spath. „An die Arbeit des Arbeitskreises um Henning Kagermann schloss die Gründung der Plattform Industrie 4.0 an – eine gemeinsame Initiative von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Für diese Plattform koordiniert acatech heute den Forschungsbeirat.“
In seinem Vortrag ging Spath auf verschiedene Innovationsfelder ein. Neben der „Plattform Lernende Systeme“ stellte er dabei auch die „Nationale Plattform Zukunft der Mobilität“ vor. Die Vernetzung von Daten und ein Mix umweltfreundlicher Antriebe sei ein wichtiger Schlüssel für die Mobilität von morgen, betonte Dieter Spath. „Wissenschaft, Wirtschaft, öffentliche Verkehrsträger und zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten gemeinsam an einer bezahlbaren, nachhaltigen und klimafreundlichen Mobilität.“
Dieter Spath erinnerte daran, dass vor der Corona-Pandemie der Klimaschutz die Schlagzeilen beherrschte, und unterstrich, dass man beim Kampf gegen den Klimawandel keine Zeit verlieren dürfe. In diesem Zusammenhang erwähnte der acatech Präsident die Initiative „Energiesysteme der Zukunft“, in der sich neben acatech verschiedene Wissenschaftsakademien für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung einsetzen.
Wir entwickeln Optionen für
klimafreundliche Energiesysteme,
die wirtschaftlich tragfähig und
gesellschaftlich akzeptabel sind.
Dieter Spath, Präsident acatech
Oft gehe es beim Klima um Vermeiden: um weniger Autofahren, weniger Fleisch essen. Das alles sei richtig. Es fehle aber häufig eine positive Zielvision. „Die Circular Economy Initiative Deutschland entwickelt so ein Zielbild und bindet Wissenschaft, Wirtschaft und zivilgesellschaftliche Organisationen besonders eng ein“, so Dieter Spath. Es reiche nicht mehr, Abfälle zu recyceln. Vielmehr gehe es darum, Produkte künftig reparierbar und wiederverwertbar herzustellen, also um eine umfassende Kreislaufwirtschaft.
Auch auf die Coronakrise ging Dieter Spath in seinem Vortrag ein. Gerade jetzt spiele die Wissenschaftskommunikation eine herausragende Rolle. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien gefordert, Wissen von hoher Komplexität zu kommunizieren. „Wichtig ist aus meiner Sicht, immer wieder auf unsere wissenschaftlichen Standards und die Vorläufigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse hinzuweisen“, sagte der acatech Präsident. „Wissenschaft liefert Handlungsoptionen und damit Grundlagen für politische Willensbildung und Entscheidungen.“
Als aktuelle Herausforderung nannte Dieter Spath unter anderem die digitale Souveränität. Die Digitalisierung habe in der Krise einen deutlichen Schub erfahren, sie müsse aber entlang europäischer Rechtsnormen und Werte gestaltet werden. „Digital souverän ist nur, wer die Digitalisierung von der Grundlagenforschung bis hin zur wirtschaftlichen Verwertung beherrscht. Nur so kann für Deutschland und Europa Souveränität auf Basis europäischer Wertvorstellungen garantiert werden“, unterstrich der acatech Präsident.