Lichte Ideen zum Ferienbeginn: Schülerseminar und acatech am Dienstag zu Künstlicher Photosynthese

München, 30. Juli 2019
An einem sonnigen Ferientag zu Beginn der bayerischen Sommerferien hat acatech Diskussionsräume zur Frage geschaffen, wie wir Sonnenlicht nach dem Vorbild der Natur nutzen können. Tagsüber besuchten 30 Schülerinnen und Schüler die Akademie zum Ferienseminar. Abends, beim Dialog „acatech am Dienstag“ stand die Künstliche Photosynthese im Zentrum.
Bereits zum vierten Mal lud acatech in Kooperation mit der Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberbayern-West Schülerinnen und Schüler zu einem Diskussionstag über Technik&Zukunft ein. Das Ferienseminar richtete sich an besonders begabte und vielseitig interessierte Schülerinnen und Schüler aus Gymnasien in Oberbayern-West.
Können wir nach dem Vorbild der Natur Sonnenlicht vielfältiger nutzen? Das war die Frage des Seminars rund um Perspektiven der Künstlichen Photosynthese. Moderiert von Philipp Schrögel aus Karlsruhe erörterten die jungen Gäste zunächst mögliche Energieoptionen für die Zukunft: Kernfusion, dezentrale Kraftwerke, Herstellung von Wasserstoff und Supraleitung zum Stromtransport über weite Strecken.
Der Biophysiker Holger Dau (Freie Universität Berlin und Mitglied der Akademien-Arbeitsgruppe zur Künstlichen Photosynthese) stellte anschließend die Künstliche Photosynthese vor: die Idee, nach dem Vorbild der Natur Brennstoffe und chemische Wertstoffe aus der Luft zu greifen, in dem CO2 mit Wasser unter Nutzung erneuerbarer Energien gebunden wird. Das Konzept kopiert nicht die Pflanzen, ist aber von diesen inspiriert. Neben wissenschaftlich-technischen Details stellte Holger Dau wirtschaftliche Aspekte heraus, die die Verwendung von Kohle, Öl oder Erdgas bis heute noch deutlich preisgünstiger erscheinen lassen.
Im weiteren Verlauf des Zukunfts-Workshops entwickelten die Schülerinnen und Schüler Visionen zum Energiesystem und möglichen Rollen der Künstlichen Photosynthese.
Anknüpfend an das Ferienseminar fand abends „acatech am Dienstag“ zum gleichen Thema statt. Neben Holger Dau beschrieb Uwe Paulmann (Evonik Creavis GmbH), wie im Kooperationsprojekt „Rheticus“ von Siemens und Evonik CO2 in wertvolle Chemikalien umgewandelt werden kann. Rheticus kombiniert Elektrolyse und Fermentation und verfolgt damit ebenfalls die Vision der Künstlichen Photosynthese.
In der von Jeanne Rubner moderierten Diskussion ging es um Vorteile der Künstlichen Photosynthese gegenüber anderen erneuerbaren Energien. Insbesondere erlaubt sie die längere Speicherung von erneuerbarer Energie in Stoffen. Heutige Sonnenenergie dagegen, also Strom aus Solarzellen, ist flüchtig und unstet wie die Sonne über München. Die Gäste waren sich einig, dass Künstliche Photosynthese deshalb auf dem Weg von der Utopie in eine echte Option ist, die den Klimaschutz in nicht mehr ferner Zukunft entscheidend weiterbringen kann.