Möglichkeiten und Herausforderungen der Cyber Security
München, 3. Juli 2020
Wer schützt unsere Daten? Wer entscheidet, was privat ist und ob es ein Recht auf Dateneigentum gibt? Das waren die Fragen bei acatech am Dienstag am 30. Juni. Via Zoom diskutierten die acatech Mitglieder Claudia Eckert, TU München, und Jörn Müller-Quade, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), mit den zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Veranstaltung fand erstmals gemeinsam mit vhs.wissen live und dem Bayerischen Volkshochschulverband statt.
„Wir brauchen mehr IT-Sicherheit und mehr Datenschutz – darin sind sich alle einig!“, so begann acatech Mitglied Jörn Müller-Quade, Lehrstuhl für Kryptographie und Sicherheit beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT), seinen Impulsvortrag. Dass dies Konsens sei, führe dazu, dass Podiumsdiskussionen zur IT-Sicherheit meist langweilig seien. Um die Diskussion etwas provokanter zu gestalten, führte er an, dass Grundrechte durchaus im Widerspruch zueinanderstehen können – beispielsweise die Rechte auf Datenschutz und Gesundheit. Das sei auch wieder bei der Entwicklung der Corona-App deutlich geworden, die wegen eines Streits um den Datenschutz mit einiger Verzögerung auf den Markt gekommen war. Jörn Müller-Quade nannte dann sogleich verschiedene Lösungsmöglichkeiten, um sowohl den Schutz der persönlichen Daten als auch die Funktionalität zu gewährleisten.
Als weiteres Beispiel nannte er die Videoüberwachung, die bei der Kriminalitätsbekämpfung zwar sehr nützlich sein könne, dabei aber die Privatsphäre verletze. Aber auch hier gäbe es Lösungen, die Funktionalität und Datenschutz in Einklang bringen könnten. So könne man beispielsweise Kameras installieren, die intelligent und datenschutzkonform sind, indem sie die Daten nur verschlüsselt abspeichern und nur nach einem Vorfall entschlüsselt zur Verfügung stellen.
acatech Mitglied Claudia Eckert vom Lehrstuhl für Sicherheit in der Informatik an der TU München und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit betonte in ihrem Impuls, dass Sicherheit eine gemeinsame Aufgabe sei und jeder einzelne hier Verantwortung trage. Angelehnt an die derzeit vertrauten Begrifflichkeiten „Hygienemaßnahmen“, „Vorbeugen und Quarantäne“, „Impfen und Immunisierung“ und „Behandlung“ gab sie einen Überblick darüber, was die einzelnen Akteure (Bürger, Unternehmen, Politik) tun können, um zu einer umfassenden Sicherheitskultur beizutragen. So riet sie den Verbrauchern zu bewusster Sicherheitshygiene – angefangen bei der geschützten Passworteingabe und sicheren Passwörtern über eine gesunde Vorsicht bei E-Mail-Anhängen bis hin zu wohl überlegter Social Media-Nutzung und dem Abschalten nicht benötigter Handydienste, wie WLAN, Bluetooth und GPS.
Unternehmen sollten mit Blick auf die Technologie-Nutzenden auf eine gute Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter achten, aber auch Umsicht zeigen bei der Rechtevergabe und dem Identitätsmanagement sowie regelmäßige Sicherheitsupdates durchführen. Darüber hinaus müsse die Politik eine Vorbildfunktion einnehmen. Sie müsse außerdem Mindeststandards festlegen, Gesetze schaffen, Testen, Zertifizieren und Technologie-Alternativen fördern, um die Souveränität zu stärken.
Zusammenfassend zog Claudia Eckert ein Fazit: Jeder könne einen Beitrag leisten, indem Sicherheits-Hygienemaßnahmen verinnerlicht und vorbeugende Maßnahmen ergriffen würden.
Klaus Mainzer, TU München, führte durch die Diskussion, unterstützt durch Claus Lüdenbach, VHS Erding, und Christof Schulz, Volkshochschule SüdOst, die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Chat sammelten und einbrachten.
acatech am Dienstag: Wer schützt unsere Daten? – Möglichkeiten und Herausforderungen der Cyber Security
Aufzeichnung von Dienstag, 30. Juni 2020, 19.30 bis 21.00 Uhr.
Die Veranstaltung fand online via Zoom statt. Hier findet sich die Aufzeichnung der Veranstaltung: