Partnerschaften in der Kreislaufwirtschaft: Diskussion mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze und weiteren Gästen
München, 18. Juni 2021
Kreislaufwirtschaft ist eine der zentralen Strategien auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft. Der Erfolg bei der Umsetzung eines zirkulären Wirtschaftssystems erfordert Kooperationen über mehrere Bereiche und Regionen hinweg. Doch wer muss was in der Wertschöpfungskette leisten, um den Wandel voranzutreiben? Diese Frage diskutierten am 17. Juni Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Susanne Kadner, Geschäftsstellenleiterin der Circular Economy Initiative Deutschland, der Vizechef des dänischen Energiekonzerns Ørsted, Martin Neubert, sowie der Vorstandsvorsitzende von covestro Markus Steilemann als Gastgeber der Veranstaltung. Die Gäste waren sich einig, dass es ein größeres globales Bewusstsein für das Thema Kreislaufwirtschaft braucht und Akteurinnen und Akteure verstärkt in den Wissensaustausch gehen sollten.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hob in ihrem Einstiegsstatement hervor: „Abfallvermeidung und Recycling sind zentrale Bestandteile einer echten Kreislaufwirtschaft. Wenn Produkte wiederverwendbar und Mehrweglösungen weit verbreitet sind, dann brauchen wir kein klimaschädliches Erdöl mehr für Kunststoffverpackungen. Mit Recycling halten wir Kunststoffe im Kreislauf und können den Einsatz von Primärrohstoffen reduzieren. Immer noch werden, auch in Deutschland, zu viele Kunststoffabfälle verbrannt. Die Bundesregierung nimmt die Hersteller über die Produktverantwortung für Verpackungsabfälle in die Pflicht. Mit anspruchsvollen Recyclingquoten haben wir in Deutschland den entscheidenden Anstoß für eine Kunststoffrecyclingwirtschaft gegeben. Setzt ein Unternehmen nur die Ressourcen ein, die es wirklich braucht, dann ist das auch ein aktiver Beitrag für den Klimaschutz.“
Susanne Kadner, Leiterin der CEID-Geschäftsstelle, unterstrich die Wichtigkeit der Kooperation aller Stakeholder entlang der gesamten Wertschöpfungskette: „Um die Wegwerfgesellschaft hinter uns zu lassen und eine echte Kreislaufwirtschaft umsetzen zu können, brauchen wir neue Formen der Kooperation, wie entsprechende Wertschöpfungsnetzwerke. Für das Entstehen entsprechender Wertschöpfungsnetzwerke, die erfolgreiche Umsetzung zirkulärer Geschäftsmodelle und ein wirklich zirkuläres Management von Produkten müssen alle Akteure inkl. der Nutzerinnen und Nutzer beteiligt sein.“
Den Blick der Vertreterinnen aus Politik und Wissenschaft ergänzten die Vertreter der Industire. Martin Neubert, Vizechef des dänischen Energiekonzerns Ørsted, betonte die Wichtigkeit eines beschleunigten Ausbaus grüner Energie. Wichtige Impulse könnten hier Partnerschaften zwischen Unternehmen aus dem Energiesektor und anderen Branchen geben, zum Beispiel in der Offshore-Windenergie. Covestro-Vorstandsvorsitzender und Gastgeber Markus Steilemann forderte vor allem von klimaintensiven Industrien wie der Chemie die Einleitung einer „Rohstoffrevolution“: Das Ölzeitalter gehe zuende und eine zukunftsfähige Produktion sei nur zu erreichen mit alternativen Rohstoffen wie Biomasse, CO2 und Abfall, die im Kreis geführt werden und keine Treibhausgase freisetzen.
Erneuerbare Rohstoffe, Wasserstoff und Abfallvermeidung
Drei Themenkomplexe der zirkulären Wirtschaft diskutierten die Rednerinnen und Redner besonders intensiv: das Ersetzen fossiler Rohstoffe, das Recycling von Abfällen und den Einsatz von Wasserstoff. Letzterer sei ein Schlüsselelement der globalen Energiewende, besonders in energieintensiven Industrien wie der Stahl- oder Chemieindustrie. Um die nötigen Mengen zu beschaffen, brauche es internationale Zusammenarbeit
Als Beispiel-Initiative in diesem Kontext führte Susanne Kadner das Projekt „HySupply – Deutsch-Australische Machbarkeitsstudie zu Wasserstoff aus erneuerbaren Energien“ an, gemeinsam durchgeführt von acatech, dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) und australischen Partnern. In dessen Rahmen sollen Potenziale der internationalen Kooperation mit Australien bei Geschäftsmodellen für erneuerbaren Wasserstoff erforscht werden.
Beim Thema Abfallwirtschaft stimmten alle Gäste überein, dass hier eine stärkere globale Zusammenarbeit notwendig sei, vor allem zwischen den Industrienationen und dem globalen Süden. Abfallwirtschaft und Recycling sind im weltweiten Vergleich noch weitestgehend rar. Es müsse dabei nicht nur ein größeres globales Bewusstsein für die Thematik geschaffen werden, sondern neben finanzieller Unterstützung vor allem ein Wissensaustausch gefördert werden.
Die live übertragene Diskussionsveranstaltung wurde aufgezeichnet und kann hier abgerufen werden.