Raus aus der Abhängigkeit: Wie sichern wir die Rohstoffversorgung für Deutschland?
Berlin, 6. Mai 2024
Am 4. Mai hat das Futurium sein neues Themenjahr „Rohstoffe“ eröffnet. Ein Jahr lang dreht sich dort nun alles um die „Schätze der Zukunft“. Zu den zahlreichen Aktivitäten am Eröffnungswochenende gehörten Vorträge von Fachleuten in den Ausstellungen, die den Besucherinnen und Besuchern Informationen aus erster Hand und Gelegenheit zum Mitdiskutieren boten. Eines dieser „Zukunftsgespräche“ wurde von acatech (als einer der Gesellschafter des Futuriums) initiiert, und zwar mit acatech Mitglied Jens Gutzmer, dem Direktor des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie.
Jens Gutzmer beschrieb zunächst anschaulich unseren enormen Rohstoffbedarf. Jährlich brauche jeder Deutsche durchschnittlich 750 Kilogramm metallische Rohstoffe, die vor allem in die Stahlproduktion fließen. Gerade im Bereich metallischer Rohstoffe, die ihrerseits fünf Prozent des gesamten Rohstoffbedarfs in Deutschland ausmachen, ist im Zuge der Energiewende eine weitere Steigerung des Bedarfs zu erwarten: Um fossile durch erneuerbare Energien zu ersetzen, braucht es Windräder und andere metallintensive Technologien.
Welches Angebot steht dieser Nachfrage gegenüber? Importe, klar. Jens Gutzmer plädierte aber insbesondere dafür, neue Wege für die Rohstoffversorgung Deutschlands einzuschlagen. Deutschland müsse auf den internationalen Rohstoffmärkten handlungsfähig werden und seine hohen Abhängigkeiten bei kritischen Metallen und Mineralien verringern. Er erläuterte, welche Rolle primäre Rohstoffe spielen können, die aus heimischen Lagerstätten stammen. Anders als immer wieder kolportiert würde, sei Deutschland keineswegs ein „rohstoffarmes Land“. Jens Gutzmer verwies in diesem Zusammenhang auf das Beispiel Kupfererz, das in vielen Lagerstätten in Mitteleuropa vorkommt. Gerade an Kupfer besteht im Rahmen der Energiewende hoher Bedarf.
Natürlich sind auch Materialeffizienz in der Herstellung und Recycling wichtige Möglichkeiten, den Bedarf an metallischen Rohstoffen zu decken – das allein reicht aber nicht immer. Neben technischen Ansätzen wurden in der Diskussion, die von acatech Mitarbeiter Marc-Denis Weitze moderiert wurde, insbesondere Aspekte angesprochen, die uns als Verbraucherinnen und Verbraucher betreffen: Nicht immer gleich neue Geräte kaufen, sondern reparieren und weiterverwenden. So ergaben sich auch viele Bezüge zur neuen Ausstellung im Futurium, die unter anderem mit Unterstützung des Freiberger Instituts erstellt wurde.
Weitere Infos
Als Haus der Zukünfte sucht das Futurium in Berlin Antworten auf die Frage „Wie wollen wir leben?“. Die Bereiche Mensch, Natur und Technik werden gemeinsam gedacht, so dass Ideen und Denkanstöße für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung entstehen.
Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) hat das Ziel, innovative Technologien für die Wirtschaft zu entwickeln, um mineralische und metallhaltige Rohstoffe effizienter bereitzustellen und zu nutzen sowie umweltfreundlich zu recyceln.
Das Themennetzwerk Energie und Ressourcen erarbeitet Analysen und Empfehlungen zu den Themenfeldern Energiebereitstellung sowie Verfügbarkeit und Nutzung natürlicher Ressourcen.
Das Themennetzwerk Materialwissenschaft und Werkstofftechnik diskutiert Aspekte der Forschung, Ausbildung und öffentlichen Wahrnehmung in diesem Feld. So lassen sich verschiedene Lücken in der Kette zwischen Werkstoffentwicklung und der Umsetzung in Produkte identifizieren.